Auch die noch! Das mag dem einen oder anderen Radwegbenutzer angesichts einer aktuellen Umfrage des Konstanzer Radverkehrsbeauftragten Gregor Gaffga durch den Kopf geschossen sein. Denn der will prüfen, wie Nutzern von S-Pedelecs das Vorwärtskommen leichter und sicherer gemacht werden kann.

Gregor Gaffga ist Radverkehrsbeauftragter der Stadt.
Gregor Gaffga ist Radverkehrsbeauftragter der Stadt. | Bild: SK-Archiv/Claudia Rindt

Die Rede ist von jenen mit einem Elektromotor ausgestatteten Bikes, die so schnell sind, dass sie wie Roller behandelt werden, ein Versicherungskennzeichen brauchen und nicht auf Radwegen fahren dürfen, sondern normalerweise auf der Straße bleiben müssen.

Bundesweit gibt es 33.000 S-Pedelecs

S steht für Speed, also Geschwindigkeit, die Antriebe der S-Pedelecs unterstützen bis zu 45 Kilometern pro Stunde – und weil die Räder meist zwischen 23 und 30 Kilogramm schwer sind, ergibt das zusammen mit dem Gewicht des Fahrers echte Geschosse. Mit den entsprechenden Folgen bei Zusammenstößen.

Bundesweit gibt es laut Henning Engelage vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rund 33.000 S-Pedelecs. Das sind heruntergerechnet auf die Einwohnerzahl nur etwa 34 derartige Räder in Konstanz. Lokale Zahlen liegen nicht vor.

Unterschied zwischen Pedelecs, E-Bikes und S-Pedelecs

Stellt sich angesichts dieser verschwindenden Minderheit Gaffgas Frage, an welchen Stellen Konstanz ein S-Pedelec-Netz braucht, überhaupt ernsthaft? Zumal S-Pedelec-Pendlern ja spätestens an der Stadtgrenze das Konstanzer Engagement nichts mehr nützen würde und sie auf belebten Straßen fahren müssten.

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Gregor Gaffga meint ja: „Wir halten das S-Pedelec für ein förderungswürdiges Verkehrsmittel, weil es im Vergleich zu Autos deutlich weniger Energie und Platz verbraucht, keinen Lärm macht und keine Abgase produziert. Eine heute niedrige Zahl ist für uns kein Hinderungsgrund, die Angebote zu verbessern.“

Bei der Verkehrswende gehe es unter anderem darum, das Nutzen umweltfreundlicher Verkehrsmittel attraktiv zu machen. Gaffga glaubt: „Die Zulassungszahlen von S-Pedelecs werden dann künftig steigen.“

Kein Neubau für die Elektro-Flitzer

Der Radverkehrsverantwortliche stellt klar: Es ist kein Neubau von Wegen speziell für S-Pedelecs in Konstanz vorgesehen. Stattdessen werde geprüft, ob bereits vorhandene Infrastruktur mit genutzt werden kann, möglichst ohne Qualitäts- und Sicherheitsverluste für den Rad- und Fußverkehr. Dies betreffe den Mischverkehr mit Kraftfahrzeugen auf der Fahrbahn oder auch die Mitbenutzung von Radwegen.

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Die schnellen Stromer sollen aber nicht generell „von der Straße runtergeholt werden“, wie Gaffga auf eine Anfrage des SÜDKURIER betont. Vielmehr gehe es darum, an der ein oder anderen Stelle attraktivere beziehungsweise angenehmere Alternativen zu schaffen oder die Verkehrsverhältnisse auf der Fahrbahn im Sinne der S-Pedelecs zu verbessern. Etwa durch Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Engstelle auf dem Bodenseeradweg in Konstanz: Schwer vorstellbar, dass hier noch schnelle S-Pedelecs durchbrausen.
Engstelle auf dem Bodenseeradweg in Konstanz: Schwer vorstellbar, dass hier noch schnelle S-Pedelecs durchbrausen. | Bild: Hanser, Oliver

Im Stadtgebiet gebe es nach Rückmeldung von heutigen S-Pedelec-Nutzern Verbesserungspotenzial, so Gaffga weiter. Und bei Verbindungen über die Stadtgrenze hinaus, etwa dem Bodenseeradweg entlang der Bahnstrecke, wäre im Fall der Fälle eine Abstimmung mit anderen Behörden erforderlich.

Zu konkreten Strecken kann Gregor Gaffga bislang keine Aussage machen. So seien noch gar keine Kriterien für die Freigabe von Radwegen für S-Pedelecs formuliert. Erste Rückmeldungen auf die Umfrage seien aber bereits eingegangen. Sie müssten nun ausgewertet werden.

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Wenn die Stadt voraussichtlich Ende 2023 ihr Handlungsprogramm Radverkehr aktualisiert hat, dann sollen darin auch Regelungen für diese Räder getroffen sein. Erledigt wird die Arbeit von einem Ingenieurbüro, Gaffga rechnet für das Arbeitspaket S-Pedelec-Netz mit Kosten in Höhe von etwa 10.000 Euro.