Auf den Obsthöfen fiebert man jedes Jahr der Ernte entgegen und Kinder und Erwachsene freuen sich im späten Frühjahr darauf: Die Erdbeere ist der heimliche Star der Anbauprodukte am Bodensee.

Jetzt hat der Dauerregen der vergangenen Tage aber ausgerechnet der Erdbeere hart zugesetzt. Zwischen 25 und 30 Prozent der Ernte sind durch Wasser und Fäulnis schwer beschädigt, so die Schätzung der Obstbauern. „Von allen Beeren, die gerade jetzt reif wurden, sind etwa 70 Prozent kaputt“, sagt Thomas Romer, Inhaber des gleichnamigen Obstbaubetriebs in Litzelstetten.

Er hat die Konsequenz gezogen, den Verkauf der Erdbeeren an den Handel habe er komplett eingestellt. Für den Wochenmarkt und den eigenen Hofladen reiche die im Moment geerntete Menge gerade noch.

Erntehelferin Eva Kura versucht beim Obsthof Romer zu retten, was noch zu retten ist. Die Menge der verwendbaren Früchte fällt im Moment ...
Erntehelferin Eva Kura versucht beim Obsthof Romer zu retten, was noch zu retten ist. Die Menge der verwendbaren Früchte fällt im Moment gering aus. | Bild: Hanser, Oliver

„Ich schätze, dass wir etwa 30 Prozent der Erdbeerente verloren haben“, sagt er. Genau kann er es nicht beziffern, die Saison ist schließlich noch nicht vorbei. Die aktuelle Aufgabe ist ohnehin extrem undankbar: In allen Feldern seien im Moment bereits reife Früchte dabei, diese sind durch den Regen fast alle beschädigt und müssen nun schnellstmöglich abgeerntet werden.

Schon allein, damit die anderen Früchte nicht durch Fäulnis angesteckt werden. Aktuell werden die Romer-Erdbeeren für 3,50 Euro pro 500 Gramm am Hofladen verkauft. „Die Qualität ist begrenzt. Die nächsten, späteren Erdbeeren dürften dann wieder teurer verkauft werden“, sagt Romer.

240 Liter Niederschlag in vier Wochen

Florian Fuchs, Leiter des in Dingelsdorf ansässigen Fuchshofes, bestätigt die Bilanz des Nachbarn. „Es war kein tolles Wetter für Erdbeeren“, sagt er, „240 Liter Niederschlag in vier Wochen, wie es meine eigene Wetterstation anzeigt, das tut Erdbeeren nicht gut.“

Auch er spricht davon, dass die reifen Erdbeeren sehr stark beschädigt gewesen seien. „Sie ziehen Wasser und schmecken nicht.“ Seine Erntehelfer sind ebenso wie die des Betriebs Romer damit beschäftigt, sie zu pflücken und zu entsorgen. „Spaß macht das niemandem.“

Florian Fuchs, Fuchshof-Chef, zeigt reife Erdbeeren im Folientunnel. Die Früchte aus dem Folientunnel-Anbau waren genügend geschützt, ...
Florian Fuchs, Fuchshof-Chef, zeigt reife Erdbeeren im Folientunnel. Die Früchte aus dem Folientunnel-Anbau waren genügend geschützt, die reifen Freilanderdbeeren der Fäulnis ausgesetzt. | Bild: Hanser, Oliver

Den Verlust schätzt Florian Fuchs auf etwa 25 Prozent der Erdbeerernte – aber man könne das nicht ausschließlich materiell beziffern. „Die Erdbeerernte hat auch einen mentalen Aspekt: Wir fiebern darauf hin und haben uns monatelang um die Pflanzen gekümmert. Und dann solche Schäden, das ist schon ein bisschen tragisch.“

Andererseits ist ihm natürlich klar: Die Landwirtschaft unterliegt dem Wetter und den entsprechenden Schwankungen. Die Erdbeeren, die im Moment geerntet und für gut befunden werden, verkauft der Fuchshof für 4,45 Euro pro 500 Gramm, laut Florian Fuchs ein stabiler Preis.

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Einen wirksamen, hundertprozentigen Schutz vor solchen Wetterkapriolen sehen beide Landwirte nicht. Thomas Romer ist sich aber sicher, dass sich die Anbauweisen noch verändern werden: „Die Zukunft des Erdbeeranbaus wird im Folienanbau liegen.“ Er selbst habe bisher keine Folientunnel, dafür aber einige Stellagenerdbeeren unterm Foliendach, „das ist eine gärtnerische Anbaukultur, weniger landwirtschaftlich.“

Der Fuchshof wiederum setzt seit Längerem auch auf Folientunnel, schon um das Risiko zu streuen, wie Florian Fuchs erläutert. Mit dem Folientunnel werden die Obstbauern unabhängiger vom Wetter. Thomas Romer stellt klar: „Auf Dauer können wir uns größere Ernteausfälle nicht leisten, nicht bei der Höhe des Mindestlohns.“ Den Wetterextremen, die durch den Klimawandel entstehen, könne man mittelfristig nur durch geschützten Anbau begegnen.

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Landwirte hoffen auf die Späterdbeeren

Wenn er wählen dürfte, wären ihm die trockenen Jahre bei der Bewirtschaftung grundsätzlich lieber, sagt Romer. Bewässern wäre grundsätzlich immer möglich, der Kampf gegen die Fäulnis bei so starkem Regen wie in den vergangenen Wochen jedoch sei sehr schwierig. Dem stimmt sein Kollege Fuchs zu und fasst es kurz zusammen: „Grundsätzlich lieber ein bisschen bewässern als absaufen.“

Beide Landwirte blicken nach diesem durchwachsenen Start in die Erntezeit nun nach vorne. Ganz verloren ist die Erdbeerernte schließlich noch nicht. Erst jetzt startet die Reifezeit der Späterdbeeren – und den noch grünen Exemplaren habe der Regen nicht so stark geschadet, berichten beide.

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Thomas Romer sieht die Kirschernte, die ansteht, ebenfalls kritisch. „Alles, was nicht unter der Folienüberdachung war, ist zerstört“, sagt er. Oder positiv formuliert: Die Überdachung, die im Übrigen eine Investition von 80.000 Euro bedeutete, habe Schlimmeres verhindert.

Auch Florian Fuchs ist froh über die Überdachung der Fuchshof-Kirschen. Bei den Erdbeeren wiederum sei klar, dass das Selbstpflückerfeld wohl kaum noch Ertrag bieten werde, aber für die späten Erdbeersorten durchaus Hoffnung bestehe.