Die Preußen sind da. Und die Typen kennt man: pflichtbewusst, ordentlich und üben stets Treu‘ und Redlichkeit. Keine Frage, das hat was, aber badisch geht nun mal anders.

Eben diese Erfahrung macht jener Preußenkommandant, den es im Zuge der Badischen Revolution ums Jahr 1848 in die Region verschlägt. Zwar nicht nach Konstanz, aber in die Nachbarstadt Radolfzell.

Sein Job: Die Revolution soll unterdrückt werden, weshalb der Kommandant die Fasnacht kurzerhand untersagt. Das vernimmt auch Xaver Deschle, ein Narr wie er im Buche steht.

Der Kappedeschle ist in einem Großbild im Zunfthaus der Narrizella Ratoldi verewigt.
Der Kappedeschle ist in einem Großbild im Zunfthaus der Narrizella Ratoldi verewigt. | Bild: Peter Schmenger

Der Mann denkt sich eine List aus, nimmt sich ein Herz, spricht beim allmächtigen Kommandanten vor. Man kann sich den Narren bildlich vorstellen, wie er da steht auf der Schwelle zur Kommandantur, beschlichen von Angst und ermutigt vom Witz.

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Also nimmt Xaver Deschle seine Kappe ab, dreht sie in leicht gebeugter Haltung in den Händen und trägt seine Bitte vor. Er sehe durchaus ein, so mag er argumentiert haben, dass man der Revolution nur durch preußische Härte Herr werden könne.

Aber er, Xaver Deschle, hänge doch so sehr an der Fasnacht, dass er um einer kleinen Bitte willen vorstellig werde: Ob es sich der Kommandant in seiner Gnade denn vorstellen könne, dass für ihn, Xaver Deschle, nicht vielleicht eine Ausnahme gemacht werden könne und er als Narr verkleidet aus einem Fenster schauend die Fasnacht zumindest ein wenig feiern dürfe.

Triumph der List

Die Untertänigkeit zeigt Wirkung beim Kommandanten, denn das kaum Erhoffte wird wahr: Xaver Deschle wird die Genehmigung erteilt. Dieser setzt daraufhin seine Kappe wieder auf, lacht in sich hinein, fertigt daheim einen Fensterrahmen, schlüpft ins Häs, legt den Rahmen quer um Schulter und Kopf, zieht so durch die Straßen – angeblich gefolgt von einer fröhlichen Schar von Kindern.

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Die Verschlagenheit hat für Xaver Deschle offenbar keine bösen Folgen, jedenfalls weiß die Legende nichts davon – und also wandert der Mann seither als Kappedeschle durch die Geschichte.

Eine solche Figur hat Konstanz nicht zu bieten, die Stadt ist eher jakobinisch unterwegs – was in der Pandemie allerdings so gar nichts macht. Corona ist nicht witzig und für dieses Mal tun die Narren gut daran, an Fasnacht den Preußen zu geben.

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