Der Sommer hat gerade erst begonnen, trotzdem knallt die Sonne erbarmungslos auf die trockene Wiese an der Bleicherstraße. Es hat um die 24 Grad, gefühlt heißer. Die Hunde von Brigitte Mairhofer, Monika Beil und Barbara Menge laufen freudig umher, begrüßen sich, hier und da ist ein aufgeregtes Bellen zu hören. Lang dauert das rege Treiben allerdings nicht an. Das Bellen verwandelt sich rasch in ein angestrengtes Hecheln.
Schon frühsommerliche Temperaturen können für die Vierbeiner zur Qual werden. Um die Hitze zu ertragen, müssen sie sich abkühlen. Kein Problem in Konstanz, oder doch? Doch. Mairhofer und andere Hundebesitzer werden immer wieder von Badenden beschimpft oder gar bedroht, wenn sie ihre Tiere an öffentlichen Badestellen ins Wasser lassen.

Das berichtete sie bereits 2019 in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Geändert habe sich an der Situation seither wenig. Die 59-Jährige wünscht sich, dass die Stadt etwas unternimmt.
Anfeindungen und Bedrohungen am Ufer
In Konstanz gibt es keine offiziell ausgewiesenen Hundestrände. Ein striktes Verbot für die Tiere gilt laut Stadtsprecherin Anja Fuchs nur in Strandbädern. An allen anderen Uferbereichen würden Hunde „geduldet“, so Fuchs weiter. In der Realität sieht das laut Brigitte Mairhofer allerdings anders aus – denn geduldet würden ihre Tiere oft eben nicht.
Beispielhaft berichten die drei Frauen von unschönen Erlebnissen, die sie mit Badenden am Seerhein machen mussten. Direkt gegenüber des Vereins für Sport und Natur Konstanz gebe es regelmäßig Ärger, berichtet Mairhofer.
Dort ist ein Zugang zum Wasser, am Rand ein kleiner Steg. „Viele meinen, das sei hier ein Strandbad“, sagt die 59-Jährige. „Und dann behaupten sie, die Hunde dürften nicht ins Wasser. Oder sie blockieren den gesamten Zugang.“ Ständig müsse sie darüber diskutieren, das sei anstrengend. Nicht immer bleibt es dabei. „Wir werden oft aufs Übelste beschimpft“, bedauert Barbara Menge. „Nehmen Sie Ihren Drecksköter da raus!“, sei noch eine der harmloseren Anfeindungen.
Monika Beil berichtet zudem davon, wie eine Bekannte nahe der Wasserschutzpolizeistation von einem Schwimmer bedroht wurde: „Wenn Sie nicht sofort weggehen, hau ich Ihrem Hund einen Stein auf den Kopf!“, soll der Mann letzten Sommer gesagt haben.

Situationen wie diese lassen die Frauen verzweifeln. Brigitte Mairhofer dazu: „Was sollen wir denn machen? Wenn es so heiß ist, müssen die Hunde ins Wasser. Sie halten das sonst nicht aus.“ Komplett abseits des Bodensees könne die 59-Jährige mit den Tieren im Sommer nicht spazieren gehen. „Wenn sie ein bisschen abgekühlt sind, geht‘s wieder“, sagt sie.
Hundebesitzer wünschen sich Beschilderung
„Wenn hier Hunde erlaubt wären, dann gäbe es ein Schild.“ So argumentieren laut Brigitte Mairhofer viele Badende, die sich an den Vierbeinern stören. Deshalb wünschen sich die Hundebesitzer genau das von der Stadtverwaltung: Schilder.
Werner Palko, der mit seinem Hund Nemo an diesem Tag auch am Seerhein ist, meint: „Es würde ja schon reichen, zu kennzeichnen, dass Hunde hier auch erlaubt sind.“ Einen offiziellen Hundebadeplatz werde die Stadt keinesfalls ausweisen, da ist sich der Konstanzer sicher.
Palko sieht in der Anbringung von Schildern einen Vorteil für alle Beteiligten: „Es gibt Menschen, die Angst vor Hunden haben. Wenn sie darauf hingewiesen würden, dass hier auch Hunde erlaubt sind, könnten sie in ein offizielles Strandbad gehen.“ Damit verweist er erneut darauf, dass viele Badende gar nicht wüssten, dass sie das Wasser an dieser Stelle unter Umständen mit den Vierbeinern teilen müssen.
Trotz alldem: „Natürlich gibt es auch Leute, die sich nicht an den Hunden stören. Oder welche, die sich sogar über sie freuen“,“ betont Barbara Menge. Insgesamt plädieren die Herrchen und Frauchen für gegenseitige Rücksicht. Brigitte Mairhofer dazu: „Wenn ich sehe, dass viele Menschen oder Kinder im Wasser sind, dann leine ich meine Hunde immer an.“
Mairhofer hält Leinenpflicht für nicht sinnvoll
Apropos Anleinen: Eine Leinenpflicht besteht in diesem Uferbereich des Seerheins nicht. „Da bin ich auch total dagegen“, sagt Brigitte Mairhofer. Hunde, die immer an der Leine sind, seien häufig aggressiv, weil sie nicht laufen dürfen, meint die 59-Jährige. „Es liegt in der Verantwortung der Besitzer, die Tiere zu sozialisieren. Dann können sie auch frei laufen.“

Wird die Stadt also die geforderten Schilder aufstellen? Kurz: Nein. Stadtsprecherin Anja Fuchs teilt auf SÜDKURIER-Nachfrage mit, dass Hunde zwar an allen öffentlichen Uferstellen geduldet würden – allerdings unter der Bedingung, dass niemand gefährdet oder belästigt werde. „Dabei geht es aber nicht nur um die Frage, ob Hunde ins Wasser dürfen, sondern auch, ob sie dort an der Leine bleiben müssen oder nicht“, so Fuchs.
Demnach müsse man jede Situation einzeln bewerten – abhängig von Uhrzeit, Wetterlage und Jahreszeit. Fest aufgestellte Schilder würden dem nicht gerecht werden, sagt die Stadtsprecherin. Dann ergänzt sie: „Wenn zum Beispiel gerade viele Menschen am Wasser sind (...), sollte man keinen Hund direkt daneben ins Wasser lassen. Mit gegenseitiger Rücksicht sollte es dennoch möglich sein, dass man aneinander vorbei kommt.“