Wie viel Sicherheit ist möglich? Wie viel Sicherheit ist bezahlbar? Und wann gefährdet die Sicherheit an der einen Stelle nötige Entwicklungsschritte an einer anderen? Das sind einige der Fragen, die über dieser politischen Debatte liegen. Der Brand in der Zollernstraße ist noch nicht einmal ausgebrochen, doch im Ratsaal schwelt ein Konflikt. Übertreibt es die Stadtverwaltung seit einiger Zeit mit dem Brandschutz?
Aktueller Auslöser ist ein Haus, in dem seit über 100 Jahren Kinder unterrichtet werden. Das Gebäude, in dem nach der Theodor-Heuss-Realschule jetzt die Gemeinschaftsschule Lotte Eckener untergekommen ist, genügt laut Stadtverwaltung den Brandschutzvorschriften nicht mehr. 2,4 Millionen Euro sollte eine entsprechende Ertüchtigung zunächst kosten. Inzwischen ist das Programm etwas abgespeckt, aber 1,7 Millionen Euro sind es immer noch – in Zeiten knapper Kassen.
Kein Argument, finden Simon Pschorr, Stadtrat der Linken Liste. Es gehe „um das Leben und die Sicherheit der Schüler“, sagt er. Sabine Feist von der CDU, selbst Architektin, mahnt dagegen: „Wir bauen uns unseren eigenen goldenen Käfig, und den müssen wir auch bezahlen“. Und Susanne Heiß (Freie Wähler) sagt: Eine so teure Brandschutzsanierung dürfe nicht „die Blaupause für alle öffentlichen Gebäude“ werden, sonst könnte die Stadt anderswo nicht mehr investieren, „weil uns das Geld ausgeht“.
Genau hier macht ihr Thomas Stegmann, der Leiter des städtischen Hochbauamts, allerdings keine Illusionen. Was am Gebäude zwischen Zähringer- und St.-Gebhard-Platz jetzt umgesetzt werde, ist für ihn sehr wohl „eine Blaupause für die anderen Schulen“ – und nicht nur die, auch Kindergärten, Turnhallen und andere öffentliche Gebäude, wie Joachim Helff aus der Kämmerei erklärt. Noch nicht überall hätten zuletzt Brandschutzbegehungen stattgefunden.
Ist die Stadt zu streng geworden? Im Rat sei „eklatantes Misstrauen bezüglich der Auslegung der Brandschutzvorschriften“ vorhanden, sagt Heike Rawitzer von der CDU unter allgemeiner Zustimmung. Dorothee Jacobs-Krahnen (Grüne/FGL) hat den Eindruck, dass die Auslegungen der Regeln auch „von Personen bei der Feuerwehr abhängt“.
Gabriele Weiner (Junges Forum) berichtet von einem seit 14 Jahren andauernden Provisorium an der Grundschule Allmannsdorf, wo die Kinder ihre Jacken nicht mehr auf dem Flur aufhängen dürfen – laut Thomas Stegmann, weil sich ein elektronisches Gerät in der Tasche entzünden könnte. Und verrauchte Flucht- und Rettungswege sind ein Riesenproblem, betont OB Uli Burchardt.

Am Ende macht der Rat den Weg frei für eine Ausgabe von 1,7 Millionen Euro, bei sogar bisher genutzte Räume verloren gehen. Dafür bringt die zweite Treppe nicht nur im Notfall, sondern auch im Alltag einen Vorteil, betont die Stadt. Das große Thema ist damit nicht erledigt. „Da kommt“, sagt Hochbausamts-Chef Stegmann wörtlich, „noch was auf uns zu.“