Herr Hyseni, Herr Bös, welche Künstler werden bei den Sommerkonzerten auftreten?

Bös: Mark Forster wird kommen, das ist bereits bekannt. Da befinden wir uns bereits im Vorverkauf und freuen uns über die positive Resonanz, die wir auf die Ankündigung hin erfahren haben. Diese erstreckt sich nicht nur darüber, dass man dafür beglückwünscht wird, sondern stellt sich auch im Kartenverkauf dar. Über die beiden anderen Künstler hüllen wir uns lieber noch in Schweigen.

Hyseni: Wir dürfen heute leider noch nichts verraten, aber wir planen auf jeden Fall zwei weitere Konzerte, die an Mark Forster anknüpfen sollen. Damit wollen wir uns so breit wie möglich aufstellen. Mit drei verschiedenen Konzerten wollen wir versuchen, so viele Menschen wie möglich mit ins Boot zu holen.

Wird sich das Programm denn vor allem am Mainstream orientieren? Mark Forster würde das ja vermuten lassen.

Hyseni: Wir hegen immer einen kulturellen Anspruch, das haben wir ja schon mit anderen Veranstaltungsformaten bewiesen. Wir werden uns nicht nur am Mainstream orientieren. Letztlich schauen wir aber auch, dass es wirtschaftlich passt. Und Mark Forster ist einer der erfolgreichsten Künstler im deutschsprachigen Raum, so hat er beispielsweise mehrere Singles gleichzeitig in den Deutschen Charts gehabt. Die Nachfrage gibt uns Recht.

Bös: Es widerspricht sich ja auch nicht, dass man einen kulturellen Anspruch hat und trotzdem die Kapazitäten des Klein-Venedigs füllen will. Wir versuchen die Quadratur des Kreises: Mainstream, um ein großes Publikum ansprechen, aber mit einer gewisse kulturellen Vorstellung.

Es gab ja mal das Zeltfestival in Konstanz. Kann man die Sommerkonzerte als eine Art Nachfolger davon sehen?

Hyseni: Das Zeltfestival hat ja Dieter Bös mit seiner damaligen Firma veranstaltet. Dadurch, dass wir uns zusammen geschlossen haben, profitieren wir von Dieters Erfahrung, sowie seinen Kontakten und meiner Nähe zu den jungen Newcomern in der Szene. Diese Kombination ist super. Ich denke, wir haben gute Ideen und durch diesen gegenseitigen Austausch sind wir guter Dinge, dass wir in den nächsten Jahren ein tolles Programm aufstellen werden.

Bös: Die Sommerkonzerte sind aber kein Ersatz für das Zeltfestival. Es wäre auch ungeheuerlich, wenn ich drei Konzerte auf Klein Venedig mit 14 Tagen Zeltfestival vergleiche. In 14 Tagen wurde ja eine ungeheure Bandbreite angeboten, die mir auch oft um die Ohren geflogen ist, weil plötzlich doch nur 80 Leute in einem großen Zelt waren. Man muss auf die Größe des Platzes achten, wie ich vorher schon sagte. Für das Zeltfestival gibt es nur einen möglichen Ersatz, und zwar ein Zeltfestival. Da kann die Nachfolge kein Open-Air-Konzert sein. Da müsste man sich ein neues Konzept überlegen.

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Wird es sowas denn vielleicht wieder geben?

Bös: Wir sind offen für Anregungen und Vorschläge. Wenn wir in Konstanz unterwegs sind passiert es oft, dass wir angesprochen werden. Erstens, weil es im Moment so schwer für die Veranstalter ist, und zweitens, weil wir nochmal ein Zeltfestival machen sollen. Da gibt es schon eine tiefe Verbundenheit der Konstanzer. Den Leuten fehlt das Festival immer noch, obwohl es schon ein paar Jahre her ist. Oft treffe ich auf neue Künstler oder bekomme sie von Xhavit mit und denke: Das wäre jetzt mal toll, die in so einem Zelt zu sehen.

Angenommen Sie haben einen Wunsch frei und Geld spielt keine Rolle: Welchen Künstler würden Sie gerne mal nach Konstanz holen?

Hyseni: Ich bin ja Hip-Hop-Fan, was aktuell ja die Musikrichtung schlechthin ist. Hip-Hop gilt als das neue Rock, die großen im Hip-Hop werden die ACDC‘s und Co. ablösen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich wahrscheinlich gerne Jay-Z ins Bodenseestadion holen. Am Besten mit Beyoncé, seiner Frau, damit sie ihre gemeinsamen Welthits spielen und eine gute Show zusammen abliefern.

Bös: Das ist eine so schwierige Frage wie: Welcher Künstler ist eigentlich dein Lieblingskünstler? Wenn ich einen Namen nennen muss, wäre das vermutlich Bruce Springsteen. Und U2. Wir sind ja noch jung, vielleicht bietet die Zukunft ja noch eine Gelegenheit dazu. (lacht) Aber es kommt ja nicht immer auf den Bekanntheitsgrad einer Band oder eines Künstlers an: Eine der tollsten Bands hab ich in den letzten Jahren bereits in die Region geholt, einmal nach Kreuzlingen und einmal nach Konstanz: das waren „The Black Sorrows“ aus Australien.

Zurück zu den Sommerkonzerten. Wie kann man sich das Konzept der Konzerte vorstellen?

Hyseni: Wir werden die Bühnen so platzieren, dass die Zuschauer durchgehend einen Blick auf den See haben werden. Und ansonsten sagt es Sommerkonzerte ja schon aus: Sommer, Sonne, Sonnenschein, warme Abende, eine dekorative Gestaltung des Klein Venedig, und vieles mehr. Die visuelle Wahrnehmung soll ansprechend sein. Das ist uns sehr wichtig.

Bös: Xhavit hat ja als Veranstalter vom Campus Festival mit Kreativität bewiesen, wie man ein relativ unattraktives Gelände, zum Beispiel einen Parkplatz an der Universität, zu einem tollen Festivalerlebnis gestalten kann. Als ich das damals zum ersten mal gesehen habe, musste ich den Hut davor ziehen. Deshalb bin ich sicher, dass wir mit unseren bescheidenen Möglichkeiten das Optimale rausholen werden. Zu einem Konzerterlebnis gehört, dass sich Künstler und Zuschauer auf dem Platz wohl fühlen. Um so etwas zu schaffen gibt es Möglichkeiten und bestimmte Tools. Da wollen wir keine 08/15-Produktion abliefern.

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Die Corona-Krise hat die Veranstaltungsbranche sehr hart getroffen. Wie gehen Sie mit der Angst um, dass sich die Situation im nächsten Sommer nicht stark verändert hat? Auch jetzt mit den steigenden Zahlen im Hinterkopf.

Bös: Tja, wie bereitet man sich auf solche elementaren Krisen vor? Das ist ja wie ein Erbeben, was über einen kommt und alles zerstört. Hinterher sagt man dann: ‚Das hätte man sich nie vorstellen können.‘ Aber es ist passiert. Die falsche Entscheidung wäre definitiv nichts zu tun. Wir beobachten, wie man bisher mit der Problematik umgegangen ist. Im Sommer und im Freien sind die Infektionszahlen ja zurück gegangen. Jetzt steigen sie natürlich wieder, wenn nichts mehr an der frischen Luft stattfindet. Wir denken, dass wir mit dem Virus die nächsten Jahre zurecht kommen müssen. Wir packen das positiv an und werden uns ein Hygienekonzept überlegen. Es ist wichtig, dass man positiv denkt, ohne blauäugig zu sein. Es ist aber auch wichtig, nicht noch fünf Jahre mit solchen Veranstaltungen zu warten. Ganz normal wird es unter Umständen nie wieder. Da muss man Mittel und Wege finden, um das Leben weiter erlebbar zu machen. Und das Leben besteht eben nicht nur aus arbeiten und danach schnell wieder nach Hause gehen. Das Leben ist keine Quarantäne.

Hyseni: Die Nachfrage bestärkt uns in diesem Denken. Die Leute sind sehr positiv gestimmt, dass es nächstes Jahr weiter geht. Wir haben aber eben auch das Problem, dass wir nicht abwarten können, bis es weiter gehen kann. Wir benötigen für die Planungen meistens ein Jahr. Wir haben Mark Forster als Gast erst im Oktober bekannt gegeben, aber die Idee und Gespräche gibt es schon viel länger.

Bös: Wenn man sich vor zwei Monaten unterhalten hätte, hätte sich keiner vorstellen können, dass jetzt in manchen Stadien wieder 10.000 Zuschauer sind. Es gibt also schon mal die ersten Schritte zu einem Umgang mit der neuen Realität.

Wie sind Sie denn dieses Jahr durch die Krise gekommen? Wie haben Sie dieses Jahr durchlebt?

Hyseni: Tiefen, Tiefen und nochmal Tiefen. Ab und zu mal kleine Lichtblicke. Mir persönlich hat die Absage des Campus Festivals am meisten weh getan. Aber auch unser geplantes Konzert mit den Toten Hosen im Bodenseestadion mit 25.000 Plätzen war ausverkauft. Als die Pandemie losging dachten wir noch, dass uns das im September ja nicht mehr betrifft. Doch auf einmal verdichteten sich die Meldungen und die Hinweise, dass es nicht stattfinden kann. Und dann ging es mit der Rückabwicklung los. Wir haben nicht von der Gutscheinlösung Gebrauch gemacht, sondern allen 25.000 Käufern die Tickets rückerstattet. Damit waren wir über Monate beschäftigt.

Bös: Für mich war es das härteste Jahr in meiner fast 40 Jahre langen Karriere. Aber langsam gibt es wieder Licht am Ende des Tunnels. Und das sieht man dann ab Mai nächstes Jahr.

Hyseni: Ich habe leider den Eindruck gewonnen, dass die Kulturschaffenden und Veranstalter viel weniger Ernst genommen wurden im Vergleich zu anderen Branchen. Und das, obwohl wir meiner Meinung nach gesellschaftlich genauso systemrelevant sind. Und auch wirtschaftlich. Das Bruttosozialprodukt in der Kultur ist ähnlich hoch, wie im Maschinenbau. Hätte man dort solche dramatischen Einbußen gehabt, wie in der Kultur, wäre längst etwas passiert und ein milliardenschweres Hilfspaket verabschiedet worden. Es ist leider keine Lobby da, die sich für Kulturbranche stark macht.

Wie sind sie wirtschaftlich durch dieses Jahr gekommen?

Hyseni: Wir haben und hatten Kurzarbeit. Diese hat sich aber zum Glück in Grenzen gehalten, weil wir auch mit den Rückabwicklungen beschäftigt waren. Ein Teil der Mitarbeiter ist noch in Kurzarbeit, aber wir werden demnächst wieder in den Vollbetrieb-Modus wechseln. Wir sind guter Dinge, dass ab jetzt alles besser wird und wir nächstes Jahr drei schöne Konzerte und ein tolles Campus-Festival anbieten können.

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