Die Zähne des kräftigen Bibergebisses hinterlassen derzeit überall ihre Spuren: Bäume in Konstanz und in den Vororten sind deutlich angeknabbert, manchmal mussten die Technischen Betriebe (TBK) sie aus Sicherheitsgründen sogar fällen.
In diesem Winterhalbjahr betraf dies laut Stadt Konstanz rund zehn Bäume. Aus Sicht der Menschen treiben Biber ihr Unwesen, riskieren durch ihre Bauten Überschwemmungen oder bedienen sich am Ertrag von Landwirten.
Wie viele Exemplare dieser Nagetiere derzeit in Konstanz unterwegs sind, ist schwer zu sagen, da Biber einen großen Radius als Lebensraum nutzen und mitunter unentdeckt in dicht bewucherten Gebieten bauen. Laut Lisa Maier vom Nabu-Bodenseezentrum leben allein im Wollmatinger Ried fünf Paare oder Familien.
Weitere Tiere sind am Hörnle, am Herosé, am Wasserturm in Stromeyersdorf, in Wallhausen und Dingelsdorf aktiv. „Biber sind momentan überall in Baden-Württemberg auf dem Vormarsch“, sagt Jarid Zimmermann, Geschäftsleiter der Konstanzer BUND-Ortsgruppe.

Warum ist das so? Lisa Maier erklärt: „Früher wurden Biber stark bejagt, nun ist das verboten. Also verbreiten sie sich überall, wo Landschaften besiedelbar sind.“ Und wenn sie am Ufer von Gewässern keine Weiden, Pappeln, Buchen oder Eichen finden, knabbern sie alles andere an, auch in Gärten. Schließlich brauchen sie Holz zum Bau ihrer Dämme und Burgen.
Um Bäume vor dem Biberbiss zu schützen, zäunten die TBK bisher etwa 80 Bäume mit einem Metallzaun ein, vor allem am Grenzbach und dem Bodenseeufer. Dagegen würden die Biberdämme kaum zurückgebaut, selbst wenn sie für Überschwemmungen sorgen.

„Die Tiere unterliegen dem strengen Artenschutz“, so die Stadt. Vielmehr sollen Drainagen in Biberbauten für das Abfließen des Wassers sorgen – und gleichzeitig der Lebensraum der Tiere erhalten bleiben.
Es kommt zu Konflikten zwischen Mensch und Tier
Bettina Sättele weiß um den Konflikt zwischen Mensch und Tier. Die Biologin ist selbstständig mit dem Fachbüro Biberfragen und Auenschutz und war schon oft im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg am Bodensee tätig. Sie sagt: „Es geht nicht um das Thema Mensch gegen Biber, sondern um das Miteinander.“
Der Biber dringe nur deshalb in besiedeltes Gebiet ein, weil er nicht genug passenden Raum dort finde, wo er niemanden stört. „Nur Zäune um Bäume zu machen, hilft nicht viel“, sagt die Expertin. „Es gibt noch weitere technische Lösungen, aber die stellen niemanden zufrieden. Am besten wäre es, den Tieren geeigneten Lebensraum zu schaffen. Das geschieht in Konstanz noch zu wenig.“

Auch Lisa Maier vom Nabu meint: „Im gesamten Kreis Konstanz fehlt ein Biberkonzept, das definiert, wo Biberbauten zugelassen werden und wo nicht. Das führt dazu, dass die Biberbeauftragen nicht mehr hinterherkommen, weil sie bei jedem Einzelfall entscheiden müssen.“

Die Stadtverwaltung arbeitet nach eigenen Angaben aber daran: „In Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden werden sukzessive Strategien entwickelt, um steuernd einzuwirken und ein funktionierendes Bibermanagement aufzubauen, das sicher nicht allein auf technische Lösungen setzt.“
Die meisten Konflikte mit den Menschen entstehen bis zu zehn Meter von einem Gewässerrand entfernt. Experten schlagen deshalb vor, einen solch breiten Streifen in den Besitz der Kommunen zu geben und die Tiere dort bauen zu lassen.
Expertin: „Das lassen die Tiere nicht mit sich machen“
Bettina Sättele würde Weidenbüsche pflanzen. Dann sei die Chance auch gut, dass die Tiere von selbst dorthin umsiedeln, wo die Menschen sie haben möchten. „Einfach packen und Biber umsetzen, kann ich nicht“, sagt die Expertin. „Das lassen die Tiere nicht mit sich machen.“
Jarid Zimmermann wirbt ohnehin dafür, das Thema von der positiven Seite anzugehen: „Um den Biber beliebter zu machen, ist es wichtig, die Menschen für dieses tolle Tier zu begeistern“, meint er. Genau das tat der Bund jüngst am Klausenhorn in Dingelsdorf.

Rund 20 Kinder besuchten am Samstag, 18. März, das dortige Naturschutzgebiet und schauten sich Biberbauten an. Beim Aktionstag „Dem Biber auf der Spur“ näherten sich die Kinder spielerisch den Merkmalen und dem Leben des Bibers.