Martin Bialoncig ist gelassen: „Mit der Hoffnungsträger Stiftung kann man reden – vermutlich wird das alles eine gute Sache!“. Er meint das Projekt der Hoffnungträger Stiftung in der Nähe des Alten Bannwegs. Dort entstehen vier Wohnhäuser auf einem Grundstück für insgesamt etwa 80 Personen.

Vor einem halben Jahr hätte Bialoncig diese Aussage wohl noch nicht getroffen. Er und einige seiner Nachbarn waren gar nicht begeistert angesichts der Planungen der Stadtverwaltung und der Hoffnungsträger Stiftung, auf dem schmalen Grundstück, das an den Friedhof grenzt, vier Häuser bauen zu lassen.

Gespräche zwischen Nachbarn und Stiftung

Nach einer Informationsveranstaltung im vergangenen Herbst haben mehrere Gespräche stattgefunden. Unter anderem sind Bialoncig und weitere Nachbarn nach Leonberg gereist, um mit dem Geschäftsführer der Stiftung und dem Architekten zu sprechen. „Jetzt werden die Häuser nicht mehr parallel zu unseren Häusern stehen, sie sind näher am Friedhof platziert“, sagt Bialoncig.

Das Grundstück ist von der anderen Seite, an der die St. Suso-Kirche steht, nicht so gut einsehbar. Es beginnt dort, wo der große Baum ...
Das Grundstück ist von der anderen Seite, an der die St. Suso-Kirche steht, nicht so gut einsehbar. Es beginnt dort, wo der große Baum steht. | Bild: Wagner, Claudia

Er und viele übrige Anwohner fänden es nach wie vor schade, dass das schmale Grundstück bebaut werde. Eine frühere, dreigeschossige Planung, damals noch von der Wohnbaugesellschaft Wobak, hätten sie abgelehnt. Mit der jetzigen Planung aber könnten sie leben, sagt Bialoncig – und wollen auch auf Einsprüche verzichten.

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Häuser werden vorproduziert

Marcus Witzke, Geschäftsfürer der Hoffnungsträger Stiftung, ist froh, dass es jetzt los geht. „Wir haben die Baugenehmigung, können also im Juli mit dem Bau beginnen“, sagt er. Die Häuser der Stiftung werden von einer österreichischen Stiftung in großen Hallen vorproduziert, der Aufbau auf dem Grundstück selbst dürfte daher sehr schnell gehen.

Bezugsfertig bereits im Frühjahr 2021

Etwas Zeit werde dann die Inneneinrichtung brauchen. „Die Häuser sollen in sechs bis acht Monaten aufgebaut werden und im späten Frühjahr 2021 bereits bezogen werden“, sagt Witzke. Auch Witzke ist froh, dass eine Einigung mit den Anwohnern möglich war. „Wir sind sehr an einem guten nachbarschaftlichem Verhältnis interessiert“, sagt Witzke.

Nicht nur vier Häuser – auch ein sozialer Anspruch

Es handelt sich bei dem Projekt um Wohnhäuser mit einem besonderen Hintergrund: Einziehen sollen zu 50 Prozent Flüchtlinge, zu 50 Prozent Personen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. Schon deswegen wünscht sich die Stiftung gute Kontakte zu den Nachbarn, da nur so die Integration gut gelingen kann.

So sehen die Häuser im Modell aus.
So sehen die Häuser im Modell aus. | Bild: andOFFICE Architekten

Finanzierung über Crowd Investing

Die Stiftung will nun auch einen neuen Weg bei der Finanzierung gehen: Insgesamt wird das Projekt etwa 6 Millionen Euro teuer. 500.000 Euro davon sollen als Crowd Investment finanziert werden. Konstanzer Bürger, die ein solches Projekt unterstützen wollen, können ihr Geld zu festem Zinssatz dafür anlegen. Möglich sei dies bereits ab einer Anlagehöhe von 5000 und bis zu 25.000 Euro. „Die Idee kam uns, weil immer wieder Personen, die freie Mittel hatten, anfragten, ob sie unsere Projekte unterstützen können“, erläutert Marcus Witzke.

Plattform Xavin als Partner bei der Finanzierung

Jetzt hätte die Stiftung mit der Plattform Xavin einen Partner gefunden, mit dem das Vorhaben auch nach allen Regeln der Bankenaufsicht umsetzbar sei, sagt Witzke. Auch diese Art der Finanzierung ist für die Hoffnungsträger Stiftung eine Methode, um nicht nur die Anwohner, sondern auch andere Konstanzer an das Projekt zu binden.

Doch zurück zu den Anwohnern. Alle Zweifel sind noch nicht restlos ausgeräumt. Sie wüssten beispielsweise gern, zu welcher Straße die Häuser gehören werden. Dazu gibt die Stadtverwaltung Auskunft: Die Erschließung der Häuser werde über den Friedhofsparkplatz erfolgen und tangiere somit den Alten Bannweg nicht. Die vier Gebäude würden dem Riesenbergweg zugeordnet, erläutert Walter Rügert, Pressesprecher der Stadtverwaltung, auf Anfrage.

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Ein Schreiben einer Anwohnerin eines Hoffnungsträger-Hauses in einer anderen Stadt habe die Anwohner nur noch kurzfristig irritieren können, berichtet Martin Bialoncig noch. Sie hatte sich aufgrund eines SÜDKURIER-Artikels an die Anwohner gewandt und von Lärm berichtet. Im Gespräch mit Marcus Witzke habe man aber auch diese Bedenken ausräumen können. „Wir haben ja auch alle Kinder“, sagt Bialoncig und betont, dass er vom Konzept der Hoffnungsträger Stiftung inzwischen überzeugt sei.