Nur noch wenige Wochen dauert es, bis im Bodensee-Stadion am Konstanzer Hörnle die diesjährige Ausgabe des Campus-Festivals über die Bühne gehen soll. Aktuell herrscht dort allerdings noch Baustelle: Geräte stehen herum, Bagger kurven umher und Arbeiter verrichten ihr Tagwerk. Wie Patrick Glatt vom Amt für Bildung und Sport vor Ort angibt, sollen die Sanierungsmaßnahmen aber rechtzeitig zur Studenten-Party fertiggestellt sein.
Die entsprechenden Maßnahmen mussten nach der letzten Brandverhütungsschau ergriffen werden. Die Stadtverwaltung hatte in dem Kontext das Stadion nach dem letztjährigen Campus-Festival quasi über Nacht für Großveranstaltungen gesperrt. Es gibt im Kern – neben einigen Kleinigkeiten wie der Sanierung eines Kanals – drei große Veränderungen.
Maßnahmen im Sinne des Brandschutzes
Zum einen wurde ein Abschnitt der Tribüne Richtung Strandbad Horn abgebrochen, dort entsteht aktuell ein breiter, ebenerdiger Schotterweg zum Haupteingang. Die sogenannte Q-Lösung – das Bodensee-Stadion sieht nun wegen der teilweisen Öffnung von oben wie der Buchstabe Q aus – dient dabei unter anderem der Sicherheit. So kann das Gelände in diese Richtung im Ernstfall besser entfluchtet werden.
Auf der Gegenseite, genau gegenüber, ist die zweite Maßnahme bereits fertiggestellt. Dort gibt es jetzt sechs neue Geländer, die jeweils von zwei Seiten genutzt werden können. Auch hier liegt der Brandschutz zugrunde. „Die Treppen beziehungsweise Fluchtwege haben nicht mehr den Anforderungen entsprochen“, sagt Arnold Hermann vom Hochbauamt. „Die Geländer waren nicht für Massen gedacht.“

In der Vergangenheit fanden auf dem Gelände auch Veranstaltungen mit teilweise über 20.000 Besuchern statt. Dabei muss die Konstruktion laut Arnold Herrmann einer Belastung von 200 Kilogramm pro einem Meter standhalten. Die neuen Geländer, welche sich an mehreren Orten im Stadion befinden, seien dementsprechend massiv konstruiert worden.

Inzwischen werde auch die Löschwasserversorgung nachgerüstet. Zuvor musste die Feuerwehr jahrelang bei Großveranstaltungen eine zweite Wasserleitung vom Wasserwerk hunderte Meter durch den Wald verlegen, um im Brandfall eine zweite Versorgung sicherzustellen.
Der Verschleiß an Schläuchen sei dadurch hoch gewesen, außerdem habe diese Leitung leichter manipuliert werden können, erklärt Hermann. Jetzt ist das nicht länger nötig, neben dem Bestandshydranten an der Eichhornstraße sei ein zweiter Hydrant an der Jakobstraße ans Stadion fest über eine oberirdische Leitung angebunden worden.

Es ist zudem eine feste Ringleitung um das gesamte Stadion installiert worden, wobei die Feuerwehr an verschiedenen Zugriffspunkten auf die Trockenleitung zugreifen kann. Im Brandfall kann somit das gesamte Stadion besser mit Löschwasser versorgt werden.
Für den Regelbetrieb
Alle technischen Maßnahmen seien dabei im Sinne des Regelbetriebs (als Sportstätte) erfüllt worden. Alles, was darüber hinaus geht und beispielsweise bei Festivals benötigt wird, müssen Veranstalter weiterhin selbst stellen. Dazu zählt beispielsweise eine Beschallungsanlage – zum Beispiel für Sicherheitsanweisungen -, Lichtanlagen und die Stromversorgung allgemein. Zwar gibt es im Stadion Strom, für die Großveranstaltungen müssen Veranstalter aber weiterhin mit eigenen Lösungen wie etwa Großaggregaten arbeiten.
Für den Sportbetrieb reicht die Infrastruktur laut Patrick Glatt aus. Klar, wenn nach Einbruch der Dunkelheit keine sportlichen Ereignisse mehr stattfinden, benötigt es keine große Lichtanlage und für die Football-Spiele der Konstanzer Pirates reiche die Beschallungsanlage aus. Viele sportliche Großereignisse und Trainingseinheiten finden auf dem Gelände ohnehin nicht statt – zu den Pirates-Spielen kämen etwa 600 bis 700 Besucher.
Trotzdem stellt Arnold Hermann klar: „Das Bodensee-Stadion ist eine Sportstätte, die für Großveranstaltungen genutzt wird. Es ist keine reine Veranstaltungsstätte.“ Unter diesem Vorsatz habe man sich auch für die jeweiligen Schritte entschieden.
Grundsätzlich sind jedoch auch alle Maßnahmen so getroffen, dass eine grundsätzliche Öffnung des Geländes für den Breitensport denkbar wäre – dann könnte aus dem Bodensee-Stadion auch ein dauerhafter Ort für freizeitliche und sportliche Betätigung sowie für Kulturveranstaltungen werden. Aber: „Falls das Stadion mal geöffnet werden soll, müssen wir den Wettkampfbetrieb auslagern“, so Hermann. Aktuell würde untersucht werden, wie genau das möglich sei.
Sportfläche müsste kompensiert werden
In dem Fall sei es nämlich auch nötig, dass die Wettkampfsportfläche anderweitig kompensiert werden muss, beispielsweise durch das Sportzentrum Wollmatingen. Hier sei man gerade in der Ausarbeitung eines Konzepts. Schließlich biete das Stadion, beispielsweise mit einer von zwei Typ-A Leichtathletikanlage in ganz Baden-Württemberg, besondere Qualität.
Sollte das Sportzentrum Wollmatingen die Anlage kompensieren müssen, muss auch dort ordentlich investiert werden. „Das Sportzentrum bietet grundsätzlich eine gute Infrastruktur“, sagt Patrick Glatt. „Ein großes Manko sind aber die Kabinen und Lagerfläche.“

Letztere wäre für Geräte und anderes Material wichtig. Zusätzlich benötige man dann eine Tribünenanlage – wenn auch kleiner als im Stadion. „Die Anlage hätte eine gute Grundlage, aber man müsste in die sportliche Infrastruktur investieren und manche Dinge nachrüsten.“ Mögliche Kosten: unklar.
Die Verantwortlichen von der Stadtverwaltung stellen aber klar, dass beim Bodensee-Stadion bis zum Herbst wohl keine Entscheidung folgen wird. Dann muss der frisch gewählte Gemeinderat ran – und sich genau überlegen, was aus dem Bodensee-Stadion zukünftig werden soll.