Hoch her ging es beim Streitthema Streckenführung zum Strandbad Horn im Technischen und Umweltausschusses (TUA). Gregor Gaffga, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Konstanz, versuchte zunächst, die Wogen zu glätten. Die Verwaltung habe verschiedene Vorschläge unterbreitet und mache nun den Vorschlag, die östliche Eichhornstraße und südliche Jakobstraße zur Fahrradstraße umzuwidmen.

Gregor Gaffga, Radverkehrsbeauftragter der Stadt, meint: „Die Radstraße ist nicht das Nonplusultra, aber unsere Vorzugsversion“.
Gregor Gaffga, Radverkehrsbeauftragter der Stadt, meint: „Die Radstraße ist nicht das Nonplusultra, aber unsere Vorzugsversion“. | Bild: Nikolaj Schutzbach/SK-Archiv

„Unser Ziel ist es, heute mit einer Marschrichtung rauszugehen, um das Hin und Her zu beenden“, wandte er sich an das Gemeinderatsgremium. Er appellierte, ein Gesamtpaket zu schnüren, und gestand zu, dass auf Poller, die von der Verwaltung zur Verhinderung des Durchgangsverkehrs vorgeschlagen wurden, verzichtet werden könne. „Die Fahrradstraße ist nicht das Nonplusultra, aber die Vorzugsversion“, so Gaffga.

Testphase: Unausgegoren und chaotisch

Zunächst kritisierten zahlreiche Gemeinderäte die aktuell noch bestehende Test-Streckenführung. Christel Thorbecke (FGL) bemängelte, dass es vor der Einführung keine Bürgerbeteiligung gegeben hatte, und kam auf die „vielen Hilferufe“ zu sprechen. „Wenn ein Vorschlag keine Akzeptanz findet, dann ist da etwas faul“, stellte sie fest.

Als „unausgegoren“ wertete Daniel Groß (CDU) den Status quo und berichtete von den „vielen Beschwerden“ und den Mühen der dort ansässigen Betrieben, die es aufgrund Corona ohnehin schon schwer hätten. Deshalb plädierte er für die Herstellung des Ursprungszustands, womit er den Antrag seiner Fraktion, die sich dem beinahe gleichlautenden Antrag der Freien Wähler anschloss, verbal stellte.

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„Wenn ihr euch etwas in den Kopf gesetzt habt, dann setzt ihr es auch durch“, wetterte Christian Kossmehl (Freie Wähler) in Richtung der Verwaltungsmitarbeiter. Er forderte ebenfalls die Rückkehr zum Vor-Zustand sowie eine Ausweisung als Tempo 30-Zone. „Wir sehen hier keine Radstraße – mit und ohne Poller“, so Kossmehl, der an die ablehnende Stellungnahme der Busbetriebe erinnerte.

Verena Faustein (Junges Forum Konstanz) sah diesen Einwurf eher gelassen. Sie meinte, dass Busse natürlich nicht gerne hinter Fahrradfahrern hinterherführen; gegebenenfalls müssten eben die Fahrpläne angepasst werden.

Nina Röckelein erklärt: „Ich finde den Vorschlag Radstraße mittlerweile recht gut.“
Nina Röckelein erklärt: „Ich finde den Vorschlag Radstraße mittlerweile recht gut.“ | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv

Nina Röckelein (FGL) kritisierte, die Testphase „mitten in der Saison einzuführen, war keine gute Idee“. Einen Radweg im Wald lehnte sie ab, denn das sei „keine wirklich komfortable Lösung“. Hingegen „finde ich den Vorschlag Radstraße mittlerweile recht gut. Die Kombination aus Pollern und Überholverbot könnte ein Beitrag zur Verkehrssicherheit sein“.

Herbe Kritik am Vorgehen der Verwaltung

Auch für eine Aufhebung der Testphase plädierte Alfred Reichle (SPD) und fügte an: „Gleich eine Radstraße mit allen Konsequenzen zu beschließen, halte ich für falsch.“ Johann Hartwich (FDP) zog richtig vom Leder, was die Testphase anbelangt: „Ich habe mich gewundert, wie Verkehrsplaner auf so eine Idee kommen können.“

Als „umweltfeindlich“ bezeichnete er die Umwege, welche Autofahrer in Kauf nehmen müssten, und brachte den dadurch verursachten CO2-Ausstoß aufs Tapet. „Es ging vorher reibungslos“, so Hartwich, der zur alten Lösung zurückkehren wollte, und fügte an: „Poller wären die nächste Katastrophe.“

Johann Hartwich sagt: Poller wären die nächste Katastrophe.“
Johann Hartwich sagt: Poller wären die nächste Katastrophe.“ | Bild: Patrick Pfeiffer/SK-Archiv

Peter Müller-Neff (FGL) hieb in die gleiche Kerbe. „Es war vorher kein Problem. Jetzt ist es chaotisch“. Und dies alles, „weil man mit Zwang etwas erreichen wollte“. Dem widersprach Heinrich Fuchs (CDU): „Ich kann mich nicht erinnern, dass es gut war.“

Er sieht Handlungsbedarf gegeben, die Situation für Radfahrer sicherer zu machen, wenngleich er den Test „als nicht gerade großen Wurf der Verwaltung“ bezeichnete. Er plädierte für eine Tempo 30-Zone statt einer Radstraße. Ein Überholverbot in der kurvigen, unübersichtlichen Strecke zwischen Hermann-Hesse-Weg und Waldhaus Jakob kann er etwas abgewinnen.

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Eine Lanze für die Verwaltung brach Jürgen Ruff (SPD). Mit dem Handlungsprogramm Radverkehr habe der Gemeinderat dreizehn Maßnahmen allein in der Eichhornstraße zugestimmt, erinnerte er seine Ratskollegen. „Ich bin froh, dass die Verwaltung eine Testphase, gemacht hat“. Er votierte für die Fahrradstraße: „Wir machen es, wie es vorgeschlagen ist. Damit gibt es Zugang zu den Gewerbebetrieben und Sicherheit für Radfahrer. Poller sind nicht nötig.“

Dann die Wende: Das Ja zur Fahrradstraße

Karl Langensteiner-Schönborn griff letztlich mäßigend in die Diskussion ein und stellte dar, dass die Anträge der FWG und der CDU eigentlich mit der Fahrradstraße erfüllt würden. „Die Schnittmenge zwischen dem Antrag der FWG und dem Vorschlag der Verwaltung ist 90 Prozent.“ Langsam und dezidiert verglich er: Gegenverkehr bei Tempo 30, direkte Zufahrten gewährt und Verkehrssicherheit gegeben.

Bild 4: Ein Teil der Eichhornstraße wird zur Fahrradstraße: Die überraschende Wendung im Streit um den Verkehr zum Konstanzer Hörnle
Bild: Cornelia Müller

Die Mitglieder des TUA stimmten einstimmig für die Ausweisung als Fahrradstraße. Auch der Antrag, auf Poller zu verzichten, um das direkte Anfahren weiter zu ermöglichen, wurde mehrheitlich angenommen. Gregor Gaffga versprach: „Unser Ziel ist, zügig umzusetzen. Bis Weihnachten Beschilderungen zu planen und auszuarbeiten, Schilder zu bestellen und dann umzusetzen.“