Zum Café und zum Bummeln in den Innenhof, zum Übernachten mit Seesicht in die oberen Stockwerke: Die Sparkasse Bodensee hat die Katze aus dem Sack gelassen, welche Nachnutzung sie für frei werdende Flächen in ihrem Prachtbau an der Marktstätte anstrebt. Das Geldinstitut werde rund 20 Millionen Euro in den Umbau für Handel, Gastronomie und Hotel investieren, erklärte Vorstandsvorsitzender Lothar Mayer. Der Kundenservice bleibt an der Marktstätte.

Eine Aufwertung für die Marktstätte

Das ist ein Paukenschlag und könnte eine Aufwertung an der Marktstätte bedeuten. Die Sparkasse Bodensee will im Erdgeschoss und in der ersten Etage in dem ehemaligen Postgebäude bleiben. Rund 2000 Quadratmeter stünden weiterhin für die direkten Kundengeschäfte zur Verfügung, erklärte Lothar Mayer gegenüber dem SÜDKURIER.

Konstanz, Marktstätte: Die Sparkasse vermietet den größeren Teil ihrer Immobilie in 1A-Lage. Die Verwaltung zieht dauerhaft und komplett ...
Konstanz, Marktstätte: Die Sparkasse vermietet den größeren Teil ihrer Immobilie in 1A-Lage. Die Verwaltung zieht dauerhaft und komplett nach Friedrichshafen. Für 20 Millionen Euro baut das Kreditinstitut um und schafft Platz für ein Hotel mit rund 50 Zimmern, Handel und Gastronomie. | Bild: Sparkasse Bodensee

Aber: 5500 Quadratmeter wird die Sparkasse umbauen für Neues. Im zweiten und im Dachgeschoss stünden 3500 Quadratmeter für ein Hotel im "gehobeneren Segment" mit etwa 50 Zimmern zur Verfügung. Geschäfte zögen in einem kleineren Teil des Erdgeschosses zum Bahnhofplatz hin ein sowie in den Innenhof zwischen Marktstätte und Dammgasse. Dortige Anbauten würden zudem erweitert, schilderte Lothar Mayer. "Wir werten diesen Standort zusätzlich auf", ergänzte er mit Blick auf die Pläne an dieser 1a-Lage an der Marktstätte. Ende dieses Jahres könnte der Umbau beginnen.

Ein Neubau hätte sich nicht gerechnet

Mit dieser Nachricht steht auch fest, wo die Sparkasse Bodensee künftig ihre Verwaltungszentrale haben wird: in Friedrichshafen. Seit geraumer Zeit ist öffentlich bekannt, dass sie ihr Flächenkonzept und ihre Arbeitsprozesse unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimieren will. Räume in bester Konstanzer Lage lassen sich lukrativ vermieten und bringen mehr ein, als sie mit eigenem Personal zu belegen.

Die Sparkasse hatte lange nach einem für die Mitarbeiter zentral gelegenen Standort zwischen Konstanz und Friedrichshafen gesucht. Zwölf Alternativen, sagte Lothar Mayer, seien geprüft worden. Weit gediehen waren die Pläne für einen Neubau in Markdorf.

Der Standort Friedrichshafen ist bereits groß genug für die zusätzlichen Mitarbeiter

Diese Option und die Hoffnung dort, die Institutszentrale zu bekommen, haben sich zerschlagen. Warum? "Die Wirtschaftlichkeit für einen Neubau hat sich nicht gerechnet", sagte Wolfgang Aich, Sprecher der Sparkasse. Soll heißen: Ein Neubau wäre erheblich teurer als vorhandene Strukturen zu nutzen – und es hätte erheblich mehr Zeit in Anspruch genommen, bis er als neuer Verwaltungssitz hätte in Betrieb gehen können.

Der zweite Hauptsitz in Friedrichshafen hat mit etwa 15.000 Quadratmetern Nutzfläche eine ausreichende Größe, um die Verwaltung dort zu konzentrieren. Überschüssigen Raum will das Geldinstitut auch dort an Handel und Gastronomie vermieten. Für Mitarbeiter aus Konstanz sei die Verkehrsanbindung nach Friedrichshafen etwa mit dem Katamaran besser als an einen Standort zwischen beiden Städten.

Mitarbeiter müssen nach Friedrichshafen pendeln

Alle noch in Konstanz arbeitenden Verwaltungsmitarbeiter werden künftig an jenen Tagen nach Friedrichshafen pendeln müssen, an denen sie nicht von zu Hause aus arbeiten können. 70 Stellen, das sind 80 Mitarbeiter, sind insgesamt betroffen. 66 Stellen, 70 Mitarbeiter, verbleiben an der Marktstätte im Kundenservice, der modernisiert werden soll. Wer die künftigen Mieter sein werden, ob nationale oder örtliche Händler und Hotelbetreiber, dazu sagte Lothar Mayer nichts. Es seien noch keine Verträge geschlossen worden. Allerdings weiß Mayer: "Für dieses Konzept ist eine enorme Nachfrage da.

" Die 20 Millionen Euro, die die Sparkasse für den Umbau in Handels-, Gastronomie und Hotelflächen in die Hand nehme, seien "eine rentierliche Investition". Er sei froh, dass der Verwaltungsrat die Beschlüsse einvernehmlich und ohne Kirchturmdenken getroffen habe. Eines konnte der Vorstandsvorsitzende ausschließen: die Ansiedlung eines weiteren Drogeriemarkts an dieser Stelle.

  • Politik: Oberbürgermeister Uli Burchardt ist Vize-Vorsitzender des Verwaltungsrats. Er erklärt: „Ich freue mich über diese Entscheidung des Verwaltungsrates zur Umorganisation. Es gibt nur Gewinner: Die Sparkasse wird nach dieser Umorganisation effizienter und moderner sein denn je und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen ihre Lieblingslösung. Weiterhin rückt der Vorstand in Person des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wieder eng an die Stadt Konstanz. Konstanz profitiert zudem von der Belebung des markanten Sparkassen-Gebäudes an der Marktstätte, von neuen Arbeitsplätzen, die dort entstehen werden, und von neuen Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger. Das ist ein guter Tag für die Sparkasse und ein guter Tag für Konstanz."
  • Handel: Ekkehard Greis ist Vorsitzender des Konstanzer Händlervereinigung Treffpunkt: "Wir gehen von einer Aufwertung dieser Toplage aus.
    Das sieht nach einem wertigen Konzept aus." Zudem geht Greis davon aus, dass die neuen Mieter im Sparkassengebäude "eine gute Ergänzung des vorhandenen Angebots" mitbringen werden.
    Vitaminzufuhr gefällig? Ekkehard Greis, Vorsitzender des Treffpunkt Konstanz, reicht schon jetzt kackig-frische Äpfel, denn das Motto ...
    Vitaminzufuhr gefällig? Ekkehard Greis, Vorsitzender des Treffpunkt Konstanz, reicht schon jetzt kackig-frische Äpfel, denn das Motto des verkaufsoffenen Sonntags am 8. Oktober von 13 bis 18 Uhr lautet: "Konstanz zum Anbeißen". Bild: Aurelia Scherrer
  • Tourismus: Eric Thiel leitet die Marketing- und Tourismus Konstanz GmbH (MTK): "Dieser Mix aus Gastronomie, Hotel und Handel kann funktionieren, da in Zukunft das Erlebnis aus Kundensicht immer wichtiger wird." Ein Hotel an dieser Stelle könne funktionieren, "wobei es immer auf das Konzept ankommt". Die zentrale Lage, die oberen Stockwerke und die historische Substanz ermöglichten ein einzigartiges, urbanes Konzept.
  • Friedrichshafen: Die neben Konstanz zweite Hauptstelle wird nach der neuen Planung der weitaus größte Standort der Sparkasse Bodensee. An der Charlottenstraße arbeiten künftig rund 370 Mitarbeiter, 300 von ihnen in Verwaltungsaufgaben ohne Kundenkontakt. Die Sparkasse investiert rund zehn Millionen Euro in den Standort. In den größeren Teil des Erdgeschosses sollen zwei große Geschäfte und ein Gastronomiebetrieb einziehen.
  • Markdorf: Sparkassen-Chef Lothar Mayer bestätigt, dass die Option eines Neubaus für die Verwaltung intensiv geprüft wurde und dass dabei auch Markdorf einer der „Top-Favoriten“ gewesen sei. Die Ansiedlung der Verwaltung an einem dritten Ort (also weder in Friedrichshafen noch in Konstanz) war 2016 Beschluss des Verwaltungsrats.
    Im Kontrollgremium der Sparkasse Bodensee herrschte damals der Wunsch, Flächen und damit Geld zu sparen und keinen Standort-Streit heraufzubeschwören.
  • Überlingen: Viel zu viel Fläche hat die Sparkasse Bodensee aber nicht nur in Friedrichshafen und Konstanz, sondern auch in Überlingen. Die dortige Sparkasse war einst der dritte Fusions-Partner. Die Direktion in Überlingen ist auf zwei Standorte verteilt: Münsterstraße und St. Johann. Beide will die Sparkasse im Portfolio behalten, aber verkleinern. In den oberen Geschossen könnten aus Büros Wohnungen werden, teilte die Sparkasse am Montag mit. Lothar Mayer erklärte dazu, zunächst nehme man die anderen Projekte in Angriff.