Die Dachform ist erkennbar, in der Fassade sitzen erste Glasscheiben: Bereits von außen ist sichtbar, dass das neue Schwaketenbad Form annimmt. Doch erst bei einer Führung über die Baustelle wird deutlich, wie weit die Arbeiten im Inneren bereits gediehen sind. Der Rundgang beginnt an einem Durchgang aus Beton, der noch etwas verloren in der Landschaft steht. Dies wird später der Haupteingang.

Die alte Tür wird nicht mehr eingebaut
Entgegen erster Meldungen wird hier aber nicht eine Tür aus dem alten Bad wieder eingebaut. „Sie wurde beim schonenden Ausbau beschädigt und zerfiel“, sagt Arnold Wild, Architekt bei den Stadtwerken und Projektsteuerer. Optisch würde sie ohnehin nicht zum modernen Bad passen, findet Robert Grammelspacher, Geschäftsführer der Konstanzer Bädergesellschaft (BGK). Weiter geht es, vorbei an Personal- und Lagerräumen, die Treppe hinunter ins Herzstück des Bades: die Technik.
Ein Gewirr aus Röhren
Im Keller erklärt Arnold Wild die riesigen Sandfilterbehälter, in denen Schmutzpartikel gebunden und abgesaugt werden. Er zeigt die enorme Lüftungsanlage mit ihren Rohren, die sich durch die Katakomben schlängeln. Sie allein koste zwei Millionen Euro, sagt Wild: „In keiner anderen Gebäudeart außer einem Klinikum gibt es so viel Technik wie in einem Schwimmbad.“ Hier unten befinden sich auch für jedes Becken ein Schwallwasserbehälter für den Überlauf, eine Mess- und Regeltechnikanlage zur Chlorsteuerung sowie hocheffiziente Pumpen.

Pumpen auf dem neuesten Stand der Technik
„Bei der Planung gab es diese Pumpen noch gar nicht“, sagt der BGK-Geschäftsführer. Zwar kosten sie 150.000 Euro und damit 26.000 Euro mehr als zunächst gedacht, doch diese Investition werde sich in der Energiebilanz rechnen.
Kosten bei etwa 35 Millionen Euro
Überhaupt, die Kosten: Das Schwaketenbad beläuft sich nach aktuellem Stand auf rund 35 Millionen Euro, veranschlagt waren anfangs 28,8 Millionen. „Wir hatten Baupreissteigerungen um 14 Prozent, in manchen Gewerken sogar um 30 Prozent“, sagt Arnold Wild. Dazu kamen mehrfache Verzögerungen. Allein der Rohbau dauerte sieben Monate länger als geplant. „Am Bau sind 30 Firmen beteiligt. Die erste kam in Verzug, also mussten wir mit 29 nachverhandeln“, erklärt Wild. Die Verzögerungen entstanden bei den Erdarbeiten.

Auch beim Dachausbau kommt es zu Verzögerungen
Weiterer Zeitverlust kam beim Dachbau dazu: „Der Geist dieser Architektur lebt von den drei Dächern mit unterschiedlichen Höhen und Schrägen, das haben manche Firmen im Innenausbau unterschätzt“, erläutert Arnold Wild.

Klarer Durchblick für den Bademeister
Dann steigt er die Treppen wieder hoch und zeigt, wo sich später kleine und große Gäste vergnügen werden: die Schwimmhalle. Die Becken und der Sprungturm sind angelegt, noch in Beton-Grau. „Hier wird mal alles sehr hell und transparent“, verspricht Wild. „Der Schwimmmeister wird von seiner Glaskabine aus einen Rundumblick von 80 mal 110 Metern haben.“ Die Glasfassade sorgt für weitere Transparenz, doch noch ist sie in Folien gehüllt, um die Baustelle winterfest zu machen.

Bauherr hofft auf milden Winter
Nun hoffen die Verantwortlichen auf nicht zu kalte Temperaturen, denn die könnten weitere Verzögerungen mit sich bringen. „Wir können erst im Februar sagen, wann das Bad eröffnen kann“, sagt der BGK-Chef. „Aber es wird definitiv länger dauern als Herbst 2020.“ Dieser Termin wurde zuletzt genannt, ursprünglich sollte das Bad im Herbst 2019 fertig sein.
Deutliche Verbesserungen für Kursanbieter
Trotz aller Verzögerungen sieht Martin Müller, der beim Stadtsportverband für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, den gesamten Prozess positiv: „Wir wurden von Anfang an in die Planungen einbezogen. Natürlich gab es Hakeleien zwischen der Stadt und den Vereinen um die Größe der Wasserflächen und die Anordnung der Becken, aber das haben wir in vielen Gesprächen in Einklang gebracht.“ Durch die zusätzlichen Becken im Vergleich zum abgebrannten Bad gebe es deutlich mehr Belegungszeiten für die Kursanbieter – auch wenn die Verteilung der Kapazitäten spannend werde, so Müller. Schließlich müssen der Schwimmverein Sparta, die DLRG, das Deutsche Rote Kreuz, die Bädergesellschaft und die Uni untergebracht werden, dazu der Schulsport.

Der Schwimmklub Sparta nimmt den erneuten Zeitverzug zur Kenntnis, wünscht sich aber, dass die Traglufthalle über dem Therme-Schwimmerbecken nicht noch einmal aufgebaut werden muss. „Trotzdem war sie für die Übergangszeit eine gute Lösung und hat das Überleben des Schwimmklubs gesichert“, sagt Müller.
Am Ende denken er und der Bäderchef dasselbe: „So ein Brand ist ein schlimmer Einschnitt für die ganze Stadt, aber er hat uns ein neues Badeparadies beschert“, formuliert es der Vertreter des Stadtsportverbands. Für Robert Grammelspacher scheint der Tag des Feuers im Juli 2015 nach wie vor unwirklich. „Ich hätte nie gedacht, dass ein Bad dieser Größe abbrennen kann“, sagt er auf der Baustelle. Die Bilder von damals habe er noch eindrücklich im Kopf. Umso größer ist seine Vorfreude auf das neue Schwaketenbad: „Am Tag der Eröffnung werde ich mich mit glänzenden Augen dem Objekt hingeben und mich an der Freude der Konstanzer erfreuen“, sagt er.