Bisher war klar, wohin die Reise am 11.11. geht. Wer irgendwie in Konstanz etwas bedeutet oder zumindest davon überzeugt ist, pilgert ins Konzil zum Fasnachtsauftakt der Narrengesellschaft Niederburg. Nur wenige Veranstaltungen gibt es, die es mit diesem gesellschaftlichen Hochamt aufnehmen können. Es geht ums Sehen und gesehen werden, um das Selbstverständnis der Stadt und witzig ist die Chose allemal.

Fasnachtsauftakt wird ins Inselhotel verlegt

In diesem Jahr aber wird daraus nichts. Den Start in die Saison lässt sich die Niederburg zwar nicht nehmen, doch statt im Konzil wird der Auftakt der Fasnacht in den großen Saal des Inselhotels verlegt. Der Grund ist das Geld, denn die Saalmiete liegt nach Angaben des Präsidenten der Narrengesellschaft Mario Böhler jenseits der finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Er weiß sich dabei nicht allein. Es gebe andere Vereine und Organisationen, die sich ähnlich wie die Narren vor den Kopf geschlagen fühlen.

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Letztere aber schmerzt der Verlust des angestammten Domizils besonders. Das Konzil ist in Zusammenarbeit mit der Niederburg laut Mario Böhler zu einem Markenwert aufgebaut worden, was vor allem bei der TV-Fasnacht des SWR deutlich werde. Für den Präsidenten der Narren handelt es sich um einen ideellen Wert, dessen sich der bisherige Pächter Manfred Hölzl bewusst gewesen sei. „Der hat das geschickt gemacht“, sagt Mario Böhler, „doch diese Liebe zum Haus und seinen Veranstaltungen ist weg.“

Gute Lage, viel Geschichte: Das Konzil ist ein Markenzeichen von Konstanz. Die Erwartungen zwischen Teilen der Stadtgesellschaft und dem ...
Gute Lage, viel Geschichte: Das Konzil ist ein Markenzeichen von Konstanz. Die Erwartungen zwischen Teilen der Stadtgesellschaft und dem neuen Pächter werden zurzeit neu justiert. | Bild: Lucht, Torsten

Die Bemerkung zielt wohl auch auf den neuen Pächter Detlef Haupt, und der ist sich seines schweren Stands bei der eingesessenen Klientel bewusst. „Wir werden zum Politikum gemacht“, sagt der 56-Jährige, doch die Politik hat längst entschieden. Die Stadt als Eigentümerin des Konzils hat mit dem in Form einer GmbH geführten Nachfolgeunternehmen die Pachtbedingungen festgelegt. Dabei gibt es feste Sätze für die diversen Saalmieten etwa für Vereine, für städtische oder kommerzielle Veranstaltungen.

SWR sollte 35.000 Euro für TV-Fasnacht berappen

Freundschaftspreise oder Sonderkonditionen seines Vorgängers Manfred Hölzl, der allein aufgrund der langjährigen Pachtzeit in der Stadt als Institution mit hohen Sympathiewerten gilt, kann und will Detlef Haupt dabei nicht übernehmen. Gleichwohl respektiert er bis zu einem gewissen Grad die gewachsenen Strukturen. Für die Kinderfasnacht etwa wurde bislang ein eher symbolischer Mietpreis von 111,11 Euro erhoben, und hier kommt der neue Konzil-Chef den Narren entgegen.

Sprudeln die Einnahmen beim Betrieb des Konzils wie von selbst? Nach Angaben des neuen Pächters muss knallhart gerechnet werden.
Sprudeln die Einnahmen beim Betrieb des Konzils wie von selbst? Nach Angaben des neuen Pächters muss knallhart gerechnet werden. | Bild: Lucht, Torsten

Anders ist das hingegen beim SWR, der alljährlich für die TV-Fasnacht das Konzil anmietet. „Die haben Schnappatmung bekommen, als ich ihnen im vergangenen Jahr unser Angebot vorgelegt habe“, fasst Detlef Haupt seine Erinnerung an die Verhandlungen zusammen. 35.000 Euro (plus Mehrwertsteuer) sollte der Sender laut Listenpreis dafür berappen, am Ende einigte man sich im Winter des Jahres 2022 auf einen Sonderpreis in Höhe von 15.350 Euro.

Anders als beim Fasnachtsauftakt, bei dem die Narrengesellschaft Niederburg die Kosten zu tragen hat, verbleibt die TV-Fasnacht auch 2023 im Konzil – wie übrigens auch die Narrenspiele der Narrengesellschaft Niederburg. Über die Preise schweigen die Verhandlungspartner, der Betrag dürfte jedoch über dem des laufenden Jahres liegen. „Es ist völlig normal, dass bei einem Betreiberwechsel alte Absprachen teilweise hinfällig werden“, heißt es dazu auf SÜDKURIER-Anfrage von Seiten des SWR.

Kosten der TV-Fasnacht laut SWR im üblichen Rahmen

Der Sender verweist in diesem Zusammenhang auf den hohen Aufwand der Produktion, bei dem sämtliche Etagen des Konzils für mehrere Tage gebucht werden müssten. Generell sei man jedoch auf den sorgsamen Umgang mit den Rundfunkbeiträgen bedacht, die sich aus mehreren Positionen zusammensetzten. Bei diesen Gesamtkosten sei die Konstanzer TV-Fasnacht preislich vergleichbar mit den Fasnachtssendungen in Donzdorf und Frankenthal.

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Auf jeden Fall aber bewegen sich die aktuellen Angebotspreise des Konzils deutlich über denen aus der Vor-Corona-Zeit beziehungsweise des Pachtvorgängers Manfred Hölzl. Sein Nachfolger Detlef Haupt steht dazu, er versteht sich weder als Sponsor noch als Politiker. „Ich bin Gastronom und will, dass meine Kunden zufrieden sind. Und dann bin ich auch noch als Geschäftsführer verantwortlich für das Unternehmen“, sagt er unter anderem mit Verweis auf 57 fest angestellte Mitarbeiter und zirka 15 Aushilfen.

An den Pachtverhältnissen selbst gibt es für ihn nichts auszusetzen, das Miteinander mit der Stadtverwaltung sei sehr gut. Das ändere nichts daran, dass für die Ausgestaltung der Angebote letztlich die Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend sein müsse. Bei einem mittelfristigen Investitionsbedarf für den Küchen- und Lagerbereich in Höhe von einer halben Million Euro oder beispielsweise Energiekosten von durchschnittlich 500 Euro pro Tag sieht er aber wenig Spielraum für politische Preise zum Erhalt tradierter Strukturen der Stadtgesellschaft.