„Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht“, tut Edith Hespeler ihrem Frust gegenüber dem SÜDKURIER kund. Nachdem im Vorjahr der geliebte Kater im stolzen Alter von 23 Jahren verstarb, war für sie und ihren Ehemann Günther klar: Ein neuer Vierbeiner muss her. Ein Freigänger aus dem Konstanzer Tierschutzheim sollte das neue Familienmitglied des Allensbacher Ehepaars werden.
Die Pläne der Hespelers sollten allerdings von einem Mitarbeiter des Tierheims zunichte gemacht werden. Bei einem Wohnungsbesuch erklärte dieser, dass die beiden zu nah an der Straße wohnen würden, um eine freilaufende Katze bei sich aufnehmen zu können. Zu groß sei die Gefahr eines Unfalls.
Die Entscheidung des Tierheims ließ das Ehepaar ratlos und wütend zurück: Zwei Katzen haben bis ins hohe Alter bei den Hespelers gewohnt. Beide seien an Altersschwäche und nicht an den Folgen eines Unfalls gestorben. Die eigene Wohnung läge zudem in einer „grünen, verkehrsberuhigten 30er-Zone“, erklärt Günther Hespeler. An einer Straße müsse man ja zwangsweise immer wohnen, fügt der Rentner hinzu.
Kein Tier darf der Gefahr eines Unfalls ausgesetzt sein
Heidi Schätzle, Leiterin des Tierschutzheims Konstanz, gibt Günther Hespeler in diesem Punkt recht: Wer im Umkreis Konstanz wohnt, entkommt Verkehr vor der eigenen Haustür nur in den seltensten Fällen. „Doch auch eine 30er-Zone kann eine Gefahr für Katzen sein“, so Schätzle. Sie selbst kann sich deshalb nicht daran erinnern, wann das Tierheim das letzte Mal eine freilaufende Katze im Umkreis Konstanz vermitteln konnte. Mehr Erfolg habe man in ländlicheren Gegenden in der Schweiz.
Für Schätzle und ihr Team gilt bei der Vermittlung von Katzen eine goldene Regel: Kein Tier darf der Gefahr eines Unfalls leichtfertig ausgesetzt werden. Jeder Einzelfall würde deshalb genaustens geprüft werden. Immer wieder würde es deshalb vorkommen, dass Tierfreunde aufgrund einer Entscheidung des Tierheims dieses verärgert verlassen würden, erzählt Schätzle.
Die Verärgerung der Hespelers ist mittlerweile fast schon wieder verflogen: Nur einige Tage nach der Absage des Tierschutzheims zog mit Benni ein junger Kater bei dem Ehepaar ein. Über einen Bekannten sei man an den kleinen Vierbeiner gelangt, erzählt Günther Hespeler. Seine Ehefrau fügt hinzu, dass der junge Kater bereits munter im Wohnzimmer spielt und dem Ehepaar schon jetzt viel Freude bereitet.