Vor wenigen Tagen wurde das Interesse von Kerstin Krieglstein an der freiwerdenden Rektorenstelle der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bekannt. Zeitgleich wurde aus Kreisen der Lehrstuhlinhaber der Universität Konstanz Kritik an der Amtsführung ihrer Rektorin laut.

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Online-Petition von Konstanzer Uni-Angehörigen gestartet

Diese richtete sich insbesondere an die Kommunikation und den Führungsstil der 56-Jährigen. Nun gibt es eine deutliche Gegenbewegung samt Online-Petition, die bis Donnerstagabend rund 100 Unterstützer fand. Die Urheber – laut eigener Aussage zählen dazu Lehrende, weitere Beschäftigte und Studierende – distanzieren sich von der von Kritikern lancierten Darstellung der Rektorin. Sie schreiben: „Wir haben die Arbeits- wie auch die Kommunikationsweise Frau Krieglsteins sehr positiv erlebt und würden ihren Weggang sehr bedauern.“

„Raum für Eigenverantwortung“

In ihrer Amtszeit habe sich „viel verändert und vieles hat sich zum Positiven gewandelt“. Krieglsteins Führungsstil bezeichnen die Petenten entgegen der Kritiker als zielorientiert und „von Besonnenheit und Augenmaß“ geprägt. Dies zeige sich auch in der aktuellen Krise. Ihre Zurückhaltung im Arbeitsalltag habe „Raum für Eigenverantwortung“ gelassen und „Arbeitsgruppen und Gremien gestärkt“.

Die 56-Jährige selbst hatte in einer früheren Stellungnahme bereits von hoher Wertschätzung aus Reihen der Uni ihr gegenüber gesprochen. Ausdrücklich gelobt wird nun ihre Rolle im Rahmen der Exzellenzstrategie. Die Uni Konstanz wurde im Sommer 2019 zum dritten Mal nach 2007 und 2012 zu einer von elf Exzellenz-Universitäten oder -verbünden gewählt.

Rektoren-Stellvertreterin ergreift das Wort für Kerstin Krieglstein

Silvia Mergenthal, Prorektorin für Internationales und Chancengerechtigkeit der Uni Konstanz, hat die Petition unterzeichnet.

Gegenüber der Redaktion teilt sie schriftlich mit: Die Hochschule sei in der Exzellenzfrage deshalb erfolgreich gewesen, „weil sie gemeinsam zukunftsträchtige Forschungsgebiete definiert und Konzepte entwickelt hat, wie sie ihre Studierenden auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten und den Dialog zwischen Universität und Gesellschaft gestalten kann“.

Mergenthal war zwischen 2012 und 2015 schon einmal Prorektorin. Ende 2018 komplettierte sie das erneuerte Team der Rektoren-Stellvertreter unter Kerstin Krieglstein. Die Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaften betont, dass die Uni in der letzten Runde des Wettbewerbs bereits von Kerstin Krieglstein geführt wurde. „Dass die Universität Freiburg, die ihren Exzellenzstatus verloren hat, eine solche erfolgreiche Rektorin abwerben will, kann man nachvollziehen“, teilt ihre Stellvertreterin mit.

Studierende bezeichnen Vorwürfe als „Schmähkritik“

Auch die Studierendenvertretung (Stuve) und die studentischen Senatsmitglieder der Uni reagieren mit Befremden auf die Vorwürfe aus Reihen der Lehrstuhlinhaber und weisen diese in einer Mitteilung entschieden zurück. Finn Tiboft, Stuve-Vorsitzender, bezeichnet sie als „Schmähkritik“, die lediglich „aus kleinen Teilen der Professorenschaft öffentlich geäußert wurde“. Dies diene der persönlichen Beschädigung von Kerstin Krieglstein. Dies „völlig ungeachtet unserer Haltung gegenüber der Rektorin oder ihrer möglicherweise laufenden Bewerbung“, ergänzt die Stuve-Vorsitzende Helen Schiff.

„Regelmäßiger und respektvoller Austausch“

„Gerade von Professoren und Professorinnen, die in der Regel bis zum Pensionsalter fest verbeamtet sind, erwarten wir ein verantwortungsvolleres Auftreten – vor allem in der Öffentlichkeit“, sagt sie. Studentin Tanja Rebmann, als Studentin Mitglied des Senats, lobt die Kommunikation der Rektorin. Kerstin Krieglstein sei offen für studentische Wünsche, Anregungen und Kritik. Rebmann erklärt: „Wir stehen in regelmäßigem und respektvollem Austausch miteinander.“

Und Sina Feil, die laut der Mitteilung rund um die Rektorenwahl im Jahr 2018 studentisches Senatsmitglied gewesen sei, wirft ein, dass die 56-Jährige Krieglstein auch im Senat im dritten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht habe und gibt preis: „Auch die Studierenden haben sie damals unterstützt.“