Die Zeiten waren schon einfacher, auch für die Stadtwerke. Wer Strom oder Gas gebraucht hat, musste diese einst beim heimischen Versorger kaufen – heute herrscht Wettbewerb. Wer von Konstanz nach Meersburg musste, wartete im Zweifelsfall halt an der Fähre – heute sind die Straßen besser ausgebaut, E-Bikes sind eine smarte Alternative für Pendler, und das Handy zeigt in Echtheit, ob sich die teure Überfahrt zeitlich lohnt. Und wer mal ein paar Bahnen schwimmen wollte, war mit einem bescheidenen Hallenbad zufrieden – heute setzen Wellness-Tempel die gefühlten Standards.
Verlust von Monopolen, steigender Kostendruck und unsichere Märkte: Das plagt wohl so ziemlich alle kommunalen Versorger in Deutschland. Doch die Stadtwerke Konstanz scheinen besonders gebeutelt. Nicht ohne Grund hat die Kämmerei die Zahl von 77 Millionen Euro öffentlich gemacht – so viel städtisches Geld stand per 31. Dezember 2024 bei den Stadtwerken im Feuer. Im Liquiditätsverbund der Stadt stehen die Stadtwerke tief in der Kreide, und Geld von der Bank bekommen sie nur noch, wenn sie eine Bürgschaft vorweisen können. Da wird es auch für ein starkes Unternehmen eng.
Schon jetzt drücken hohen Schulden – und der Wärmenetz-Bau hat noch nicht mal begonnen
Und als ob die aktuellen Herausforderungen – 6,6 Millionen Euro Verlust im Jahr 2023 und eine gegenüber 2020 um 70 Prozent auf 174 Millionen Euro gestiegene Verschuldung – nicht groß genug wären: Die schwierigen Jahre stehen den Stadtwerken erst bevor. Hunderte Millionen Euro werden für den Aufbau von Wärmenetzen und den Ausbau des Stromnetzes benötigt, sonst klappt das mit dem Klimaschutz, mit den ganzen Wärmepumpen und E-Autos ganz sicher nicht. Zugleich muss, auf Jahrzehnte hinaus, ein Gasnetz weiter betrieben werden, bei dem immer weniger Kunden immer höhere Fixkosten stemmen müssen.
Diesen Wandel aus einer Position der Stärke heraus angehen zu können, das hätte man Stadtwerken sicher gewünscht. Doch so ist es nicht. Schon das Debakel um den am Ende geplatzten Einstieg der Thüga – und ja, dabei ging es natürlich um Geld! – zeigte die Probleme auf. Die neuen Zahlen, die die Stadtkämmerei zuletzt öffentlich gemacht hat, zeichnen das Bild noch schärfer. Und immer drängender wird die Frage, warum sich dieses öffentliche Unternehmen Klötze wie das Schwaketenbad ans Bein gebunden hat. Oder andersherum: Warum das nicht rechtzeitig verhindert wurde.
Die Stadtwerke haben, was alle brauchen – das ist die gute Nachricht
So sind die Stadtwerke in eine Lage gekommen, in der sich binnen weniger Jahre entscheiden muss, ob sie als eigenständiges Unternehmen Bestand haben. Ob es ihnen gelingt, explodierende Kosten zum Beispiel durch hohe Tarifabschlüsse in den Griff zu bekommen. Und ob sie sich genügend bürgerschaftlichen und politischen Rückhalt sichern können. Zu wünschen wäre es: Zwar mögen die Stadtwerke Konstanz am kippeligsten Punkt ihrer 102-jährigen Geschichte stehen. Doch sie haben im Angebot, was alle brauchen: Wärme, Strom, Kommunikation, Mobilität, Freizeitvergnügen. Es wäre doch gelacht, wenn sich daraus nichts machen ließe.