„Das schöne Haus! Es war eines meiner Lieblingshäuser.“ Dieser Satz fällt am Freitag, 26. Juli, am zweiten Tag nach Ausbruch des Großbandes fast andauernd. Viele Menschen kommen in die Zollernstraße, denn sie bangen, dass das Gebäude einstürzen könnte.
Derweil sind die Einsatzkräfte dauerhaft vor Ort. Die Feuerwehr löscht immer noch Glutnester, Brandschutt wird zusammengekehrt und abtransportiert und im Umfeld liegt penetrant-beißender Brandgeruch in der Luft.
„Gottlob ist es über Nacht stehengeblieben“, sagt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt, nach der Einsatzbesprechung am Vormittag von Tag zwei über das Stadlerhaus. Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und viele weitere Helfer sowie Mitarbeiter der Stadt Konstanz treffen sich regelmäßig zu Lagebesprechungen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.


Am Vorabend war nicht sicher, ob der Giebel ein- oder abstürzen würde. Vorsichtshalber wurden daher die Nachbarhäuser evakuiert. Die meisten Bewohner kamen privat unter, andere übernachteten in der Notunterkunft in der Petershauser Halle, welche der Malteser Hilfsdienst eingerichtet und die Menschen betreut hat.
Die Einsatzstelle war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag aus Sicherheitsgründen großräumig abgesperrt. Polizei und Gemeindevollzugsdienst waren vor Ort, um sicherzustellen, dass kein Unbefugter die Einsatzstelle betritt, erklärt Anja Fuchs.
Gleichwohl werden in der Stadt Gerüchte laut, Angetrunkene hätten versucht, über die Zäune zu klettern. Das kann Anja Fuchs nicht bestätigen. „Besondere Vorkommnisse wurden nicht gemeldet“, sagt sie auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Die Feuerwehr bittet aber dringend darum, dass Passanten und Neugierige die Absperrungen an der Brandstelle unbedingt einhalten: „Das ist vor allem zu ihrem eigenen Schutz“, so Tobias Oser von der Konstanzer Feuerwehr. Es könnten jederzeit Trümmer des Brandhauses aus großer Höhe herunterfallen. Niemand solle sich einem unkalkulierbaren Risiko aussetzen, so seine Mahnung.

Es raucht noch immer
Rauch dringt auch am Freitag noch den ganzen Tag lang aus dem Gebäude. „Der Brand ist immer noch aktiv“, stellt Anja Fuchs fest. Die Zwischendecke zwischen zweitem und drittem Obergeschoss auf Höhe des östlichen Giebels sei bereits eingestürzt, berichtet sie. Die Feuerwehr löscht immer wieder Glutnester. In das Gebäude selbst können sie aufgrund der Einsturzgefahr nicht.
Das THW hatte bereits am Donnerstag, 25. Juli „das Einsatzsicherungssystem aufgebaut, um zu schauen, ob der Giebel sich nach innen oder nach außen bewegt“, schildert Wolfgang Rüdiger, Fachbereichsleiter des Technischen Hilfswerks Ortsgruppe Konstanz. Wichtig ist schließlich der Schutz der Einsatzkräfte. Nicht auszudenken, wenn Teile des Gebäudes einstürzen würden.
Die Sicherungsmaßnahmen haben begonnen
Zwischenzeitlich sind die Sicherungsarbeiten angelaufen, um die Fassade in der Zollernstraße abzustützen. „Stahlseile und Balken sind bereits in der Nacht angeliefert worden“, berichtet Anja Fuchs. Im Laufe des Tages werden auf Lastwagen auch Betonklötze an die Einsatzstelle transportiert. „Und der Betonmischer steht um die Ecke“, so Fuchs. Es werde ein Betonfundament gegossen, damit die Stützpfeiler einen sicheren Stand haben, beschreibt sie die Sicherungsmaßnahmen.
„Es geht massiv darum, mittels Stützbalken die Statik aufzufangen, denn die Fassade bewegt sich“, berichtet Anja Fuchs. Diese Sicherungsmaßnahmen werden voraussichtlich auch den Samstag, 27. Juli, noch andauern. „Wir hoffen, dass das Stadlerhaus erhalten werden kann“, sagt sie und spricht damit vielen Konstanzern aus der Seele.

Ziel: Fußgängerweg durch die Zollernstraße
Die Absperrung der Einsatzstelle wird immer weiter zurückgenommen. Weiterhin werden Teile der Zollernstraße (auf Höhe der Brandstelle), Vor der Halde und Hofhalde aufrechterhalten. Wenn die Sicherung der Giebelfront erfolgreich abgeschlossen ist, können die aktuell aus Sicherheitsgründen gesperrten Gebäude direkt gegenüber in der Zollernstraße wieder bewohnt werden.
Dann kann auch ein Fußweg durch die Zollernstraße eingerichtet werden, kündigt Anja Fuchs an. Wann dies der Fall sein wird, sei nicht absehbar. Fuchs spricht von einer „volatilen Lage“. Wegen der Baustelleneinrichtung vor Ort sei davon auszugehen, dass die Zollernstraße für einen längeren Zeitraum für den Autoverkehr gesperrt bleiben muss, so die Pressesprecherin der Stadt.
Alle geben ihr Bestes
Parallel dauern die Abbrucharbeiten am hinteren Gebäudeteil zur Hofhalde, das leider nicht mehr zu retten war, an. Damit wurde bereits am Donnerstagabend begonnen, um die Häuser in der Nachbarschaft vor einem Übergreifen von Glut und Flammen zu schützen. Mit einem Bagger wird der Bauschutt ausgehoben und abtransportiert. Die Mitarbeiter der beauftragten Baufirma sowie alle Einsatzkräfte leisten bei Hitze und Brandrauch immenses.

Die Kriminalpolizei ermittelt
Kriminalpolizei und Kriminaltechnik sind vor Ort, um Spuren zu sichern, erklärt Nicole Minge, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. „In das Gebäude können sie allerdings derzeit nicht, da es noch einsturzgefährdet ist“, so Minge weiter.
Erkenntnisse zur Brandursache würden sich daher verzögern. „Es ist ein Brandsachverständiger einer Versicherung eingeschaltet worden. Er wird am Montag die Ermittlungen aufnehmen“, kündigt Minge an.