Wann immer es brennt oder Hilfe gebraucht wird, ist die Feuerwehr Konstanz zur Stelle. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Aber innerhalb der Feuerwehr Konstanz gibt es eine große Veränderung: Kommandant und Leiter des Feuerwehramtes, Bernd Roth, wird sein Amt im Laufe des Jahres niederlegen. Das gab er am Mittwochabend, 2. April, bei der Feuerwehrhauptversammlung in der Hauptwache bekannt.

Roth hatte 2017 die Leitung der Konstanzer Feuerwehr übernommen. Damit soll jetzt Schluss sein: „Ich möchte mich mehr der Familie widmen“, erklärte Roth. Wann genau er den Posten abgibt und wer seine Nachfolge antreten wird, könne er noch nicht sagen. Dazu werde es in den nächsten Wochen mehr Informationen geben.
Mehr als doppelt so viel Arbeit wie 2023
Die diesjährige Hauptversammlung leitete Roth noch in seiner Funktion als Kommandant. Dabei betonte er, welche Leistungen die haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte tagtäglich erbringen. Der verheerende Brand in der Zollernstraße ist nur ein Beispiel dafür, was die Konstanzer Feuerwehr 2024 zu bewältigen hatte. „Es gab etliche Feuer“, sagte Roth mit Blick auf das vergangene Jahr. „Das hat uns reichlich Arbeit beschert.“
Das zeigen auch die geleisteten Einsatzstunden: Die sind von rund 10.000 Stunden 2023 auf 35.000 Stunden 2024 angestiegen. „Das sind etwa 95 geleistete Einsatzstunden pro Tag“, verdeutlichte Roth. Vor allem der Brand in der Altstadt habe zu den vielen Einsatzstunden beigetragen. „Das Ereignis hat sich in den Köpfen der Konstanzer eingebrannt. Genauso wie ihre Leistung“, lobte Verwaltungsdezernent Joachim Helff die Einsatzkräfte. „Die Feuerwehr ist eine unverzichtbare Stütze für die Sicherheit und den Zusammenhalt der Stadt“, so Helff.
Neben dem Brand des Stadlerhauses in der Zollernstraße sorgten weitere Vorfälle für die zahlreichen Einsatzstunden. Wie Roth bei der Hauptversammlung berichtete, gab es gleich zu Beginn von 2024 mehrere Einsätze wegen austretender Gefahrenstoffe. Außerdem löschte die Feuerwehr unter anderem ein großes Feuer im Paradies und ein brennendes Auto im Parkhaus an der Reichenaustraße. Aber nicht nur Feuer, sondern auch Wasser forderte den Einsatz der Feuerwehr. So gab es durch Starkregen und Hochwasser verschiedene Einsätze der Feuerwehr.

Es gibt mehr Fehlalarme
Obwohl die Einsatzkräfte insgesamt mehr Stunden im Einsatz waren, gab es 2024 insgesamt rund 200 Einsätze weniger als 2023. Die Zahl der Brandeinsätze blieb in etwa gleich, aber die Zahl der technischen Hilfeleistungen (Maßnahmen, bei denen nicht oder nicht nur gelöscht wird) und sonstigen Einsätze sei um 200 zurückgegangen. Dafür habe es allerdings mehr Fehleinsätze gegeben, wie Roth aufführte.
So wurde die Feuerwehr im vergangenen Jahr 333 Mal zu einem vermeintlichen Einsatz gerufen. „Das ist schon viel und das ist ärgerlich“, sagte Roth. Hauptursachen seien fehlerhaft ausgelöste Brandmeldeanlagen und falsch interpretierte Heimrauchmelder. „Da hören beispielsweise Nachbarn das Piepen eines Rauchmelders, weil die Batterie leer wird, und rufen die Feuerwehr“, berichtete Roth.
Ausgebremst vom neuen Tempolimit
Auch eine andere Entwicklung bereitet der Feuerwehr Sorgen: Seit Ende vergangenen Jahres gibt es in Konstanz mehr Tempo-30- und Tempo-40-Zonen. Die Maßnahme geht auf eine EU-Richtlinie zurück. Auch in Kreuzlingen wird Tempo 30 ausgeweitet. Die Feuerwehr warnte im Vorfeld, dass sich dadurch ihre Anfahrzeiten verlängern würden. „Wir haben noch keine belastbaren Zahlen dazu, aber wir merken das schon“, sagt Heiko Auer, stellvertretender Kommandant und Brandschutzbeauftragter der Stadtwerke, im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Für die ehrenamtlichen Mitglieder der Feuerwehr sei vor allem problematisch, dass sie zunächst mit ihrem eigenen Auto zur Wache fahren müssen und dabei von anderen Verkehrsteilnehmern nicht als Einsatzkräfte erkannt werden. Sie können sich also nur in den fließenden Verkehr einreihen – und der fließe bei Tempo 30 nun mal langsamer als bei Tempo 50. „Das merke ich selber, wenn ich von den Stadtwerken zur Wache nach Wollmatingen fahre“, so Auer.
Eine weitere Herausforderung: Kommt es zum Unfall, trage der Fahrer des Einsatzfahrzeugs eine Mitschuld. Das Strafmaß richte sich auch nach der Verhältnismäßigkeit bei der Geschwindigkeitsüberschreitung. Roth vergleicht: Fährt ein Feuerwehrfahrzeug 60 in einer 50er-Zone, entspricht das einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 Prozent. In einer 30er-Zone wäre das jedoch schon eine Überschreitung von 100 Prozent. „Das ist zu viel,“ so Roth, „Wir müssen unsere Fahrer schützen und sagen: Fahrt angepasst.“ Das bedeute bei den neuen Tempolimits: „Jetzt muss man halt langsamer fahren.“

Aber es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Die Personalsituation habe sich im Vergleich zu 2023 wieder verbessert und das neue Feuerwehrhaus in Dettingen wurde in Betrieb genommen. Das Feuerwehrhaus in Dingelsdorf, bei dem der Spatenstich im Juni 2024 erfolgte, soll voraussichtlich im Laufe des Jahres in Betrieb genommen werden.