Wer am Dienstagmorgen, 11. Juni, den Konstanzer Hafen besuchte, musste sich wundern. Ein großer, blauer Wall zieht sich entlang des Hafens vom Konzil, mit kurzer Unterbrechung, bis zur hinteren Hafenhalle. Viele Konstanzer und Touristen zücken das Handy oder den Fotoapparat, um ein Bild zu schießen.
Sonst ist in diesem Bereich die Imperia oder das Konzilgebäude ein begehrtes Fotomotiv – nicht so in diesen Tagen. Bis Dienstag, 11. Juni (17 Uhr), ist der Wasserstand an der Messstelle im Hafen auf 5,09 Meter angestiegen. Die Feuerwehr Konstanz errichtete den Schutzwall bereits ab Montagabend, 10. Juni, vom Hafenareal bis zum Konzil.
Er soll die Innenstadt, insbesondere auch die Unterführung zur Marktstätte, vor dem Hochwasser schützen. „Dies ist in erster Linie eine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Felix Ritter, Pressesprecher der Feuerwehr Konstanz. Sie sehen aktuell noch keine große Gefahr, dass der Pegel des Bodensee noch weiter steigt, dies hinge jedoch auch vom Wetter ab.
Schon am Montagmittag, 10. Juni, war die Feuerwehr gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW) im Einsatz an der Werft der Bodensee-Schiffsbetriebe. Das Wasser drang dort in Keller und Gebäude ein. Hier wurde der erste Hochwasserschutzwall direkt am Wasser aufgebaut. Am Dienstag, 11. Juni, war die Feuerwehr wieder vor Ort. Mit Sandsäcken sollen die Gebäude vor dem Wasser geschützt werden. Außerdem achtet die Feuerwehr darauf, dass keine Schadstoffe ins Wasser gelangen.

Etliche Helfer waren über 13 Stunden im Einsatz. Passanten, die der SÜDKURIER am Hafen auf die Maßnahme ansprach, erklärten, dass sie angesichts der Lage unbesorgt seien. Dass einige wenige die Sicherheitsmaßnahmen als übertrieben ansehen, bekommen leider die Einsatzkräfte zu spüren. Auf ihrer Internetseite teilt die Feuerwehr mit, dass ihre Arbeit vor Ort „durch Passanten belächelt, hinterfragt und gestört“ wurden. Mancher habe gar die Einsatzkräfte beleidigt und angepöbelt.
Dennoch wird die Feuerwehr nicht müde, ihre Mitbürger zu warnen. In einer Pressemitteilung erklären die Retter, dass es wichtig sei, sich frühzeitig um den privaten Hochwasserschutz zu kümmern. Weiter heißt es: „Der aktuelle Pegelstand des Bodensees ist auf einem Höchststand. Auch die nächsten Wochen wird der Wasserstand des Bodensees voraussichtlich sehr hoch bleiben. Jede Maßnahme, die hilft, Wassereintritte in Gebäuden zu verhindern, sollte vorsichtshalber getroffen werden.“
Wie ist die Lage am Seerhein und auf der Insel Mainau?
Zwar gestaltet sich die Lage am Schweizer Ufer dramatischer, doch in den nächsten Tagen könnte es auch in der größten Stadt am Bodensee zu weiteren Sperrungen und Einschränkungen durch den hohen Pegelstand kommen. Die Feuerwehr beobachtet einzelne Stellen, wie beispielsweise den Herosé-Park, genau. Hier wurde am Dienstag, 11. Juni, der 10-jährige Hochwasserstand von 4,96 Metern überschritten. Gegen 17 Uhr lag dieser bei 4,99 Metern.
Da der grenzüberschreitende Flohmarkt am Wochenende voraussichtlich wieder tausende Besucher anlocken wird, könnten auch hier noch manche Bereiche zur Sicherheit der Schnäppchenjäger gesperrt werden. Die Feuerwehr bittet deshalb um Vorsicht und dass die Absperrungen nicht überschritten werden.
Und wie ist die Lage auf der Mainau? Die Insel ist aktuell trotz des Hochwassers ohne Einschränkungen zugänglich, gibt Pressesprecherin Andrea von Maur bekannt. Die niedrigsten Stellen im Bereich der Brücke am Inseleingang wurden zeitweise gesichert und präventiv mit Sandsäcken ausgelegt. Weiter erklärt sie in einer Pressemitteilung, dass die Mainau von einem möglichen Höchststand von bis zu 5,12 Meter ausgehen würde, welcher zuletzt 2016 erreicht wurde. Ob es so weit kommt, bleibt abzuwarten.