Von Anliegern gibt es kritische Stimmen, die eine Gastronomie in direkter Nachbarschaft unter anderem aus Gründen des Lärmschutzes ablehnen und auch fragen, ob so ein Bau nicht das historisch gestaltete Ensemble rund um die Aussegnungshalle störe. Nach Angaben der Stadtverwaltung gingen sieben Einsprüche zu den Bauplänen ein. Das Vorhaben liegt nun beim Regierungspräsidium Freiburg.
Der fast 50 Meter lange und elf Meter breite Bau soll sich in die Wiese neben der Allee einfügen. Die Technischen Betriebe treten als Bauherr auf. Deren Leiter Herbert Munjak legte im Betriebsausschuss dar, dass diese planen, die Investitionskosten über 30 Jahre wieder hereinzubekommen. Ein Kredit, Spenden des Hospizvereins und Einnahmen aus der Verpachtung des Cafés sollen die Finanzierung ermöglichen. Bis das Projekt kostendeckend sei, solle die Stadt eine Bürgschaft übernehmen.
Die TBK selbst verfügten über keine Gewinne, weil sie diese gar nicht machen dürften, legte Munjak dar. Wegen des Cafés werde auch Kontakt zur Industrie- und Handelskammer als Vertreter der freien Wirtschaft aufgenommen. Diese solle auch eine Stellungnahme dazu abgeben, ob sie einen Eingriff in den Markt sehe. Munjak sieht neben dem wirtschaftlichen Cafébetrieb das Gemeinnützige am Projekt.
Fragen zum Zeitplan bleiben vorerst offen
Die Fraktionen des Gemeinderats begrüßten im Betriebsausschuss das Vorhaben. Mehrere Redner kritisierten aber, dass ohne fundierte Vorlage darüber gesprochen werde. Auch wegen des Zeitablaufs stellten Gemeinderäte Fragen. 2017 hatten Studierende unter der Regie des HTWG-Professors Eberhard Schlag verschiedene Entwürfe für ein Trauercafé vorgestellt. Der Friedhofausschuss zeigte sich begeistert von der zur Umsetzung ausgewählten Arbeit. Doch seitdem stockte das Projekt.
Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn formulierte auf Anfragen der SPD-Gemeinderatsfraktion ganz vorsichtig, welchen Zeitplan er im Auge habe: „Wünschenswert sei eine Realisierung der Baumaßnahme im Jahr 2022.“ Verbindliche Daten könne er erst nennen, wenn die Genehmigung des Regierungspräsidiums vorliege.
Grundsätzlich stellte Karl Langensteiner-Schönborn für die Stadtverwaltung fest: „Wenn uns ein Projekt am Herzen liegt, dann dieses.“ Es sei aber nicht ganz einfach, es rechtlich auf sichere Füße zu stellen. Er bestätigte, dass wegen des Neubaus Bäume am Friedhofsgelände fallen müssten, ebenso die völlig intakten Toiletten im Häuschen am früheren Haupteingang des Friedhofs. Auf Anregungen aus dem Betriebsausschuss versprach er einen Ortstermin.
Konstanzer Räte befürworten das Projekt
Gisela Kusche, Stadträtin der Freien Grünen Liste, stellte fest: „Wir wollen das Projekt unbedingt.“ Sie wünsche sich aber Aufklärung zu Fragen des Schutzes der Bäume und des historischen Ensembles. Ihre Fraktion bevorzuge zudem eine Bauweise mit Naturmaterialien wie Lehm und Holz. Kurt Demmler stellte für die CDU fest, die Fraktion stehe grundsätzlich hinter dem Projekt.
Achim Schächtle, Stadtrat der FDP, kritisierte die Dauer des Verfahrens: „Dass man für so eine Planung fünf Jahre braucht, ist nicht zu vermitteln.“ Dem schloss sich auch Jürgen Faden (Freie Wähler) an. Er plädierte dafür, die Sache zu beschleunigen.
Der Hospizverein weist darauf hin, dass Trauernde und Trauergesellschaften derzeit keine Anlaufstelle am oder um den Friedhof haben. Die einzige Gaststätte, die dafür einmal in Frage gekommen war, gebe es schon seit Langem nicht mehr.
Geschäftsführerin Petra Hinderer bekräftigte, der Hospizverein wolle mit Veranstaltungen für Trauende vor Ort sein. Dem Thema Abschied, Sterben, Tod und Trauer wolle er einen Platz mitten in der Gesellschaft geben. Der Friedhof solle über das Café auch zu einem Ort für die Lebenden werden.
In einem Konzeptpapier zum Café schreibt sie: „Wer den Friedhof und die mit ihm über Jahrhunderte gewachsene Gedenkkultur erhalten will, muss ihn heute stärker zu einem Ort für die Lebenden machen, aber gleichzeitig achtsam mit den Bedürfnissen trauernder Mitmenschen umgehen.“
Die Anwohner hinterfragen den Standort
Steinmetz Matthias Blessing, der direkt an der Grundstücksgrenze zum geplanten Neubau wohnt und arbeitet, bestätigt den Bedarf einer solchen Anlaufstelle. Er berichtet, dass bei ihm schon einige Male Menschen gestanden hätten, die fragten, wo sie sich nach einer Beerdigung zusammensetzen könnten. Er habe den Plänen zur Bebauung nicht widersprochen. Dabei habe er durchaus Bedenken und Fragen, ob der Standort gut gewählt worden sei.
Als es vor Jahren um Parkplätze am früheren Haupteingang des Friedhofs ging, sei von Behörden auf das denkmalgeschützte Ensemble mit Allee und Aussegnungshalle hingewiesen worden. Die Parkplätze, so habe es damals geheißen, würden die Sichtachse stören. Blessing fragt sich, ob dies nicht auch durch das Café geschehe.
Auch der Anwohner Daniel Löffler weist auch auf den besonderen Charakter der historischen Anlage hin. Er legte Einspruch gegen die Pläne ein und schlägt als Alternative vor, den Neubau am TBK-Gelände im Riesenbergweg zu erstellen. Daniel Löffler sieht wie der Anwohner Thomas Tröndlin grundsätzlich den Bedarf für ein Trauercafé.

Doch beide haben Bedenken, ob das unter dem Arbeitstitel „Café Friedlich“ laufende Projekt wirklich friedlich wird. Sie fürchten, dass dieses bis in die späten Abendstunden Gerüche und Lärm verursacht. Tröndlin weist auch darauf hin, dass das Stuhllager auf den 2,50 Metern Abstandsflächen geplant sei, also direkt an der Grenze zu den Anliegern. Es sei zudem nicht geklärt, wie die Anlieferung geplant ist und wo die Café-Besucher parken sollen.