Als Klaus Heck vor einigen Tagen wieder mal von Egg durch den Hockgraben in die Stadt radelte, blieb er entsetzt stehen. Beim Grillplatz entdeckte er, dass drei schöne Linden beschädigt worden waren. Unbekannte Täter hatten große und tiefe Löcher in die Stämme geritzt, bei einem Baum ist der Eingriff massiv. An dieser Linde hängt auch ein Schild. Jemand schrieb darauf: „Ohne Rinde werde ich sterben“.
Langeweile, gepaart mit Alkohol?
Heck, 71 Jahre, ist ehrenamtlicher Fledermausschützer und hat als solcher eine besondere Beziehung zu Bäumen. Umso mehr ärgert ihn die Zerstörungswut mancher Mitbürger. „Das ist wahrscheinlich Langeweile, gepaart mit Alkohol. Sehr schade, denn die Stadt gibt sich viel Mühe mit Baumpflanzungen – und dann sowas. Außerdem werden dadurch Steuergelder verschwendet.“

Mit einer Mischung aus Traurigkeit und Wut wandte er sich an den SÜDKURIER und an die Technischen Betriebe der Stadt Konstanz (TBK) – auch, um auf das wiederkehrende Problem zertrümmerter Glasflaschen rund um den Grillplatz und den nahen Spielplatz hinzuweisen.
Vermüllter Hockgraben kein Einzelfall
„Glasbruch in diesem Umfeld und Müll sind fast an der Tagesordnung“, so Heck. „Hier spielen Kinder, und der Platz ist Ausgangspunkt für den im Hockgraben eingerichteten Naturkindergarten. Wenn Grillplätze zu solchem Handeln einladen, wäre es besser, man verzichtete darauf.“
Die Stadt brachte die Zerstörungswut an den Linden zur Anzeige bei der Polizei. Diese suchte nach Zeugen der Tat, bei der ein Schaden von rund 7000 Euro entstand. Bislang ohne Erfolg, wie Pressesprecherin Katrin Rosenthal mitteilt.
Für die Bäume kann der Eingriff in ihre Hülle lebensbedrohlich sein, wie die TBK erläutern: „Im Bereich der Rinde befinden sich die zentralen Versorgungsleitungen für Bäume. Bei Beschädigung steigt die Anfälligkeit für Pilzinfektionen, die häufig erst Jahre später zu Schäden oder Totalverlust bei den Bäumen führen.“
In diesem Fall rechnen die Experten damit, dass der am stärksten beschädigte Baum in einem bis zwei Jahren absterben wird und ersetzt werden muss. „Bei den anderen beiden Linden gehen wir von einer temporären Schädigung aus. Hier wurden rund 20 Prozent der Leitbahnen durchtrennt“, so die TBK.
Kegellinden standen erst am Döbele
Die drei Kegellinden wurden 2015 „mit erheblichem Aufwand im Rahmen einer Großbaumverpflanzung vom Döbele in den Hockgraben verpflanzt“, teilen die Technischen Betriebe mit. Sollte ein Baum ersetzt werden müssen, wird wohl eine Silberlinde nachgepflanzt.
Klaus Heck, pensionierter Sicherheitsingenieur, sagt mit einem Blick auf das zerstörte Trio traurig: „Durch den Klimawandel brauchen wir Bäume mehr denn je.“ Dass sie nicht nur für die Natur wichtig sind, sondern auch einen erheblichen materiellen Wert haben, zeigt die Schadenssumme von 7000 Euro. Diese wurde laut TBK nach einem gerichtlich anerkannten Sachwertverfahren berechnet.
Zusteller fürchtet um seine Reifen
Schon mehrfach berichtete der SÜDKURIER über Glasscherben und liegen gelassenen Müll auf dem Spielplatz und dem Grillplatz sowie auf den Wegen dazwischen. Auch ein Zeitungszusteller hatte sich bereits über die Zustände beklagt und fürchtet allnächtlich einen Platten, wenn er dort entlang radelt.
Dabei tut die Stadt laut eigener Aussage, was möglich ist: „Spiel- und Grillplätze werden mehrmals wöchentlich angefahren. Besonders hoch frequentierte Plätze arbeitstäglich. Wir erachten den Leistungsumfang als gut und angemessen. Eine noch höhere Intensität ist grundsätzlich nicht mehr leistbar.“
Tatsächlich bestätigen die TBK, dass es sich beim Hockgraben um einen Brennpunkt handele, was Vermüllung und Zerstörung betrifft. Die Verursacher seien nicht bekannt. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass dieser Ort ein beliebter abendlicher Treffpunkt bei Jugendlichen ist.
Klaus Heck weiß auch keinen Rat. Er sagt: „Man wünscht sich hier eine Videoüberwachung, aber auf der anderen Seite will das ja eigentlich auch niemand.“