Jetzt beginnen die Vorbereitungen für den Um- und Anbau. Der Bauherr Caritas setzt weiter auf Lärmschutz, benötigt aber möglicherweise den Samstagvormittag, 21. November, für Arbeiten. Anwohner sagen: das Problem sei nicht unbedingt der Baulärm, sondern dass das Haus für die Senioren viel zu groß gebaut werde.
Die Caritas Konstanz setzt nach der Kritik über die Aktion im Januar 2019 auf Transparenz. Damals wurden auf dem Hof der ehemaligen Schule vier große Kastanienbäume gefällt. Anwohner hatten dies als „Nacht- und Nebelaktion“ wahrgenommen.
Heute sagt Andreas Hoffmann, Chef der Caritas Konstanz: Anwohner würden zeitnah mit Informationen versorgt, übers Internet oder über Wurfsendungen in die Briefkästen in der Niederburg. Zudem habe man zu mehreren Baustellenführungen geladen, und über den weiteren Ablauf informiert. Auf der Internetseite der Caritas kann jeder über zwei live filmende Kameras sehen, wie es derzeit um den Bau steht.
Am 21. November könnte es laut werden
Hoffmann betont: Die Caritas sei bemüht, die Belastung mit Lärm, Staub und Abgasen in Grenzen zu halten. Es würden spezielle Bauverfahren eingesetzt, um dies zu gewährleisten. Auch bei den Gründungsarbeiten setzte man auf den Lärmschutz. Ganz lasse sich dieser freilich bei einem Bauvorhaben nicht vermeiden.

Besonders unangenehm seien voraussichtlich die zehn Tage im Winter, an denen die Gründungspfähle gesetzt werden. In einer Wurfsendung kündigt die Caritas an, dass möglicherweise auch am Samstagvormitag, 21. November, für Zug- und Belastungsprüfungen benötigt werde.
Brigitte Rabus, die nahe der Baustelle lebt, sieht die Bemühungen der Caritas. Sie erlebt als Nachbarin dennoch persönlich und subjektiv Lärm vom Morgen bis in den Abend. Zu Beginn der Arbeiten komme es gern zu Staus und zum Rangieren der Fahrzeuge. Sie habe sich jetzt eine Auszeit an einem anderen Ort gegönnt. Sie selbst beobachte die Sache auch nur noch als Betroffene.
Die Anwohner kritisieren die Pläne
Bei den Anwohnern ist der Frust auch ohne die Samstagsarbeit groß. Der Psychotherapeut Stephan Schulz, der in zweiter Reihe zur Baustelle wohnt und arbeitet, bringt die Kritik der Anwohner auf den Punkt: Nicht die Belastungen durch den Bau seien das größte Problem, sondern die Dimension des Projekts an sich: „Das ist ein völlig unsinnig großes Haus.“ Es würden mindestens 20 Pflegeplätze zu viel gebaut.
Grundsätzlich seien die Anwohner für die Pflege in der Niederburg. „Das ist sinnvoll und notwendig. Da stehen wir alle dahinter.“ Das Projekt der Caritas sei aber viel zu groß angelegt, und entspreche nicht dem, was Senioren in der heutigen Zeit wünschten und was die Wissenschaft als sinnvoll ansehe.
Heime mit mehr als 80 Plätzen seien heute völlig unüblich. Um in der früheren Schule Zoffingen alle Pflege- und Tagespflegeplätze unterzubringen, benötigt die Caritas einen Anbau, den Anwohner wegen der räumlichen Enge auf dem Areal in der Niederburg besonders kritisieren.
Schulz verweist auf das Pflegeheim Weiherhof, wo die Spitalstiftung Konstanz beispielsweise mit 75 Plätzen plane. Auch die Satistiken im Internet zeigten einen klaren Trend: Der Pflegemarkt in Deutschland nenne 79 Plätze als Durchschnittszahl bei gemeinnützigen Trägern. Einzelne Bundesländer hätten eine maximale Größe für Pflegeheime festgelegt, etwa Nordrhein-Westfalen. Es sehe nie mehr als 80 Plätze vor. Das Verwaltungsgericht Aachen hat dieses Vorgehen in einem Urteil ausdrücklich bestätigt. Es liegt dieser Zeitung vor.

Schulz betont: Wenn es einen freundlichen Kontakt der Anlieger zur Caritas gäbe und diese den Eindruck hätten, dass sich der Sozialverband bewege, und sein Pflegeheim auf die heutigen Bedürfnisse ausrichte, wären viele auch bereit, über Lärm und Erschütterungen hinwegzusehen. So aber erschließe sich die Notwendigkeit des Projekts für die Allgemeinheit nicht. Der Psychotherapeut regt an, das Marienhaus weiter vorwiegend für die Pflege zu nutzen. Die Stadt Konstanz benötige die Plätze dringend.
Die Caritas hält an den Plänen fest
Dies sagt auch die Caritas, die etwas mehr als die 101 Pflegeplätze bauen will, die das Marienhaus derzeit hat. Wegen neuer Vorschriften des Landes Baden-Württemberg, das für Bewohner nur noch Einzelzimmer vorsieht, hatte sich die Caritas zur Aufgabe des bisherigen Pflegehauses entschieden.
Hoffmann behauptet, nur mit dem Zoffinger Haus erhalte die Caritas ein für die breite Bevölkerung bezahlbares Haus, in dem die Kostenträger ein Teil der Pflegesätze übernehmen würden. Zwei kleinen Pflegeeinrichtungen, im Marienhaus und auf dem Areal Zoffingen, seien für die breite Bevölkerung nicht bezahlbar, so Hoffmann.
Auf der Baustelle in der Niederburg gehen die Arbeiten für den Neubau voran. Bauspezialisten wollen mit Hilfe von drei Probepfählen herausfinden, wie es um den Untergrund im Areal Zoffingen bestellt ist. Die Konstanz Böden gelten als schlecht tragfähig. Schon so mancher Bauherr hat eine böse Überraschung erlebt, vor allem in der Nähe des Sees oder des Seerheins.
Drei Testpfähle sollen nun zeigen, wie belastbar der Grund ist. Sie werden eingebracht und mit Zug und Druck belastet. Erst wenn die Tests ein befriedigendes Ergebnis zeigten, würden die Pfähle zur Gründung des Neubauteils des künftigen Pflegeheims gesetzt, teilt die Caritas mit.
Diese Arbeiten nehmen Ende Dezember/Anfang Januar etwa zehn Tage in Anspruch, so Andreas Hoffmann von der Konstanzer Caritas. Parallel dazu würden drei kleinere Baugruben angelegt und mit Spunddielen abgesichert. Dort werde die Ableitung des Abwassers eingebaut.