Es gibt Städte, die aufgrund der dramatischen Ereignisse, darunter in Magdeburg und München, närrische Großveranstaltungen aus dem Kalender streichen. Nicht aber in Konstanz. „Wir wollen und können die Fasnacht nicht verbieten. Es ist Brauchtum“, stellt Christine Barth vom Bürgeramt der Stadt Konstanz fest. „Wir tun, was notwendig ist, damit wir mit einem verbleibenden Restrisiko und guten Gewissens in die Fasnacht starten können.“ Das Notwendige ist: Das Sicherheitskonzept wurde verschärft.

Seit Oktober 2024 überarbeitet – wie üblich – die Stadtverwaltung in enger Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst das Sicherheitskonzept für die Konstanzer Fasnacht. „Bereits im vierten Quartal 2024 haben sich die Hinweise verdichtet, dass wir auf eine andere Gefährdungslage zusteuern“, berichtet Daniel Schlatter von der Firma Innovatives Veranstaltungs- und Verkehrsmanagement. Aufgrund der Anschläge in Magdeburg und München wurde das Sicherheitskonzept nochmals verschärft. „Das Risiko nimmt zu“, sagt Verwaltungsdezernent Joachim Helff. „Aber es stand nie zur Debatte, Fasnacht abzusagen“, stellt er klar.

„Aber der Betrachtungsbereich wurde erweitert. Der Schutz der Innenstadt ist robuster geworden“, erklärt Schlatter. Besonderes Schutzziel sei die ganze Altstadt begrenzt vom Innenstadtring, denn dort spiele sich das große närrische Treiben ab. Das heißt konkret: Von Mittwoch, 26. Februar, wo am Abend bereits der große Butzenlauf stattfindet, bis Fasnachtsdienstag, 4. März, werden die Zufahrten in den Altstadtbereich fast durchgängig für den Verkehr gesperrt (siehe Grafik).

Altstadt ist an Fasnacht gesperrt

Bild 1: Trotz der Risiko-Lage - Die Konstanzer Fastnacht 2025 findet statt – Stadt verschärft den Sicherheitsplan
Bild: Schönlein, Ute

Die Zufahrtsstraßen in die Altstadt würden mit unterschiedlichen Mitteln, darunter „teilweise massive Einrichtungen“, gesperrt. Mit Feuerwehr und Rettungsdienst wurde ausgeklügelt, welche Rettungswege zur Verfügung stehen müssen. In diesen Straßen kämen die sogenannten Herner Truck-Sperren zum Einsatz, welche die Marketing und Tourismus Konstanz GmbH bereits für den Konstanzer Flohmarkt gekauft und seit Jahren im Einsatz hat. Der Vorteil dieser massiven Sperren: Sie sind beweglich.

Und was passiert bei einem Einsatz?

„Die Herner Truck-Sperren sind gut beweglich, wenn es sein muss“, beschreibt Daniel Schlatter. An diesen Sperren gebe es Posten, die bei einem Einsatz sofort die Sperren zur Seite schieben. Dafür sei natürlich entsprechend Personal notwendig. Narren mit ihren großen Wagen, wie beispielsweise Piraten mit ihrem Schiff oder die Wüeschte Sierche mit ihrem Monsterwagen, könnten ihre Einfahrt in die Altstadt anmelden und bekämen mitgeteilt, wo sie einfahren dürften.

Handkärrele könnten in die Altstadt mitgenommen werden. „Aber es verlangt einen sensiblen, verantwortungsvollen Umgang damit“, meint Daniel Schlatter. Die Kärrele sollten nicht an Engstellen oder mitten in Wege gestellt werden. Im vergangenen Jahr hätte sich die Situation bereits verbessert, hebt Anja Fuchs hervor. „Kärrele gehören an Fasnacht zum Stadtbild“, meint Andreas Renker vom Bürgeramt, aber Christine Barth mahnt: „Aber es darf nicht zu sehr ausufern.“

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Was kostet das Plus an Sicherheitsvorkehrungen?

Zwischen 30.000 und 50.000 Euro schätzt Joachim Helff die Kosten für dieses Plus an Sicherheit, also das Mieten der Sperren sowie den zusätzlich benötigten Personalaufwand. Narrenvereine sollten nicht mit diesen Kosten belastet werden, weshalb diese von der Stadt Konstanz und damit letztlich vom Steuerzahler übernommen werden.

Diese Kosten kämen „on top“, so Helff, denn die Stadt investiere bereits 100.000 Euro in die Konstanzer Fasnacht. Darunter fällt die Jugendfasnacht auf dem Stephansplatz am Schmotzigen Dunschtig, 27. Februar, von 10 bis 15 Uhr und von 18 bis 24 Uhr. Dort ist der Präventionsrat mit einem Stand vertreten und gibt kostenlos Handbrote und Wasser an die Jugendlichen aus; Gesamtelternbeirat und Juze verteilten dies auf dem Platz.

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Ein Awareness-Team stünde darüber hinaus zur Verfügung, so Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz. Im nebenliegenden Bürgersaal sind am Schmotzigen Dunschtig wieder die Sanitäter stationiert. Die Stadt Konstanz finanziert an Fasnacht auch zusätzliche Toiletten. Die Standorte sind: Münsterplatz, Stephansplatz und Fischmarkt. „Alle sind barrierefrei“, so Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz. Allerdings handle es sich ausnahmslos um Dixi-Toiletten.

Achtung: Es gilt ein Glas- und Messerverbot

Das Glasverbot, das am Schmotzigen Dunschtig in der gesamten Innenstadt gilt, ist seit Jahren eingeführt und hat sich bewährt. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse ist noch etwas wichtig: In der Altstadt gilt während der Fasnacht das Messerverbot. „Das Waffengesetz wurde verschärft“, so Christine Barth. „Das Messerverbot gilt bei jeder öffentlichen Veranstaltung. Die Einhaltung des Messerverbots wird anlassbezogen kontrolliert.“ Selbstredend würden Polizei, Kommunaler Ordnungsdienst, Sicherheitsdienst-Mitarbeiter und Gemeindevollzugsdienst noch präsenter sein.

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Fasnacht soll gelassen gefeiert werden können

Die Stadtverwaltung ist froh, dass gerade am Schmotzigen Dunschtig in der Altstadt Veranstaltungen geboten sind, wie beispielsweise die Jugend-Party oder „Ho Narro uf de Gass“ auf der Marktstätte von und mit der Blätzlebuebe-Zunft, den Konstanzer Keilern und dem SÜDKURIER. „Das sind Puzzleteile der sozialen Kontrolle“, findet Joachim Helff – wohlwissend, dass damit exzessiven Saufgelagen etwas entgegengesetzt wird.

Die Konstanzer „können gelassen feiern – mit offenen Augen“, sagt Joachim Helff zur bevorstehenden Fasnacht. Daniel Schlatter fügt hinzu: „Mit Vorsicht und Bedacht. Aber: Veranstaltungen sind Teil des zivilen, öffentlichen Lebens und wichtig, sonst gewinnen die anderen.“