Es riecht nach Skandal. Die Frage ist: Täuschen in diesem Fall die Geruchsnerven? Es geht um eingeschliffene Traditionen im Konzil und eine Auseinandersetzung zwischen Detlef Haupt, Geschäftsführer des Restaurants und der Event GmbH, sowie Werner Greuter, der dem Konstanzer Line Dance Club vorsteht. Sein Line Dance Festival steht vor dem Aus im Konzil.

Drama für den Veranstalter

Für Greuter ist es ein Drama. 15 Jahre hat er nach eigenen Angaben das Festival mit bis zu 1300 Teilnehmern aus ganz Europa in Konstanz organisiert, darunter in den vergangenen zwölf Jahren im Konzil. Doch in diesem Jahr wird es aller Voraussicht nach ausfallen, ebenso der Gala-Tanzball, der in mehr als zehn Jahren ebenfalls in dem historischen Gebäude am Stadthafen gefeiert wurde.

Line Dance Festival 2018 im Konzil.
Line Dance Festival 2018 im Konzil. | Bild: Larissa Hamann

Greuter bleibt wahrscheinlich auf rund 30.000 Euro Kosten sitzen, die er schon für Werbung und Tickets ausgegeben hat. Denn im März zog das Konzil das Angebot für das Festival im Oktober und den Gala-Ball im November zurück. Verträge hatte Greuter bis dahin nicht unterschrieben. Er vertraute auf die mündliche Zusage, so wie er das kannte. Beim früheren Konzilwirt Manfred Hölzl lief viel über gegenseitiges Vertrauen und die Verlässlichkeit langjähriger Kunden.

Früherer Wirt hat Verständnis

Bei ihm konnten manche Veranstalter auch noch kurzfristig unterschreiben, bestätigt Hölzl auf Nachfrage. Er weiß aber auch, dass die Eventwelt eine andere geworden ist. Bei den heutigen Sicherheitsvorschriften und Auflagen seien Verträge unausweichlich.

Detlef Haupt sagt, es seien dieses Jahr noch Termine frei, aber nicht vom 21. bis 23. Oktober – die Tage, für die es schon gedruckte und teilweise verkaufte Eintrittskarten für das Festival gibt. Er sei immer bereit, mit dem Club in Verhandlung zu treten, aber nicht mehr mit Werner Greuter, sagt Haupt. „Es ist ein lukratives Event. Aber nicht um jeden Preis. Wir lassen nicht bis zum Anschlag auf uns herumtreten.“

Detlef Haupt, Geschäftsführer der Gastronomie und der Eventräume im Konzil.
Detlef Haupt, Geschäftsführer der Gastronomie und der Eventräume im Konzil. | Bild: Rindt Claudia

Der 55-jährige Meisterkoch, der sein Leben in der Gastronomie verbracht hat, darunter auch in Sternelokalen, stellt über sich und seinen Beruf fest: „Ich bin anpassungsfähig“. Unter anderem arbeitete er in Frankreich, Chile, Brasilien und Kanada in der Gastronomie. Auch in Konstanz habe er sich mit allen zusammengerauft.

Es sei nicht einfach gewesen, in die Fußstapfen von Manfred Hölzl zu treten, der das Konzil 40 Jahre geführt und dabei einige Sonderkonditionen etabliert hatte. Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie, die gerade die Gastronomie und Veranstaltungsbranche hart traf.

Weniger für Säle gezahlt

Auch Werner Greuter genoss für seine Veranstaltungen Rabatt, etwa bei der Miete der Säle für das Festival. So zahlte er 2021 deutlich weniger als den Listenpreis. Für den Oberen Saal zum Beispiel 300 statt 1950 Euro am Tag, für den Unteren 200 statt 1200 und für den Speichersaal 300 statt 500. Dies geht aus den Rechnungen hervor, die das Konzil stellte. Schon unter Hölzl galten für Greuter, der als harter Verhandler gilt, Sonderkonditionen.

Der frühere Konzilwirt Manfred Hölzl. Er führte das Haus über Jahrzehnte, dabei ging auch vieles über den kurzen Dienstweg.
Der frühere Konzilwirt Manfred Hölzl. Er führte das Haus über Jahrzehnte, dabei ging auch vieles über den kurzen Dienstweg. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Die ersten Brüche zwischen Greuter und Haupt traten schon im vergangenen Jahr auf. Am 20. November veranstaltete Greuter mit seiner Perfect‘s AG und Helfern vom Line Dance Club den Gala-Tanzball. Und hatte einiges zu bemängeln: von Spinnweben im Treppenhaus, über die Kälte in der Eingangshalle bis zum Essen, das nicht den Anforderungen eines Gala-Dinners entsprochen habe.

„Ein peinlicher Abend“

Zu allem Überfluss habe es schon um 23.30 Uhr bei der bis 2 Uhr angesagten Veranstaltung keinen Kaffee mehr gegeben. „Danach sind 75 Gäste, die all die Jahre vorher sehr zufrieden waren, davongelaufen. Ich selber erlitt einen Nervenzusammenbruch. Für mich war der Abend ziemlich peinlich“, erzählt Greuter. Er kritisiert, dass Detlef Haupt als Ansprechpartner nicht vor Ort gewesen sei.

Das könnte Sie auch interessieren

Haupt räumt ein: „Das war keine Glanzleistung.“ Wegen der Pandemie und aus anderen Gründen seien Mitarbeiter ausgefallen. Er selbst sei nicht vor Ort gewesen, um nach dem Rechten zu sehen. „Ich habe mich auf die Jungs verlassen.“ Er habe aber für die nächste Veranstaltung von Werner Greuter reagiert und als Entschuldigung einen kleinen Aperitif angeboten.

21 Euro pro Stunde

Doch für den Ausrichter war das nicht genug. Als die Rechnung für den Ball kam, schaute er genau hin und entdeckte bei der Feuerwache und dem Sanitätsdienst eine Abweichung zu früher. Das Konzil rechnete dafür 21 Euro pro Stunde ab – insgesamt waren das 582 Euro (beim Line Dance Festival 824 Euro).

Das könnte Sie auch interessieren

Das Rote Kreuz und die Feuerwehr verlangen beim Einsatz von Ehrenamtlichen aber nur 8,50 Euro pro Stunde und zehn pro Person. Unter dem Strich schenke das Rote Kreuz dem Veranstalter ein Drittel der wahren Kosten, die etwa durch Schulungen entstehen, sagt Alex Schroff, Leiter der DRK-Bereitschaft. Der Betrag werde durch Spenden gedeckt.

Grundsätzlich sei das Konzil in diesem Punkt frei bei der Preisgestaltung, stellt die Stadtverwaltung Konstanz, der das Gebäude gehört, auf Nachfrage fest. Und Detlef Haupt hält es für falsch, hinterher Dinge zu kritisieren, die vorher vereinbart wurden.

Das Konzilgebäude am Konstanzer Hafen.
Das Konzilgebäude am Konstanzer Hafen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Anders als sein Vorgänger berechne er alle Kosten, die rund um Sanitäts- und Feuerwehrdienst anfallen, also auch das Buchen, die Verpflegung und das Stellen der Rechnungen. „Das sind Preise, die der Markt vorgibt.“

Unter dem alten Konzilwirt wurde über Jahrzehnte 1:1 nur das in Rechnung gestellt, was Feuerwehr und Sanitätsdienst verlangten. Das habe er schon vor 40 Jahren von seinem Vorgänger so übernommen, sagt Hölzl.

Gleiche Konditionen angeboten

Greuter fühlte sich über den Tisch gezogen. Deshalb hakte er im Januar nach. Auch bei der Berechnung der Mehrwertsteuer will er einen Fehler gefunden haben. Und er glaubt, dass er deshalb nun ausgebootet wurde. Das Haus hatte noch im Dezember zu den fast gleichen Konditionen wie im Vorjahr ein Angebot abgegeben. „Wir wollten es so wieder machen“, sagt Detlef Haupt.

Bis Ende März habe man auf eine Antwort gewartet, dann das Angebot zurückgezogen. Es gab einen anderen Interessenten. Zudem sei eine Rechnung aus 2021 nicht vollständig beglichen worden.

Die Tickets fürs Line Dance Festival im Oktober im Konzil waren schon gedruckt und hunderte Karten verkauft.
Die Tickets fürs Line Dance Festival im Oktober im Konzil waren schon gedruckt und hunderte Karten verkauft. | Bild: Rindt Claudia

Greuter wiederum betont, er habe von Dezember bis März vergeblich versucht, beim Konzil einen Gesprächstermin zu bekommen. „Ich habe gesagt, wir müssen reden.“ Obwohl Greuter noch nicht unterschrieben hatte, warb er für das Line Dance Festival 2022 in Fachzeitschriften und verkaufte Karten.

Das könnte Sie auch interessieren

Alle Versuche, in Konstanz einen Ersatzraum zu den Terminen zu finden, seien gescheitert. Nun fürchtet er um den Fortbestand des Projekts: Das Festival und der dabei abgehaltene Wettbewerb seien eng verbunden mit der Existenz des Line Dance Clubs. „Das ist der wichtigste Baustein.“ Er würde sich wünschen, dass die Stadt Konstanz eingreift.

Stadt mischt sich nicht viel ein

Ja, sagt Svetlana Santangelo vom kaufmännischen Gebäudemanagement der Stadt, man könne mit den Betreibern des Konzils reden. Diese reagierten erfahrungsgemäß schnell auf Kritik. „Alles in allem habe ich das Gefühl, die machen einen guten Job“, sagt Santangelo. Grundsätzlich versuche sich die Stadt allerdings nicht zu viel einzumischen. In der Gestaltung des Preises bei den Feuerwachen und der Sanitätsdienste sei der Betreiber frei.