Berufsfeuerwehr: Dieses Wort hört man immer wieder im Kontext mit der Konstanzer Wehr, nicht selten wird sie als eine solche bezeichnet. Aber war da nicht was? Gibt es Berufsfeuerwehren nicht erst in Großstädten ab 100.000 Einwohner? Und wie ist das mit hauptamtlichen Kräften und freiwilligen Feuerwehrleuten eigentlich genau gemeint? Der SÜDKURIER gibt Aufschluss über fünf Fragen und Kommandant Bernd Roth erläutert, wie es um die Organisation bestellt ist.
1. Was besagen die rechtlichen Grundlagen?
Grundsätzlich unterliegt die Feuerwehr in den Kommunen bestimmten rechtlichen Grundlagen. Dazu zählt zuallererst das Feuerwehrgesetz, das Ländersache ist. Zudem legen das Innenministerium und der Landesfeuerwehrverband gemeinsam Richtlinien für die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr fest und es gibt einen Feuerwehrbedarfsplan, der den Soll-Zustand regelt.
Dabei ist es eine gesetzliche Pflichtaufgabe jeder Gemeinde, dass sie eine „den örtlichen Verhältnissen leistungsfähige Feuerwehr“ aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten hat. Dazu gehört beispielsweise auch Kleidung für Feuerwehrangehörige, sonstige Ausrüstung, Einrichtungen, Räume und Gerätschaften. Außerdem ist sie für die Aus- und Fortbildung der Mitglieder verantwortlich. Das Oberhaupt ist der Feuerwehrkommandant.

Bei der Leistungsfähigkeit sind unter anderem bestimmte Eintreffzeiten im Brandeinsatz geregelt. So sollte die ersteintreffende Gruppe zehn Minuten nach dem eingehenden Alarm vor Ort sein, die nachrückende Gruppe nach 15 Minuten. Die Antrittsstärke beschreibt wiederum die Anzahl an Einsatzkräften, die innerhalb einer bestimmten Zeit verfügbar sein müssen.
2. Wie ist das mit der Berufsfeuerwehr geregelt?
Grundsätzlich wird die Organisation im Paragraf 6 des Feuerwehrgesetzes geregelt. Darin heißt es: „Die Gemeindefeuerwehr besteht aus mindestens einer Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr. Sie kann daneben auch eine Einsatzabteilung mit Angehörigen der Berufsfeuerwehr oder hauptamtlichen Kräften sowie eine Jugendfeuerwehr, Altersabteilungen und Musikabteilungen aufstellen.“
Und weiter: „Die Gemeindefeuerwehr führt die Bezeichnung ‚Freiwillige Feuerwehr‘. Ist eine Einsatzabteilung der Berufsfeuerwehr oder eine Einsatzabteilung mit hauptamtlichen Kräften eingerichtet, führt sie die Bezeichnung ‚Feuerwehr‘.“
Unterhält eine Stadt eine Einsatzabteilung einer „Berufsfeuerwehr“, unterliegt dies bestimmten Kriterien. So ist die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr ab 100.000 Einwohnern in Baden-Württemberg Pflicht, bis zu 150.000 Einwohnern kann das Innenministerium Ausnahmen machen. Die gibt es dabei in beide Richtungen.
Beispielsweise verfügt Baden-Baden mit 55.000 Einwohnern über eine Berufsfeuerwehr. Die Stadt Ulm unterhielt bis zum 1. Januar 2025 – obwohl sie schon lange Zeit knapp 130.000 Einwohner hat, keine Berufsfeuerwehr. Konstanz hat etwas mehr als 87.000 Einwohner und keine Berufsfeuerwehr, allerdings verfügt sie über sieben ehrenamtliche und eine hauptamtliche Einsatzabteilung.
3. Was sind die Aufgaben und Besonderheiten?
Zu den Aufgaben der Feuerwehr gehören unter anderem der Brandeinsatz, Technischer-Hilfe-Einsatz, der Einsatz bei Wasserrettung oder Gefahrstoffaustritt sowie im Katastrophenschutz. Konstanz ist dabei laut Kommandant Bernd Roth allerdings nochmals gesondert zu betrachten. Denn hier bestehen es durch die historische Altstadt, eine große Bundesstraße, die Grenze zur Schweiz und den Bodensee nochmals besondere Herausforderungen.
4. Welche Rolle spielt das Ehrenamt in Konstanz?
Bernd Roth macht gegenüber dem SÜDKURIER klar: „Wir brauchen das Ehrenamt, wir brauchen die Freiwillige Feuerwehr.“ Aktuell gebe es 254 ehrenamtliche Mitglieder. Doch die Feuerwehr kämpft laut eigenen Angaben auch mit Problemen, gerade im Hinblick auf Personal beim Ehrenamt. So gibt es laut Bernd Roth eine hohe Fluktuation, beispielsweise durch Studierende oder aufgrund der Arbeits- und Wohnsituation in Konstanz.
Unter anderem deshalb gebe es auch einen Mangel an geeigneten und langfristigen Führungskräften sowie Maschinisten. Ferner steigen die Anforderungen an die Ausbildung und an Sonderausbildungen immer mehr. Auch die körperliche Eignung, beispielsweise für den Einsatz unter Atemschutz, sei häufig nicht gegeben. Allgemein sinke die Attraktivität des Ehrenamts bei der Wehr, beispielsweise wegen hoher Verantwortung und Zeitanspruch. Nicht zuletzt habe sich die Stadtgesellschaft und ihr Freizeitverhalten gegenüber früher stark geändert – zulasten des Ehrenamts.
5. Wie sieht die Zukunft bei der Feuerwehr aus?
Zwar handelt es sich bei der Konstanzer Feuerwehr um keine Berufsfeuerwehr. Zur Wahrheit gehört aber, und das bestätigt auch Kommandant Bernd Roth auf SÜDKURIER-Nachfrage, dass der Apparat seit seinem Amtsantritt Anfang Februar 2017 deutlich gewachsen ist; vor allem, was Mitglieder der hauptamtlichen Wache angeht, die also hauptberuflich bei der Feuerwehr arbeiten.
So hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt – und soll weiter steigen. So verfügte die hauptamtliche Wache noch 2018 über 21 Einsatzkräfte und ist heute bereits bei 46 angekommen. Sechs weitere Stellen sollen in den kommenden Jahren aufgrund der vielfältigen Arbeitsbereiche noch hinzukommen, hofft der Chef der Feuerwehr.
Die Attraktivität des Ehrenamts soll zudem weiterhin mit verschiedenen Maßnahmen gestärkt werden, nachdem zuletzt hier auch einiges getan wurde, so Roth. Zudem scheint klar, dass die Stadt Konstanz in Zukunft weiterhin wachsen wird, nicht zuletzt aufgrund des neuen Stadtteils Hafner. Damit ist auch mit einem weiteren Anstieg der Einsatzzahlen zu rechnen und somit eines Tages mit der Einführung einer Berufsfeuerwehr.