Es ist wie verhext: Sobald zu viel Wasser vom Himmel fällt, bekommt das Ufer im Hörlepark in Staad tiefe Rillen und muss gesperrt werden. Es folgt eine kurzfristige Reparatur, dann wird die beliebte Badestelle wieder freigegeben – bis zum nächsten heftigen Regenguss. So auch vor einigen Wochen wieder geschehen.
Die Technischen Betriebe Konstanz (TBK) stellten in den Sommerferien 2025 großflächig Gitter auf, weil sie für die Verkehrssicherheit am Ufer verantwortlich sind. Denn die Ausspülungen betrafen dieses Mal nicht nur den Weg, sondern auch die Böschung. Bis zu einem Meter sind die Rillen tief.

Die Ursache ist für die Verantwortlichen klar: „Ein Überlauf des Pumpwerks Fohrenbühl ist angesprungen und Regenwasser ist über die Liegewiese in den See abgeflossen“, schreibt die städtische Pressestelle auf Nachfrage. „Dieses Überlaufen kommt in der Regel mehrmals im Jahr bei Starkregenereignissen vor und führt oft zu Schäden am Uferweg und zu Ausspülungen in der Uferböschung.“
Problem erkannt, Problem behoben? Nein, denn die Gitter stehen dort seit Wochen. Das ärgert Sven Martin, Vorsitzender der Bürgervereinigung Allmannsdorf-Staad. Die regelmäßigen Ausspülungen seien „ein natürlicher Prozess, den wir seit vielen Jahren sehen. Die Nutzer dieses Badebereichs sind sich dessen bewusst und können gut damit umgehen“, so Martin. Er rate zu „mehr Mut, das Seeufer arbeiten zu lassen“.
Deshalb moniert er: „Die großflächige Sperrung des gesamten Badebereichs mitten in der Sommersaison ohne Angabe eines Zeitraums ist unsensibel und übertrieben und sorgt für Unverständnis in der Bürgerschaft. Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“ Anfang September schrieb er an die Stadtverwaltung, denn damals waren noch Sommerferien. „Es gibt außerdem viele Menschen, die bis weit in den Herbst regelmäßig baden“, argumentierte Sven Martin.

Dass die Schwimmwilligen auch links und rechts der Gitter ins Wasser steigen könnten, lässt er nicht gelten: „Die Maßnahme ist völlig übertrieben, die Badestelle Hörlepark ist komplett gesperrt.“ Inzwischen sind die Sommerferien vorbei, passiert ist dennoch nichts Sichtbares. Doch laut Stadtverwaltung laufen im Hintergrund die Abstimmungen. Zum einen soll der wassergebundene Uferweg erneut hergerichtet werden. Wann das geschehen soll, lässt die Pressestelle offen. Zum anderen setzt die Stadt auch auf eine langfristige Planung.

Wie die Lösung aussieht, ist noch unklar
„Da aufgrund des Klimawandels mit einer Zunahme von Starkregenereignissen zu rechnen ist und die Ausspülungen am Ufer sichtbar tiefer werden, strebt die Stadtverwaltung eine dauerhafte Lösung zur Vermeidung eines Überlaufes auf breiter Fläche an“, so die Pressestelle. „Erste Termine mit den zu beteiligenden Behörden werden derzeit vereinbart, ebenso Termine zu einer möglichen Sanierung des ausgespülten Ufers.“

Bei Letzterer sei die Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde des Landratsamts Konstanz und mit dem Regierungspräsidium Freiburg erforderlich, da das Bodenseeufer unter besonderem Schutz steht. Schutz bräuchte übrigens auch der große Nussbaum, der an der Abbruchkante steht. Er ist gefährdet, wie eine Nachfrage bei der Stadt ergibt: „Wenn die Ausspülungen weiter fortschreiten, ist seine Standsicherheit nicht mehr gegeben.“
Wie aber eine technische Lösung zum Uferschutz aussehen könnte, ist derzeit noch ungeklärt. Denn EBK-Sprecherin Nele Steurer erläutert: „Der Notüberlauf des Regenrückhaltebeckens Fohrenbühl ist eine notwendige Voraussetzung für den zuverlässigen Betrieb des Pumpwerks. Er ist wasserrechtlich genehmigt.“
Für den Fall, dass das Speichervolumen bei starkem Regen nicht mehr ausreicht, müsse es einen definierten Notüberlauf des Beckens geben. Aber nicht nur das: „Losgelöst vom Pumpwerk ist aufgrund der Topografie davon auszugehen, dass bei Starkregen der betroffene Uferbereich verstärkt von Oberflächenwasser der oberhalb liegenden Straßen (Lindauer Straße, Birnauer Straße, Überlinger Straße) überspült wird“, so Steurer.
Die Badewiese wird deshalb vorerst weiter als Wasserablauf dienen müssen. „Das ist ein sehr komplexes Problem“, sagt Nele Steurer. Was die Sanierung der betroffenen Stellen und die künftige technische Lösung zum Uferschutz kosten werden, sei erst abschätzbar, wenn Art und Umfang der Maßnahmen mit den beteiligten Behörden abgeklärt sind, so die Stadtverwaltung.

Immerhin soll dann das ständige Flicken des Weges Geschichte sein: „Bei einer fachgerechten Ausführung der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen ist nicht von weiteren regelmäßigen Reparaturmaßnahmen auszugehen“, schreibt die städtische Pressestelle. Bis dahin bleiben die Zäune stehen. Die nächste Badesaison kommt bestimmt.