57 Gebäude, die für 82 Prozent der CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften verantwortlich sind, möchte die Stadt Konstanz klimaschutztechnisch sanieren. Das Ganze bis zum Jahr 2035, in dem Konstanz weitestgehend klimaneutral sein soll. Es ist das erklärte Ziel, auf das sich die Verwaltung und die Politik verständigt haben. Federführend sind dabei die Verantwortlichen des Hochbauamts, die in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Klimaausschusses (HFK) über den Sachstand berichteten. Dabei wurde deutlich: Es ist noch ein weiter Weg.
Die Verantwortlichen um Amtsleiter Thomas Stegmann und Arnold Hermann stellten dabei den Fahrplan für die Gebäudesanierungen in einem Modell vor. Dieses sieht vor, von den insgesamt 190 städtischen Gebäuden eben jene 57 klimaschutztechnisch zu sanieren, die zusammen für den größten Teil der Emissionen verantwortlich sind. Diese nehmen gleichzeitig 63 Prozent der Fläche städtischer Gebäude in der Konzilstadt ein. Die einzelnen Liegenschaften wurden in der Folge genauer klassifiziert und in weitere Kriterien unterteilt.
Vier Gebäude mit schneller Umsetzbarkeit
Herausgestellt haben sich am Ende vier Gebäude mit der schnellsten Umsetzbarkeit für energetische Sanierungen. Mit diesen möchte man beginnen. Es handelt sich dabei um die Schule am Buchenberg, die Stephansschule, das Suso-Gymnasium und das Stadtarchiv. Geplant sind Arbeiten an den Gebäuden, meistens geht es dabei um die Sanierung der Dächer, von Fassaden und Fenstern.
So soll bei der Schule am Buchenberg beispielsweise die Fassade gedämmt, das Dach saniert und die Fenster ausgetauscht werden. Baubeginn soll im Sommer diesen Jahres sein, die Stadt will allein hier 4,5 Millionen Euro investieren. Auch an der Stephansschule sollen die Fenster ab dem Sommer für 1,5 Millionen Euro erneuert werden. Dem könnte Ende 2025 darüber hinaus eine Dach- und Fassadenerneuerung folgen.
Dann könnten auch die Maßnahmen am Suso-Gymnasium beginnen. Auch dort soll das Dach energetisch saniert und die Fenster teilweise ausgetauscht werden. Im selben Zug müssen Brandschutzmaßnahmen ergriffen werden, auch ein Konzept für den Anschluss an ein zukünftiges Nahwärmenetz wird erarbeitet. Die veranschlagten Kosten: Bis zu 4,7 Millionen Euro. Die vierte und letzte Maßnahme betrifft das Stadtarchiv, wo die Fenster für rund 800.000 Euro ab Anfang 2025 ausgetauscht werden könnten.
Der ersten Stufe mit den vier Gebäuden mit schneller Umsetzbarkeit folgt eine zweite Stufe mit neun weiteren Gebäuden. Auch hier sind es vor allem Schulen und Sporthallen, die saniert werden sollen. Die dritte Stufe sieht dann insgesamt 26 Gebäude zur Sanierung vor, die vierte die bereits genannten 57 Gebäude. Doch bis hier wirklich etwas passiert, werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen.
Es geht nicht schnell genug
Das mangelnde Tempo kritisierte auch so manches Mitglied des HFK. Gabriele Weiner vom Jungen Forum Konstanz sagte beispielsweise: „Für mich geht das einfach zu langsam. Mir fehlt da die Power.“ Marvin Pfister von der Freien Grünen Liste (FGL) sah das ähnlich. Die Umsetzung dauere einfach zu lange. „Wir müssen Verfahren entwickeln, dass das schneller geht“, so Pfister. „Da sind Schulen dabei, da wird im vierten Quartal 2025 angefangen. Das sind vier Gebäude von 190.“
Jan Welsch von der SPD findet es nachvollziehbar, dass es den Mitgliedern des Ausschusses nicht schnell genug geht. Er machte aber nicht die Verwaltungsangestellten dafür verantwortlich. „Ich habe nicht den Eindruck, dass es am mangelnden Engagement liegt“, sagte Welsch. Nichtsdestotrotz: „Die Frage, die wir uns stellen müssen: Wie können wir sicherstellen, dass wir schneller werden?“ Und weiter: „Es dauert Jahrzehnte, wenn wir so weitermachen. Angesichts der Größe der Aufgabe werden wir dann scheitern.“
Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) wiederum fehlten mit Blick auf die Stufen weitere Zeitpläne. Wie geht es nach Stufe eins weiter, wann beginnt Stufe zwei, fragte sie sich. Und welche CO2-Reduktion erreiche man mit den verschiedenen Maßnahmen? Thomas Stegmann vom Hochbauamt könne „verstehen, dass es Ihnen zu langsam geht“. Hinsichtlich des Zeitplans sei allerdings klar: Die Finanzmittel für die Maßnahmen der ersten vier Gebäude seien im Doppelhaushalt 2023/24 veranschlagt worden, die neun zusätzlichen Gebäude aus Stufe zwei könnten erst in den nächsten Doppelhaushalt hineinfließen. Ein Baubeginn sei somit erst frühestens 2026/2027 möglich.
Gegenüber dem SÜDKURIER gab Thomas Stegmann an, dass die Vorlaufzeiten allgemein zu lang seien. Dabei gehe es um Gremien, Fördersummen, Anträge, städtische Haushalte, europaweite Ausschreibungen und vieles mehr. „Das sind die Rahmenbedingungen“, so der Amtsleiter. „Das geht allen Kommunen so.“ Dem pflichtete Lorenz Heublein, stellvertretender Leiter des Amtes für Klimaschutz, bei. „Wir merken an verschiedenen Stellen, dass die Prozesse, die die öffentliche Hand durchlaufen, eigentlich viel zu lange dauern“, so Heublein. Thomas Stegmann gab aber auch an, dass man verwaltungsintern nochmals genaustens Prozesse beleuchten und interne Abstimmungen verbessern wolle.
Zum Stichwort Systematisierung sagte Arnold Hermann vom Hochbauamt, dass diese zwar generell sinnvoll sei, sich bei den 57 städtischen Gebäuden jedoch schwierig darstelle. Bei gleichförmigen Industriehallen sei das einfach, doch bei den unterschiedlichen städtischen Gebäuden müssten Einzellösungen her. „Wir werden es nicht hinbekommen, ein System Gebäudesanierung zu definieren und das ziehen wir dann überall drüber. Das lässt sich nicht 1:1 von Gebäude A zu Gebäude B übersetzen“, so Hermann. Hinsichtlich der Schnelligkeit machten die Verantwortlichen vom Hochbauamt auch klar: Das sei auch eine Frage von (mehr) Personal.