Spatenstich im Oktober, Einzug aller Wahrscheinlichkeit im März oder April: In der Schottenstraße, auf einem früheren städtischen Parkplatz, baut die Wohnungsbaugesellschaft Konstanz (Wobak) im Eilzugtempo vier Vier-Zimmer-Wohnungen für bis zu 32 Flüchtlinge, die die Gemeinschaftsunterkunft verlassen dürfen. Sie sind dann in der Regel schon seit zwei Jahren in Deutschland. Erstmals hier kommt dabei die Holzmodul-Bauweise nach dem Vorarlberger Architekten Johannes Kaufmann zum Einsatz.
Ein Großteil der Bauteile fertigen Spezialisten in der Halle, noch dieses Jahr sollen die Wohnungen in der Schottenstraße stehen, sagt Ulrich Eppler, der technische Leiter der Wobak. Für Januar und Februar sei der Innenausbau vorgesehen, für März oder April der Bezug. Die Kosten liegen bei rund einer Million Euro, das Land Baden-Württemberg trägt 250 000 Euro. Die Kämmerei und Bauverwaltung hätten sofort reagiert, als Fördertöpfe zur Unterbringung von Flüchtlingen geöffnet wurden, sagt Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn.
Johannes Kaufmann habe ein flexibles System entwickelt, das sich an ganz verschiedenen Standorten einsetzen lasse, strich der Bürgermeister heraus. Die Wohnungen seien auf zehn Jahre für die Nutzung durch Flüchtlinge gebunden. Sollten sie dann nicht mehr für Flüchtlinge benötigt werden, könne der Wohnraum auch anderen zur Verfügung gestellt werden. "Das sind ganz normale Wohnungen. Die sollen hier über Jahrzehnte stehen."

Wie viele Menschen auf den jeweils 85 Quadratmeter großen Vier-Zimmer-Wohnungen in der Schottenstraße einziehen, hängt von der Zusammensetzung der Flüchtlinge ab, für deren Unterkunft die Stadt sorgen muss. Es kann sein, dass eine Wohnung als Wohngemeinschaft mit vier Alleinstehenden und eine andere mit einer Familie belegt wird.
Mit Blick auf den Standort im Paradies, direkt hinter dem großen Verwaltungbau an der Laube, sagte Langensteiner-Schönborn beim Spatenstich: "Wir haben den Mut, uns das direkt vor die Haustüre zu bauen." Weil es sich um ein städtisches Grundstück handelt, das nach Gemeinderatsbeschluss in Erbpacht der Wohnungsbaugesellschaft überlassen wurde, sei es schnell möglich gewesen, die Pläne zu verwirklichen. Das Gelände sei ideal, weil Flüchtlinge dort bestimmt nicht isoliert leben müssten. Eine genaue Übersicht, wie viele Flüchtlinge Konstanz langfristig unterbringen muss, und wie viele zusätzliche Wohnungen die Stadt dazu benötigt, hat der Bürgermeister nicht. Er rechnet aber mit mehreren hundert Wohneinheiten. Aktuell sind 17 Wohnungen am Zergle und elf in Egg im Bau. Fünf weitere Standorte sind für den Bau von Anschluss-Unterkünften vorgesehen. Neben dem Neubau versucht die Stadt auch bei Privatleuten Wohnraum für Flüchtlinge zu akquirieren. In größeren neuen Baugebieten soll für Einheimische und Zuwanderer gebaut werden. Als Grundsatz gilt: Alle Stadtteile sollen gleichermaßen einen Beitrag zur Flüchtlingsaufnahme leisten. Für die Wobak ist der Bau der vier Wohnungen an der Schottenstraße ein ungewöhnlich kleines Vorhaben.
Die Holzbauten dort sollen genau so lange halten wie Steinhäuser. Auch die Kosten seien bei beiden Formen des Bauens etwa gleich, sagt Hans-Joachim Lehmann, Sprecher der Wobak. Architekt Johannes Kaufmann sieht im Modulbau die Zukunft. Denn er sichere dem heimischen Handwerk gute Arbeitsplätze. Anders als üblicherweise auf dem Bau könnten sie zu festen Arbeitszeiten, unabhängig vom Wetter in einer Halle bauen, ohne ihren Wohnort verlassen zu müssen. Die Fertigung ähnle den Montagestraßen im Autobau. Lehrlinge könnten in den Hallen zielgerichtet in verschiedenen Fertigungsstufen ausgebildet werden.
Anschluss-Unterbringung
Baden-Württemberg muss 12,97 Prozent der beim Bund ankommenden Asylsuchenden aufnehmen und unterbringen. Die Flüchtlinge werden auf die Landkreise verteilt und müssen zunächst in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Sobald aber eine unanfechtbare Entscheidung über den Asylantrag vorliegt oder 24 Monate nach Aufnahme durch das Landratsamt vergangen sind, müssen Flüchtlinge die Gemeinschaftsunterkunft verlassen. Sie brauchen dann eine alternative Wohnmöglichkeit. Wenn sie diese auf dem freien Markt nicht finden, sollte die Kommune sie ihnen bieten. (rin)