Es ist das erste verlängerte Wochenende der beginnenden Post-Corona-Phase, für das wechselhaftes Wetter vorhergesagt wird und somit in Konstanz zumindest stundenweise mit Sonnenschein und dem Wiederaufleben des mediterranen Lebensgefühls zu rechnen ist.

Wird also am Brückentags-Freitag erstmals alles sein wie vor Corona? Am Feiertag gab es Indizien, dass die Pandemie nachhaltige Folgen beim Verhalten der Menschen bewirkt hat. Der Blick in das Konstanzer Münster beim Fronleichnam-Gottesdienst beispielsweise zeigt, dass die Besucher trotz niedriger Inzidenz nicht blind auf den Gottesglauben setzen: Man ist vorsichtig, hält Abstand und trägt Maske.

Verhalten sich trotz der allgemeinen Lockerungen der Corona-Vorschriften vorsichtig: Besucher des Fronleichnam-Gottesdienstes und ...
Verhalten sich trotz der allgemeinen Lockerungen der Corona-Vorschriften vorsichtig: Besucher des Fronleichnam-Gottesdienstes und Ministranten im Konstanzer Münster. | Bild: Tesche, Sabine

Das ist im Sinne von Andreas Osner. Der Bürgermeister für die Bereiche Soziales, Kultur und Sport ist sich bewusst, dass die vergangenen Wochen und Monate den Menschen viel abverlangt haben. Wie er auf Anfrage des SÜDKURIER in einer Stellungnahme schreibt, will er „zum bevorstehenden ersten Wochenende mit spürbaren Lockerungen der Corona-Vorschriften den Menschen die Freude darüber nicht nehmen“.

Freude über Lockerungen, Appell an Vorsicht

Wegen der gesunkenen Infektionszahlen sei er zuversichtlich, dass das normale Leben wieder zurückkehren könne – und ergänzt dies sofort mit einem Appell zur Vorsicht. „Bei aller Freude über die positiven Entwicklungen ist die Prävention nach wie vor wichtig“, so heißt in dem Schreiben. Für Andreas Osner heißt das konkret: AHA-Regeln befolgen, Corona-App nutzen und das Testen nicht vergessen.

Offensichtlich spielt der Mann dabei auf den spürbaren Überdruss der Menschen durch das Corona praktisch auf Null gefahrene öffentliche Leben an, weshalb er die Form der persönlichen Ansprache an die Bürger nutzt. „Auch wenn die Vorsicht manchmal für Sie persönlich keinen unmittelbaren Nutzen bringt: Sie ist eine Gemeinschaftsleistung und wir müssen zusammenhalten – nur so können wir den Kampf gegen das Virus gewinnen.“

Überfüllte Stadt

Das entspricht exakt der Linie des Einzelhandels, was angesichts der Einbußen in den vergangenen 15 Monaten so nicht zu erwarten gewesen wäre. Daniel Hölzle als Sprecher der Geschäftsleute erinnert dabei an den Ansturm von Kunden im Jahr 2015 infolge der Korrektur des Franken-Kurses. „So etwas wollen wir an diesem Brücken-Wochenende nicht nochmal erleben“, sagt er, „das war damals einfach zu viel.“

Die mit Kunden überfüllte Stadt habe die Geschäfte überfordert, und bei der längst noch nicht überstandenen Pandemie befürchtet er durch Nachlässigkeiten einen Wiederanstieg der Infektionszahlen. Wie Andreas Osner rät er deshalb bei aller Freude über die Rückkehr der Kunden zur Vorsicht.

Warten auf den Test: Auch dies ein Beleg für Vorsicht.
Warten auf den Test: Auch dies ein Beleg für Vorsicht. | Bild: Oliver Hanser

Neue Besonnenheit als Folge der Pandemie kann Thomas Martin unterdessen nicht feststellen. Der 56-Jährige ist Anwohner beim Schänzle-Areal, das zu den bevorzugten Plätzen der Party-Szene zählt.

Party schon am vergangenen Wochenende

Bereits am vergangenen Wochenende habe das an allen drei Abenden beziehungsweise Nächten schöne Wetter mit angenehmen Temperaturen die Menschen ins Freie gelockt – und wie früher gab es Radau. „Entlang der Uferpromenade im Bereich Wintersteig, Schänzle und Sportplatz wurden ab 20 Uhr etwa 200 bis 250 Besucher gezählt“, teilte er auf SÜDKURIER-Anfrage seine Beobachtungen mit.

Dem Augenschein nach waren sämtliche Gruppen mit Alkoholika und einige zusätzlich mit tragbaren Musikboxen ausgerüstet. Am vergangenen Freitagabend habe eine Gruppe mit etwa 30 Personen gegen 20.30 Uhr mit mehreren Trommeln laute Rhythmen angeschlagen und eine Goa-Party aufgezogen. „Nachdem wir die Polizei informierten, kam zwei Stunden später – gegen Mitternacht – eine Streife vorbei.“

Der Verlauf der Nacht zu Fronleichnam lässt Thomas Martin, der in der Diskussion um die Party-Szene auf einen Kompromiss aus berechtigten Interessen an einem Treffpunkt im Freien und dem Recht auf Nachtruhe ab 22 Uhr hinwirkt, für das bevorstehende Wochenende Schlimmes befürchten.

Dabei seien die hinlänglich bekannten Mechanismen der Party-Szene-Abläufe feststellbar gewesen. Ab 19 Uhr hätten „30 bis 40 vernünftige Leute“ bis zum Sonnenuntergang das Areal als Treffpunkt genutzt, ab 22 Uhr sei dann „mit 50 bis 100 Personen das volle Programm mit lauter Musik und Gejohle bis etwa 4.30 Uhr losgegangen“.