In drei Wörtern bringt Andreas Hennemann es auf den Punkt: „Ich bin enttäuscht“. Zwar haben 5414 Bürger für ihn als künftigen Oberbürgermeister gestimmt, aber er weiß, dass der Vorsprung von Luigi Pantisano und Uli Burchardt zu groß ist – sie haben beide weit mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen. „Ich wäre gerne Oberbürgermeister dieser Stadt geworden“, sagt er in einem Video, das er via Facebook verbreitet hat.
Sein Ziel sei es gewesen, die Block- und Lagerbildung zu überwinden und die Stadt geeint in die Zukunft zu führen. Dafür hätte er sich mehr Zuspruch erhofft, wird aus der Videobotschaft deutlich. Zugleich bittet er um Entschuldigung bei all jenen, die ihn zum Weitermachen ermutigt hätten. Er könne ihre Enttäuschung verstehen, sagt Hennemann mit viel Empathie.
„Ich muss nun selbst eine Wahl treffen – meine Unterstützer können das auch“
Eine Wahlempfehlung gibt er nicht ab. Auch in der Schlusssequenz seines Videos ist Hennemann ganz der, als der er sich auch als Kandidat vorgestellt hatte. Er selbst werde am 18. Oktober wählen gehen und habe eine Entscheidung zu treffen, für wen er stimme. Dieser Entscheidung könnten und müssten sich auch seine Unterstützer stellen, und sie sollten das ohne Beeinflussung oder Empfehlung tun.
Für die SPD-Fraktion, die zur wesentlichen Unterstützergruppe Hennemanns zählt, war bereits der Wahlabend bitter. Nur wenige Stadträte wollten damals das Ergebnis kommentieren. Jürgen Ruff betonte, dass Hennemann einen wesentlichen inhaltlichen Beitrag geleistet habe, indem er angetreten sei, um Gräben zuzuschütten, um nicht weiter zu spalten.
So haben die anderen Kandidaten der Konstanzer Oberbürgermeisterwahl auf die Ergebnisse reagiert.
38,3 Prozent: Luigi Pantisano ist der Sieger dieses ersten Wahlgangs
„Ich bin froh, bin aber auch sehr demütig“, sagt Luigi Pantisano im Bodenseeforum, als die deutliche Mehrheit der Wahlbezirke ausgezählt ist. „Es ist eine große Verantwortung und ich freue mich, dass die Konstanzer sie mir geben wollen.“ Ihm ist wohl bewusst, dass noch viel zu tun ist in den kommenden drei Wochen. Am 18. Oktober ist die Neuwahl.
„Ich möchte alles geben, damit ich alle anderen Konstanzerinnen und Konstanzer auch überzeugen kann, mich zu wählen.“ Pantisano stimmt die Unterstützer gleich ein auf die Arbeit, die vor ihnen steht: „Jetzt wollen wir, dass all diejenigen uns ihre Stimme geben, die wir noch nicht überzeugt haben. Ich bin sicher, dass wir das schaffen.“
35,8 Prozent: Uli Burchardt hat das Resultat erwartet
„Ich freue mich über die vielen Stimmen, die ich bekommen habe von meinen Wählerinnen und Wählern und sag dafür Dankeschön. Das Ergebnis liegt im Bereich dessen, was wir erwartet hatten“, betont Burchardt, als die amtlichen Wahlergebnisse vorliegen.
Nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse hebt Uli Burchardt als erstes die Wahlbeteiligung hervor: „Zunächst mal freue ich mich über die historisch hohe Wahlbeteiligung, das ist gut und wichtig für unsere Demokratie und das ist wichtig für Konstanz. Schön, dass so viele Menschen zur Wahl gegangen sind. Da bin ich ganz stolz auf Konstanz.“
Dass er noch einmal antritt, steht für Uli Burchardt außer Frage: „Jetzt ist klar: Es geht in eine Neuwahl, also in eine zweite Runde.“ Auch klar sei, dass es um die Wahl zwischen zwei sehr unterschiedliche Positionen gehe. „Die Alternativen liegen jetzt ganz klar auf dem Tisch“, so Burchardt. Daher gehe es jetzt für ihn darum: „Die Alternative deutlich zu machen, für die ich werbe, nämlich für ein Miteinander – zusammen Konstanz weiter in die Zukunft zu entwickeln“.
7,7 Prozent: Andreas Matt will ebenfalls weitermachen
OB-Kandidat Andreas Matt hat mit seinem Ergebnis von 7,7 Prozent am Ende des Wahlabends gerechnet. Er sagt: „Vor allem als unabhängiger Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters von Konstanz bin ich sehr zufrieden.“ Bei den vor ihm liegenden Kandidaten zeige sich allerdings leider deutlich, dass die Parteizugehörigkeit im OB-Wahlkampf noch eine große Rolle spiele, sagt Matt. Die anderen Kandidaten hätten ihre Parteizugehörigkeit nicht offen kommuniziert und stellten sich als unabhängig sowie überparteilich dar.
Doch wie hält es Andreas Matt mit der Neuwahl am 18. Oktober? „Ich verstehe die Frage nicht“, sagt er. „Für mich ist klar, dass ich auch im zweiten Wahlgang antreten werde.“ Er hat bereits im Vorfeld fest damit gerechnet. Für ihn sei der heutige Tag lediglich eine Halbzeitpause gewesen. Ab Dienstag geht für ihn der Wahlkampf in die nächste Runde.
3,3 Prozent: Jury Martin tritt nicht wieder an
Jury Martin blickt am Sonntagabend ein wenig enttäuscht auf die 3,3 Prozent für ihn, wenn er auch ganz konventionell all denen dankt, die ihm die Stimme gegeben haben. Jury Martin kündigt an, im zweiten Wahlgang werde er nicht wieder antreten.
Sein Fazit: Er bereue nicht, kandidiert zu haben. Er habe viele Menschen kennen gelernt, und viel Neues erfahren. Dank des Stresses während des Wahlkampfs passten ihm nun auch wieder Hosen, die zu eng geworden waren.
Er empfiehlt, dann keinesfalls Uli Burchardt zu wählen, und bleibt so seiner bisherigen Linie treu. Dass der Amtsinhaber auf den zweiten Platz gerutscht sei, betrachte er als gutes Ergebnis. Schließlich sei er angetreten, weil er mit der Politik des Oberbürgermeisters nicht einverstanden sei. „Er hatte acht Jahre Zeit, etwas zu ändern, und hat es nicht gemacht.“