Ein wenig befremdlich ist es schon. Oberbürgermeister Uli Burchardt steht beim Unternehmerfrühstück vergangene Woche am Rednerpult auf der Bühne des Konzils und gleich zu Beginn singt er das Hohelied aufs Bodenseeforum. Er spricht von der tollen Auslastung des Hauses, er lobt die technische Ausstattung, die vielfache Nutzungen für Messen, Kongresse, Vereine oder kulturelle Veranstaltungen. Seine Absicht ist klar: Er trägt das Bodenseeforum zu Markte, auf dass es von den Unternehmen gebucht werde.

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Daran ist nichts Falsches, nur das größte diplomatische Geschick legt der OB damit nicht an den Tag. Denn die versammelte Unternehmerschaft befindet sich in dem altehrwürdigen Gebäude des Konzils, das ebenso wie das Bodenseeforum zum Immobilienbestand der Stadt gehört. Zwar hat sich die Erkenntnis weitgehend durchgesetzt, dass die beiden Häuser nur überschaubare Schnittmengen haben und sich somit als Konkurrenz nur selten in die Quere kommen dürften. Und doch erscheint das Marketing des OB fürs Bodenseeforum unpassend an diesem Ort.

Denn die Stadt muss als Verpächterin des Hauses zugleich ein Interesse daran haben, dass das Konzil läuft. Nach Angaben der Stadtverwaltung ist dies allein deshalb der Fall, weil es keine wesentlichen Änderungen zum Vertrag mit dem Vorpächter Manfred Hölzl gibt. Laut Pressesprecher Walter Rügert sind lediglich einige Positionen konkretisiert worden.

Das Konzil ist und bleibt ein Flaggschiff der Stadt Konstanz. Heftig diskutiert wird nach dem Pächterwechsel allerdings über die ...
Das Konzil ist und bleibt ein Flaggschiff der Stadt Konstanz. Heftig diskutiert wird nach dem Pächterwechsel allerdings über die unternehmerische Strategie des Hauses. | Bild: Greta Seeburger | SK-Archiv

So wirtschaftet der neue Pächter Detlef Haupt beispielsweise weiterhin auf der Basis einer Umsatzpacht, die sich im Vergleich zum bisherigen Betrag zu Beginn des Jahres 2023 um zwei Prozent erhöht. Erhalten bleiben auch die Rechte der Vereine und Einrichtungen der Stadt. Sie haben bei der Nutzung der Räume ein Vorrecht vor anderen Bewerbern, soweit diese noch keine verbindliche Zusage erhalten haben.

Weitgehend gleiche Bedingungen gelten ferner für das Leistungs- und Investitionsspektrum, zu dem sich die Stadt im Pachtvertrag verpflichtet. So wird das im städtischen Eigentum befindliche Inventar seitens der Stadt instandgehalten und bei Bedarf ersetzt. „Die übliche Zuständigkeit in Dach und Fach“, so heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung weiter, „liegt wie schon beim Vorpächter ebenfalls bei der Stadt.“

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Narren und Feuerwehr wird es zu teuer

Und dennoch springen einige örtliche Vereine bei der Anmietung des Konzils ab. Wie berichtet, weicht die Narrengesellschaft Niederburg wegen der Kosten im Fall ihrer Traditionsveranstaltung zum Auftakt der Fasnacht am 11.11. ins Inselhotel aus. Auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigte jetzt auch Bernd Roth als Kommandant und Amtsleiter der Konstanzer Feuerwehr, dass der Kameradschaftsabend nicht wie geplant im Konzil, sondern in der Seeblickhalle in Litzelstetten stattfinden wird.

Der Grund ist der gleiche wie bei den Narren: Man kann sich das Konzil nicht leisten. „Der Preis war so hoch, dass er aus unserer Sicht nicht verhandelbar war“, erläutert Bernd Roth und macht dazu einen Vergleich. Wenn man sich ein Auto für 20.000 Euro kaufen wolle, dann könne darüber verhandelt werden, ob es vielleicht nicht auch 25.000 Euro sein könnten. „Doch wenn der Preis gleich mal beim Doppelten oder Dreifachen liegt, dann geht‘s eben nicht.“

Kommandant Bernd Roth bestätigt gegenüber dem SÜDKURIER, dass nach den Narren auch die Feuerwehr dem Konzil den Rücken kehrt.
Kommandant Bernd Roth bestätigt gegenüber dem SÜDKURIER, dass nach den Narren auch die Feuerwehr dem Konzil den Rücken kehrt. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Der Kameradschaftsabend mit voraussichtlich 350 bis 400 Teilnehmern wird deshalb wieder in Litzelstetten stattfinden – so wie bereits vor 2018. Dass man vor vier Jahren mit der Feier ins Konzil wechselte, lag unter anderem an der beabsichtigten Wertschätzung der ehrenamtlichen Helfer. Während beispielsweise im Konstanzer Ortsteil die Feuerwehr bei der Bewirtung von Partnervereinen unterstützt wurde, leistete man sich 2018 erstmals den vollen Service des gastronomischen Betriebs.

Der Preis, den Manfred Hölzl den Wehrleuten damals machte, lag laut Bernd Roth im Toleranzbereich seines Budgets. Eine konkrete Summe nennt er weder für das Konzil noch für die Seeblickhalle, aber mehr als ein Betrag im unteren fünfstelligen Bereich sei für die Feuerwehr nicht drin. Diesen kann man sich leicht selbst ausrechnen: Neben den Kosten für die Anmietung, die Reinigung, den Service samt des Caterings kommt man bei 400 Gästen auf einen Pro-Kopf-Betrag von 30, vielleicht 40 Euro. Zumal unter Berücksichtigung der Inflation ist damit nicht wirklich ein Geschäft zu machen.

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„Wir haben gewiss nichts verschenkt“

Warum aber sind dann Manfred Hölzl und sein Team nicht verhungert? „Wir haben gewiss nichts verschenkt“, so seine Begründung, nur habe er eben ein anderes Unternehmenskonzept gefahren als sein Nachfolger. Das sei im Übrigen 1982 nicht anders gewesen. Damals stand das Konzil im Ruf einer „Apotheke und Touristenfalle“. Unter seiner Leitung im Sinne eines Familienunternehmens sei harte Aufbauarbeit notwendig gewesen, um das Konzil zur guten Stube von Konstanz zu entwickeln.

Zu diesem Konzept zählte das Festhalten an der deutschen Küche mit der Verarbeitung regional bezogener Lebensmittel „auch in einer Zeit, als alle Welt plötzlich auf die mediterrane Küche setzte“. Ein weiterer Bestandteil war der vergleichsweise hohe Anteil örtlicher Veranstalter: Rund ein Fünftel der jährlich etwa 300 Veranstaltungen wurde unter Manfred Hölzl von Vereinen oder lokalen Einrichtungen ausgerichtet.

Manfred Hölzl sagt über die neue Unternehmensstrategie des Konzils: „Es ist verständlich, dass die Veränderung vielen Menschen ...
Manfred Hölzl sagt über die neue Unternehmensstrategie des Konzils: „Es ist verständlich, dass die Veränderung vielen Menschen richtig wehtut.“ | Bild: Scherrer, Aurelia

Das wiederum sei betriebswirtschaftlich nur möglich gewesen, weil die örtlichen Veranstalter ihrerseits Entgegenkommen zeigten, und zum Beispiel ihre Kompetenzen bei Saalwachen entsprechend günstig zur Verfügung stellten. Rückblickend bringt Manfred Hölzl sein Unternehmenskonzept in drei Worten auf den Punkt: „Konzil, Konstanz, Bodensee!“

Dieses Konzept ging auf, aber von Glorifizierung oder Folklore will Manfred Hölzl nichts wissen. Auch für ihn habe am Ende immer der Blick in die Kasse gezählt. „Betriebswirtschaftlich muss die Rechnung aufgehen“, sagt er zur Bilanz seiner Zeit als Unternehmer und verteidigt eben deshalb seinen Nachfolger. Dieser verfolge nicht das Konzept eines Familienbetriebs – und er dürfe es aufgrund der Einbindung in einen gastronomischen Verbund auch nicht. Die Strategie dieses Konzerns sei nach seiner Wahrnehmung großstädtisch ausgerichtet, entsprechend finde eine Verlagerung bei den Zielgruppen statt.

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Nicht ausgeschlossen ist für Manfred Hölzl, dass in der Neudefinition des Verhältnisses von Wirt und Gast zugleich die generellen Wachstumsbeschwerden der Stadt schmerzhaft spürbar werden – wobei hierbei nicht nur der ehemalige Unternehmer und Konzil-Betreiber, sondern auch der Stadtrat spricht.

Das Haus sei unter seiner Leitung als ein mit der Mainau oder dem Inselhotel vergleichbarer Leuchtturmbetrieb auf den Status der guten Stube der Stadt zurückgeführt worden und zeige, wie sehr sich die Konstanzer mit dem Konzil identifizieren. „Es ist verständlich“, sagt Manfred Hölzl, „dass die Veränderung vielen Menschen richtig wehtut.“