„Hier stirbt nicht nur eine Institution“, sagt Natali Huber, während sich ihre Augen langsam röten. „Hier stirbt vor allem ein unfassbares Team.“ Huber zieht vor 20 Jahren nach Konstanz, hier studiert sie BWL an der HTWG.

Ein Jahr später fängt sie gemeinsam mit Adam McLaughlin im Shamrock an, als Aushilfe. Schnell wächst das Team zusammen. Huber findet hier „ihre besten Freunde“, ihre „zweite Familie“, wie sie sagt.

Diesen herzlichen Empfang am Shamrock wird es nur noch am Freitag und am Samstag geben.
Diesen herzlichen Empfang am Shamrock wird es nur noch am Freitag und am Samstag geben. | Bild: Jannik Höntsch

Nun muss das Irish Pub schließen – „eine Tragödie“, wie sie sagt. Seit dem Winter 2004 arbeitet Huber gemeinsam mit ihrem Chef Adam McLaughlin in dem Irish Pub an der Bahnhofstraße. Er war einst aus Wexford, einer Kleinstadt an der irischen Ostküste, auf Weltreise gegangen, später über Heidelberg nach Konstanz gezogen, wo er dann das Shamrock übernahm.

18 Jahre ist das nun her – McLaughlin und Huber blieben. Nicht wegen des Gelds, sondern wegen des Teams und der Atmosphäre, auf das sie großen Wert legten.

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Für viele Konstanzer ist das Shamrock ein Stück Heimat

Das Shamrock bedeutet für viele Konstanzer ein Stück Heimat. Ein Blick in das Irish Pub verrät, dass sich hier nie viel verändert hat. Die grüne Glastür hinter der sich die knarrenden Stufen hoch ins Lokal verbergen.

Die Inneneinrichtung aus Kiefernholz, der süßliche Geruch aus Kilkenny und Guinness-Bier – das Shamrock hält, was es verspricht und für was sein Pächter McLaughlin steht: ein schlichtes, ehrliches Irish Pub.

McLaughlin mag es schlicht, einfach und ehrlich. Er ist ein „Privatmensch“, wie er sagt, möchte keinen Trubel um seine Person und sich deshalb auch nicht alleine ablichten lassen – das übergibt er an sein rund 30-köpfiges Team, das er an dem sommerlichen Mittwochabend vor dem Pub mit einem gemütlichen Grillen verabschieden möchte. So richtig fassen kann den Abschied des Shamrocks jedoch niemand so richtig.

Von links: Hamidreza Mahmoud, Daniela Curut und Ferit Gashi feiern ihre Verabschiedung aus dem Shamrock.
Von links: Hamidreza Mahmoud, Daniela Curut und Ferit Gashi feiern ihre Verabschiedung aus dem Shamrock. | Bild: Jannik Höntsch

Die endgültige Entscheidung dazu fiel kurzfristig – erst Mitte Mai hätten McLaughlin und sein Vermieter final entschieden, das Irish Pub zu schließen. Die Gründe dafür seien vielfältig und teilweise auch miteinander verflochten gewesen, gibt McLaughlin an. Letztendlich hätten die immer größer werdenden Kosten und Personalsorgen dafür gesorgt, dass er aufhören muss.

Vor allem die beiden Corona-Jahre hätten McLaughlin nach all den Jahren im Shamrock ein Stück weit den Spaß geraubt. Einerseits habe er durch die Pandemiemaßnahmen weniger Gäste empfangen dürfen. Andererseits seien auch durch die steigenden Lebensmittel- und Stromkosten weniger Gäste als vor der Pandemie gekommen. „Die Leute haben immer weniger Geld für Lokale“, sagt er.

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McLaughlin: „Ich kämpfe die ganze Zeit für mehr, als das ich verdiene“

Die Zeiten der hohen Umsätze seien derzeit vorüber. Einige seiner Mitarbeiter hätten sich deshalb krisensicherer Berufe gesucht, wie er sagt. Sein Stammpersonal sei geschrumpft, von einst vier Festangestellten auf nur noch einen. Und gutes Personal zu akquirieren sei in den aktuellen Zeiten umso schwieriger. „Das ist eine Katastrophe. Man findet einfach niemanden“, sagt McLaughlin.

Doch all das sei nur die eine Seite, die zur Schließungsentscheidung geführt hätte. Letztlich ausschlaggebend sei eine Pachterhöhung um zehn Prozent gewesen, die sein Vermieter ungeachtet der hohen Kostenausfälle in den letzten beiden Jahren verlangt hatte. „Ich sitze hier und kämpfe die ganze Zeit für mehr, als das ich verdiene“, sagt McLaughlin. „Und dann kommt der Vermieter und verlangt so viel mehr Geld – das finde ich einfach lächerlich.“

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Daran zu rütteln gibt es aber nichts. Der Vermieter komme McLaughlin nicht entgegen, wie er bemängelt. Bis Ende Mai hat McLaughlin nun also Zeit, die Räumlichkeiten zu leeren. Nach so vielen Jahren fällt das logischerweise alles andere als leicht, denn Kultstatus hat das Irish Pub aus der Bahnhofstraße allemal.

Ferit Gashi, seit acht Jahren Bar-Chef im Shamrock, erinnert sich vor allem gerne an die vielen Partys am St.-Patricks-Day zurück, als der Andrang so groß war, dass die Gäste selbst draußen auf der Straße tanzten. Oder an die vielen Personalfeiern, die nicht selten erst um 7 Uhr morgens nach langen Stunden voller Karaoke endeten.

Ferit Gashi ist seit neun Jahren im Shamrock, jahrelang war er Barchef. Er erinnert sich am Liebsten an das Champions-League-Finale 2013 ...
Ferit Gashi ist seit neun Jahren im Shamrock, jahrelang war er Barchef. Er erinnert sich am Liebsten an das Champions-League-Finale 2013 zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund zurück. „Da waren so viele Menschen da, dass sie schon drei Stunden vor Anpfiff nur noch auf der Treppe Platz gefunden haben. Da waren schon viele gute Zeiten dabei.“ | Bild: Jannik Höntsch
Daniela Curut war seit 2016 Köchin im Shamrock. Am Liebsten erinnert sie sich an ihren ersten St.-Patricks-Day zurück: „Das bei ...
Daniela Curut war seit 2016 Köchin im Shamrock. Am Liebsten erinnert sie sich an ihren ersten St.-Patricks-Day zurück: „Das bei dieser irischen Tradition so viele Menschen hier zusammenkamen und zusammengefeiert haben, das hat mich beeindruckt.“ | Bild: Jannik Höntsch
Hamidreza Mahmoud arbeitete seit 2015 in der Küche des Shamrocks. Er erinnert sich am Liebsten an die Tage, an denen es in der Küche ...
Hamidreza Mahmoud arbeitete seit 2015 in der Küche des Shamrocks. Er erinnert sich am Liebsten an die Tage, an denen es in der Küche schnell gehen musste. „Das Team hier ist wirklich außergewöhnlich. Wahrscheinlich ist es das einzige Team überhaupt, mit dem selbst Stress Spaß gemacht hat.“ | Bild: Jannik Höntsch

Auch McLaughlin erinnert sich daran gern zurück. Genauso wie an die Abende mit Live-Musik, bei denen Anfang der 2000er auch die Band Reamonn auftrat. „Supergirl, diesen Mega-Hit – den haben die hier gespielt, das war der Wahnsinn“, erzählt McLaughlin.

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Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein leises Lächeln ab. Nicht selten hätten ihn in den vergangenen Tagen Stammgäste mit Tränen in den Augen verabschiedet. Einige von ihnen hätten sich dort kennengelernt, später sogar ihre Hochzeit dort gefeiert. „Es war eine tolle Zeit“, sagt er. „Aber jetzt ist es an der Zeit, weiterzuziehen.“

Auf dieser Bühne performte Reamonn einst den Mega-Hit „Supergirl“.
Auf dieser Bühne performte Reamonn einst den Mega-Hit „Supergirl“. | Bild: Jannik Höntsch

Wie es weitergeht, ist noch offen

Wenn sich am Sonntag, 29. Mai, die Pforten des Shamrock schließen, wisse er aber auch er noch nicht, wie es für ihn weitergeht. Fest steht nur, dass es das Ende des Shamrock ist. „Alles danach lege ich in Gottes Hand. Das Shamrock war ein großer Teil meines Lebens. Was jetzt kommen mag, wird sicher anders, aber auch das wird gut“, sagt McLaughlin. Für viele Konstanzer ist klar: Das Irish Pub wird fehlen.