Das Herbstfest war vor mehr als 40 Jahren so etwas wie eine Notlösung. Damals war das Sommerfest für den Musikverein wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Sowohl der Musikverein, die Freiwillige Feuerwehr und der Sportverein hatten im Abstand von jeweils 14 Tagen ein Fest gefeiert.

„Es war ein Zeltfest“, erinnert sich Bernhard Mauz, der 20 Jahre lang Vorsitzender des Musikvereins war und auch als Notenwart und Schriftführer im Vorstand tätig war. Der Musikverein und die Feuerwehr nutzten ein gemeinsames Zelt an der Thingolthalle und teilten sich so den Auf- und Abbau. Der Sportverein feierte beim Campingplatz Klausenhorn. „Wir haben das zwölf Jahre lang gemacht, aber irgendwann blieb nichts mehr übrig“, berichtet Mauz.

Die Ansprüche des Publikums seien immer mehr gestiegen, die Bands immer teurer geworden. „Das kann nicht sein. Wir müssen etwas anderes machen“, war seine damalige Erkenntnis. „Mit dem zweiten Vorsitzenden Leopold Baumann, genannt Poldi, haben wir Abende lang hin und her diskutiert. Das war schwierig“, berichtet Bernhard Mauz.

Der Musikverein Dingelsdorf lädt Ende August zu seinem traditionellen Herbstfest auf den Dorfplatz ein. Mit dabei werden sein Bernhard ...
Der Musikverein Dingelsdorf lädt Ende August zu seinem traditionellen Herbstfest auf den Dorfplatz ein. Mit dabei werden sein Bernhard Mauz, Manfred Renz, Hauke Kruse, Martin Schnez und Gerhard Danzeisen. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Die Wende kam mit dem Erntedankfest der Pfadfinder. „Sie haben die Ernte in der Kirche weihen lassen und anschließend auf dem Dorfplatz verkauft“, blickt er zurück. Der Musikverein hatte dabei mitgeholfen. „Wir haben 100 Mark verdient, mehr als zuletzt mit dem Zelt. Damit war es klar: Das Sommerfest muss sterben“, erinnert sich Bernhard Mauz.

Nach zwei Vorstandssitzungen war die Entscheidung für ein Herbstfest auf dem Dorfplatz gefallen. „Da hatte es noch viele vom alten Schlag. Ich war ja noch jung. Gerhard Danzeisen war damals Dirigent. Er war der größte Fürsprecher. Wir beide haben sehr, sehr gut zusammen geschafft. Wir haben auf die Jugend gesetzt und sind nicht enttäuscht worden“, erinnert sich Bernhard Mauz noch genau.

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Erinnerung an das erste Herbstfest

Gerhard Danzeisen war in den 1980er bis Anfang der 1990er Jahre elf Jahre lang Dirigent. Er erinnert sich noch gut an das erste Herbstfest, das damals noch am zweiten Septemberwochenende stattfand, eine Woche nach dem Wollmatinger Dorffest. „Es war total verseicht. Es hat zwei Tage lang geregnet. Vor Frust haben wir alles selber gefressen und gesoffen. Damit haben wir unser Fest selbst finanziert“, sagt er lachend. Heute ist es laut Bernhard Mauz als „Stangenfest“ überliefert, denn von zwei Gerüstbauern hatten sie sich Stangen und Planen organisiert, um sich vor den Wassermassen zu schützen.

„Trotzdem haben wir Geld verdient. Unser Problem war immer: wie wird das Wetter? Wir sind immer wie auf rohen Eiern gesessen. Außerdem war am Montag danach immer Beginn des neuen Schuljahrs. Nachdem Petershausen sein Stadtteilfest nicht mehr gemacht hatte, sind wir in den August gegangen“, berichtet Bernhard Mauz. So erklärt sich auch der Name des Herbstfests. Der Versuch, den Namen zu ändern, scheiterte.

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Und so ist es geblieben, dass bereits im Hochsommer ein Herbstfest gefeiert wird. „Der Name bürgt für Qualität“, sagt Bernhard Mauz selbstbewusst. „Wir hatten auch im August durchwachsenes Wetter. Anfangs wurde nur an zwei Tagen gefeiert. Da der Aufwand mit Auf- und Abbau der gleiche war, wurde es später auf drei Tage ausgedehnt“, ergänzt der Vorsitzende Manfred Renz.

Mit den Jahren ergaben sich auch Änderungen bei den Ständen. „Fritz Kegel hat für sich daheim einen Stand gebaut und hat ihn hier installiert. Daraufhin haben wir jedes Jahr einen Stand nach diesem Vorbild gebaut“, erzählt Bernhard Mauz. Rückblickend fasst er zufrieden zusammen: „Die nächtelangen Diskussionen waren hart, aber wir haben etwas zustande gebracht.“

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Martin Schnez ist Jugendleiter im Musikverein. „Ich bin stolz darauf, dass wir so etwas auf die Beine stellen“, sagt er mit großer Begeisterung. Er findet es gut, dass die Älteren und Erfahreneren die Gemeinschaft vorleben. „Man kann es von ihnen abgucken“, bekräftigt Schnez. „Sie sind Zugtiere“, bestätigt Bernhard Mauz.

Hauke Kruse ist ein Zugezogener. „Ich bin durch die Familie Renz zum Musikverein gekommen. Ich habe dann Tenorhorn gelernt. Ich mag das Familiäre des Herbstfests und den Zusammenhalt. Ich habe Lust darauf und freue mich jedes Jahr aufs Neue“, schwärmt er.

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Das ist ab Freitag in Dingelsdorf geboten

Das Herbstfest findet zum 40. Mal statt. Während der Corona-Pandemie hatte es zweimal ausfallen müssen. Festbeginn wird am Freitag, 29. August, um 18 Uhr sein. „Wir haben den Musikverein und den Fanfarenzug aus Allensbach eingeladen. Beide werden abwechselnd etwa eine halbe Stunde spielen“, erklärt Manfred Renz.

„Und vielleicht gibt es noch eine Besonderheit“, gibt er sich geheimnisvoll. Um 19 Uhr ist die offizielle Eröffnung vorgesehen. Anschließend spielt das Schwarzwald-Quintett fetzige Volksmusik, anspruchsvolle Solostücke, Schlager, Party-Hits und Rockhymnen.

Das genaue Programm

Am Samstag, 30. August, geht es ebenfalls wieder um 18 Uhr los. Ab 19 Uhr sorgen Sascha & friends für musikalische Abwechslung. Der Sonntag, 31. August, steht im Zeichen des Dorfflohmarkts. Den Frühschoppen ab 11 Uhr begleitet die Musikkameradschaft Langenrain-Freudental.

Den bunten Unterhaltungsnachmittag bestreitet ab 13.30 Uhr die Jugendkapelle Dingelsdorf-Langenrain-Freudental. Zur gleichen Zeit beginnt auch das beliebte Kinderprogramm. Ab 15.30 Uhr leitet die Blaskapelle Seerausch den Ausklang des 40. Herbstfests ein.