Die Katze ist aus dem Sack, oder besser gesagt: der Musiker und Komponist. Eineinhalb Wochen bevor das Tribunal der Jakobiner Konstanz am Schmotzigen Dunschtig um 13 Uhr auf dem Obermarkt aufschlägt, hat der Verein Wolfgang Mettler als Angeklagten bestätigt.
Ein Ex-Tribunaler wird angeklagt

"Es ist schon etwas ganz Besonderes, zum 25. Tribunal einen aktiven Fasnachter und ehemaligen Tribunaler vor Gericht zu ziehen", erklärt Vereinspräsident und Tribunals-Richter Ekkehard Greis. Mettler werde "um ein starkes Nervenkostüm gebeten", heißt es in der Vorladung, "damit die zu erwartenden Grausamkeiten vom Volke in ausreichendem Maße genossen werden können".
Vor Mettler mussten sich unter anderem die Ex-Oberbürgermeister Horst Eickmeyer und Horst Frank, der ehemalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch oder Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann rechtfertigen.
Warum wird Wolfgang Mettler angeklagt?
Wolfgang Mettler ist nicht nur einer der wichtigsten Köpfe für die klassische Musik in Konstanz, leitet er doch unter anderem den Sinfonischen Chor und gründete das Streichorchester Concerto Konstanz. Der frühere Musiklehrer ist auch begeisterter Fasnachter und Burgherr der Narrengesellschaft Niederburg. Jährlich tritt er vor geladenen Gäste am Schmotzigen Dunschtig im Rosgartenmuseum auf.

Laut Ekkehard Greis ist dieser Auftritt im Verborgenen auch einer der wesentlichen Gründen für die "Anklage wegen fortgesetzter Behinderung der Konstanzer Straßenfasnacht".
Nach einem Pflichtverteidiger werde bereits "intensiv Ausschau gehalten". Einiges deutet daraufhin, dass sich Claudia Zähringer erneut erbarmt und den Angeklagten vor der Guillotine zu bewahren sucht.
Für die Anklage steht Simon Schafheitle bereit, wie Zähringer ist er Mitglied des 13er-Rats der Niederburg. Stellt sich die Frage, wer als Zeuge für oder wider Mettler auftreten will?
Richter Greis: Es wird wieder Überraschungszeugen geben
"Wir bleiben beim neuen Konzept, das wir vergangenes Jahr gestartet hatten", sagt Ekkehard Greis. 2018 traten, damals war Verkehrsminister Winfried Hermann angeklagt, erstmals Überraschungszeugen aus dem Publikum auf die Bühne. Was sie zu sagen haben?
"Kann uns völlig egal sein, das Urteil steht sowieso schon fest", antwortet Tribunals-Richter Greis mit einem Augenzwinkern. Wichtig für den Delinquenten Wolfgang Mettler sei einzig, der Vorladung "zu jedem Falle, auch in dem des eigenen Todes, Folge zu leisten", so der Aufruf an den Musiker, der bis 2010 noch auf der anderen Seite des Tribunals auf dem Obermarkt stand.
Wichtig für die Zuschauer am Obermarkt ist laut Greis, "dass alle eine Riesen-Gaudi haben und mit einer guten Laune den Obermarkt wieder verlassen". Mit guter Laune, und wie im Falle des Angeklagten, mit und nicht ohne Haupt.