Luzern: Die „rüüdige Lozärner“ sind für einmal ganz handzahm und still
Mit der „Tagwache“ beginnt jeweils eine der größten Fasnachten der Schweiz: Am „Schmotzige Donnschtig“ legt gegen 5 Uhr morgens ein Boot mit Bruder Fritschi, dem imaginären Oberhaupt der Zunft zu Safran, und seinen Begleitern in Luzern an, der Stadt am Vierwaldstättersee.
Es folgt der „Urknall„, eine sehr laute Detonation, die den Auftakt der „rüüdige Lozärner Fasnacht“ markiert: Hunderte Guggenmusiker machen Radau und bunte Fasnachter jeden Alters reihen sich ins bunte Treiben ein. An den „Schmotzigen“ schließen sich „Güdis-Mäntig“ (Rosenmontag) und „Güdis-Zischtig“ als weitere Höhepunkte der Luzerner Fasnacht an.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs falle die Luzerner Fasnacht komplett aus, bedauert Peti Federer, Medienchef des Lozärner Fasnachtskomitees (LFK): „Auch während des Kriegs sowie in der Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren fand die Fasnacht statt, wenn auch in stark reduziertem Rahmen.“
Denn angesichts der Corona-Pandemie gilt, so Federer: „Die Empfehlung, auch des Fasnachtskomitees, ist eindeutig: Liebe Fasnächtler bleibt zuhause.“ Nur die „Uusgüüglete“, die Ausrufung der Fasnacht zwei Tage vor dem „Schmotzige Donnschtig“, fand in abgeänderter Form statt – als „Usgüüglete onderwägs“ (Ausrufung unterwegs).
In Konfetti-Autos wurden Fasnachtsplaketten und Fasnachtsmagazine in Luzern und den Umlandgemeinden verteilt. Das Fasnachtskomittee habe vorab eine Telefon-Hotline eingerichtet, über die Plaketten und Magazine bestellt werden konnten, so Peti Federer.

Die Resonanz sei enorm gewesen. Und alle Zunftmeister und Präsidenten der Fasnachtsgesellschaften hätten sich an der Aktion beteiligt. „Der Aktionstag war sehr emotionsgeladen, denn die Leute haben sich sehr gefreut“, sagt der LFK-Pressesprecher.
Sonst werde es keine weiteren Aktionen seitens Fasnachtskommitee geben, betont Peti Federer gegenüber dem SÜDKURIER einen Tag vor Fasnachtsbeginn: „Aber einige Gesellschaften und Vereine werden Veranstaltungen digital durchführen.“

Seine Guggenmusik „Chottlebotzer Lozärn“, der er seit Jahren angehöre, werde ebenfalls per Videokonferenz feiern, sagt Federer vergangene Woche. „Und auch für unser traditionelles Wurstessen, das wir als Gugge jeweils am Güdis-Mäntig abhalten, ist etwas in Planung. So können wir dann per Skype miteinander in die Wurst beißen.“
Tatsächlich scheinen die Aufrufe des Fasnachtskomitees gewirkt zu haben: Die Luzerner Fasnacht verlief ungewohnt ruhig. Jedoch griff auch die Polizei konsequent durch, sobald nur ein kleiner Funke närrischen Treibens aufloderte.

Am „Schmotzige Donnschtig“ lösten Sicherheitskräfte eine Versammlung von 100 Personen auf, wie die lokale Luzerner Zeitung berichtet. Auch am „Rüüdige Samschtig“ und an „Güdis-Mäntig“ sei die Polizei präsent gewesen und habe durchgegriffen, sobald sich Menschenansammlungen bildeten.
Basel: Die „drey scheenschte Dääg“ fallen Corona bereits zum zweiten Mal zum Opfer
4 Uhr morgens, am Montag nach Aschermittwoch: Die Stadt Basel ist in Dunkelheit gehüllt, selbst die Straßenbeleuchtung ist ausgeschaltet. Das einzige Licht kommt von den Kopf-Laternen der Cliquen, den aktiven Fasnachtsgruppen, deren Mitglieder unter „Larven“ (Masken) stecken.
Dann ertönt das Kommando „Morgestraich, vorwärts, Marsch“, und die Cliquen setzen sich in Bewegung, schlagen die Basler Trommeln und pfeifen auf ihren Piccoloflöten. In der Stadt am Rhein beginnen die „drey scheenschte Dääg“.

Auf diese „drei schönsten Tage“ im Jahr müssen die Basler nun bereits zum zweiten Mal in Folge größtenteils verzichten: Kein Morgestraich, keine Laternenausstellung auf dem Münsterplatz, kein Guggenkonzert, kein „Cortège“ genannter Umzug mit tausenden Teilnehmern. „Alles was unsere Fasnacht ausmacht, kann nicht stattfinden“, sagt Pia Inderbitzin, Obfrau des Basler Fasnachts-Comités.
Doch während vergangenes Jahr nur wenige Tage vor dem „Morgestraich„ feststand, dass Trommeln und Piccoloflöten schweigen werden, zeichnete sich das Aus für die Basler Fasnacht diesmal bereits früher ab. „Zunächst hatten wir noch mit kleinen, dezentralen Fasnachten in den Quartieren geplant, aber im Oktober war dann bereits klar, dass das nicht gehen würde“, erklärt Pia Inderbitzin.

Was es aber geben wird, ist eine „Fasnachtszytig“, die an rund 160.000 Haushalte in der Region Basel verteilt wird und auf der Internetseite des Fasnachts-Comités zu finden ist. Und natürlich die Fasnachtsplaketten, die auf eine größere Nachfrage als erwartet treffen, wie Pia Inderbitzin betont: „Wir haben natürlich viel weniger bestellt als sonst, da keine Besucher von außen kommen. Aber wir hatten bereits jetzt massive Lieferengpässe, denn die Leute sind sehr solidarisch.“
„Viele bestellen die teuren Plaketten in Gold oder als Bijou“, erklärt die Comité-Obfrau. Vielleicht liegt das auch am Motiv der diesjährigen Plakette, die mit einem Augenzwinkern auf die vergangenen zwölf Monate blickt und eine ausgerollte Klopapierrolle zeigt.
Ein Teil der Basler „Schnitzelbängg“ wird wie vergangenes Jahr für das Fernsehen aufgezeichnet. „Der Basler Gesundheitsdirektor wollte dies zunächst untersagen. Aber da das einen gewaltigen Sturm der Entrüstung ausgelöst hat, musste er zurückrudern“, erzählt Pia Inderbitzin.
Zudem werden bereits ab Aschermittwoch die 32 Stationen des Fasnachtsspaziergangs aufgestellt sein, der als Alternativprogramm zur Fasnacht durch Basel führt. „Bei den Stationen erfährt man vieles über die Tradition und Geschichte der Fasnacht“, erklärt Pia Inderbitzin.
Die Stationen werden bis 15. März stehen bleiben. „Damit sich die Leute gut auf diese Tage verteilen und die Coronaregeln eingehalten werden können“, so die Comité-Obfrau.