Die roten Lämpchen auf den Kameras sind schon erloschen, als die Fasnacht zum Fest wird. Endlich lassen sich die Gäste im Konstanzer Konzil gehen. Inbrünstig singen sie die alten und irgendwie auch altbackenen Narrenschlager. Dann kommen Simon und Gregor Malkmus nochmals auf die Bühne. Gekonnt zweistimmig stimmen sie ihr Loblied auf die Mutter an, ohne die die Jungs nichts hinbekommen. Und holen ihre eigene Mame nach vorn.

Stets sind es die berührenden Momente, die von der Fernsehfasnacht bleiben. Der Augenblick etwa, als Alfred Heizmann in seiner Wirt-Nummer wie selbstverständlich von irre komisch auf ernst umschaltet und das Lob auf den Stammtisch mit der Warnung vor Rassismus und Verrohung mischt. Und doch ist es keine Predigt, die der Religionslehrer von der Reichenau hält. Es ist das menschenfreundliche Spiegelbild, das er einer bisweilen feindseligen Gesellschaft vorhält. Als die Nummer endet, springen die Gäste im Saal auf.

Dabei war der Abend eher schleppend in Fahrt gekommen. Die erste Stunde plätschert mehr so dahin, bis ausgerechnet der Neuling im Programm das Ruder herumreißt. Yasin Amin, Rapper mit ägyptischen Wurzeln, steht mit Michael Kaltenbach auf der Bühne. Kaltenbach singt wie schon so oft "Konstanzer Fasnacht", da setzt der Rap ein. "Also wenn Ihr keine Alkleichen wollt / nehmt die Kinder an der Hand / und zeig' ihnen voller Stolz / wie es geht an unsrer Fasnacht." Die Nummer dauert nur vier Minuten und zeigt doch all die Kraft, die von Fasnacht ausgehen kann.

Nicht immer klappt es so gut. Mancher gute Text zündet nicht, manche Pointe ist dann doch zu flach, manche Szene zu hölzern. Petra Bruderhofer aus Konstanz erlebt, wie es ist, wenn man aus dem Saal der "Linde" in Konstanz-Wollmatingen in die TV-Öffentlichkeit katapultiert wird. Einem zur Fernsehfigur gewordenen Amateur sieht das Publikum auch kleine Pannen nicht mehr nach. Andere sind routinierter, etwa Claudia Zähringer und Norbert Heizmann, aber auch sie können nicht an ihre Claus-Kleber-und-Gundula-Gause-Nummer von 2015 anknüpfen.

Und: Was im Saal lustig ist, muss am Fernseher noch lange nicht so wirken. Wenn schon die Fasnacht selbst Fans und Hasser spaltet, tut es die medial vermittelte Narretei erst recht. "Ihr Rundfunkbeitrag für gutes Programm", steht auf den SWR-Lastwagen. Was aber gutes Programm ist, darauf kann auch das Publikum dieser TV-Fasnacht keine eindeutige Antwort geben.

Fernsehfasnacht

Zum 20. Mal hat der Südwestrundfunk am Montagabend die Konstanzer Fasnacht live aus dem Konzil übertragen. Nach dem Ausstieg des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aus der Bühnenfasnacht in Friedrichshafen ist es das letzte verbliebene Engagement bei der Saalfasnacht in der Region. Der SWR räumt der Fasnacht aber durch regelmäßige Übertragungen von Umzügen im Südwesten einen hohen Stellenwert ein. Neben dem Kulturauftrag der von der Allgemeinheit finanzierten Sender gelten auch die vergleichsweise geringen Produktionskosten als ein wesentlicher Grund, warum so viel Fasnacht im Fernsehen läuft.

Auch der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt findet das gut und erklärte am Dienstag mit Blick auf die deutlich gestiegenen Einschaltquoten: "Ich freue mich sehr über den großen Erfolg der diesjährigen Konzilfasnacht und sage ein großes Dankeschön." Sein Glückwunsch gelte allen Akteuren, allen Helfern hinter den Kulissen und dem SWR: "Die Konstanzer Fasnacht hat erneut eine tolle Visitenkarte für Konstanz abgegeben!“ (rau)