Straßenlärm ist ohnehin schon störend, doch prasselnder Regen kann ihn noch deutlich unangenehmer machen. An einem nassen Januartag sind die Verkehrsgeräusche so laut, dass man die Stimmen der Bewohner an den Sprechanlagen kaum versteht.
Wenige Wochen nach Einführung neuer Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet hat der SÜDKURIER nachgefragt, was sich seitdem für die Anwohner geändert hat. Viele zeigen sich angesichts des Tempolimits erleichtert, doch nicht jeder sieht die Maßnahme nur positiv. Manche Kommentare sorgen sogar für Verwunderung.
Es gibt weiterhin Raser
Lukas Dittrich wohnt in der Theodor-Heuss-Straße und findet es richtig, dass der Verkehr hier nun langsamer fließt. Er meint: „Es braucht natürlich Zeit, bis die Leute erst einmal das Schild gesehen haben, insgesamt wird es aber angenommen.“
Der 29-Jährige sagt, er höre einen deutlichen Unterschied, seitdem seine Straße zur Lärmschutzzone erklärt wurde. Trotzdem fügt er hinzu: „Es gibt immer noch Menschen, denen die Schilder egal sind. Die besten Kandidaten sind hier mit knapp 100 Stundenkilometern unterwegs.“
Erst im Sommer 2024 war der Stadt ein Fahrzeug mit knapp 95 Stundenkilometern in einer Tempo-30-Zone ins Netz gegangen. Solche Raser seien für Lukas Dittrich besonders am Wochenende und in den Abendstunden hörbar: „Es ist halt immer das gleiche Schema: junge Leute, die hier posen wollen. Das kann schon laut werden, wenn die beschleunigen und dann wieder abbremsen.“
Von hupenden Anwohnern und zerstörten Schildern
Irmgard Fritz aus der Allmansdorfer Straße nimmt es gelassener: „Ich bin eigentlich nicht so lärmempfindlich. Ich habe eher das Gefühl, dass die Autos nun an meinem Haus vorbeischleichen.“ Durch die neue 30er-Zone habe sich für die Anwohnerin nicht viel geändert: „Es wird halt viel darüber geschimpft und wenn ich selbst Auto fahre, kann es gewöhnungsbedürftig sein. Ich genieße das schon, wenn ich das Tempo mal anziehen kann“.

Als sie auf das 30er-Schild in der Nähe ihres Hauses zeigt, erzählt sie: „Das wurde schon zweimal mutwillig umgeschmissen, dann hat es die Stadt an anderer Stelle montiert.“ Auf Anfrage bestätigt Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadtverwaltung: „Ja, ein Schild wurde zweifach zerstört. Es hängt nun nicht mehr an einer separaten Stange in der Grünfläche, sondern direkt an einem Ampelmasten. Stand heute ist damit das Problem gelöst.“
Ein anderes Problem der neuen 30er-Zone sind hupende Autofahrer. Das berichtet zumindest eine Anwohnerin in der Facebook-Gruppe „Du bist aus Konstanz, wenn...“. Dort schreibt sie: „Offenbar finden es gewisse hirnverbrannte Idioten lustig, beim Passieren der Tafel ‚Lärmschutz 30‘ zu hupen.“ Dies sei beispielsweise auch in den frühen Morgenstunden zu hören, wenn die Straßen noch leer sind.
In den 126 Kommentaren (Stand: 28.01.2025) zu dem Beitrag entbrennt eine hitzige Diskussion. Auf die Androhung mancher Nutzer, nun aus Protest im ersten Gang durch die neuen Lärmschutzzonen zu fahren oder zu hupen, reagieren andere Kommentatoren mit Aussagen wie „Super, sollten mehr so machen“. Wieder andere Gruppenmitglieder zeigen Unverständnis für solche Provokationen.
Mit Lärmschutz besser durch die Nacht
In der Friedrichstraße geht es da ruhiger zu. Der 60 Jahre alte Oliver Grüll merkt trotz seiner Wohnung an der Straße kaum etwas vom Verkehr: „Ich bin in Konstanz groß geworden, da gewöhnt man sich dran.“ Im Haus nebenan sieht das schon anders aus. Dort lebt die Studentin Jo Lutz in einer Wohngemeinschaft.
Zwar habe sie von der Einführung der neuen Lärmschutzregelung nichts mitbekommen, bemerkt aber rückblickend: „Das macht schon Sinn, wenn ich jetzt darüber nachdenke.“ Sie habe das Gefühl, dass in letzter Zeit die Verkehrsgeräusche leiser geworden seien. Besonders nachts merke sie das deutlich: „Ich kann jetzt besser schlafen.“ Die Maßnahme zum Lärmschutz begrüßt sie deshalb.

In der Riedstraße, neben dem Edeka-Parkplatz, sei die Situation ähnlich, wie die 27-jährige Erzieherin Hanna Huber bestätigt. Sie wohne dort schon länger und merke den Unterschied durch die 30er-Zone deutlich. So geht es auch ihren Nachbarinnen Fabienne Riglas und Marleen Hezel ein Stockwerk über ihr.
Es ist nicht nur der Lärm
Die beiden Lehramtsstudentinnen sind eigentlich glücklich über ihre Wohnsituation: „Die Lage ist gut, der Einkaufsladen ist in der Nähe und hier gibt es echt viele Bushaltestellen um uns herum“, wie die 20-jährige Fabienne Riglas berichtet. Eines störe aber gewaltig – und das ist der Straßenlärm: „Wenn ich lüfte und meine Mitbewohnerin währenddessen in der Küche steht, verstehen wir uns teilweise akustisch nicht.“ Über die Einführung der 30er-Zone seien sie zwar froh, der Lärm bleibe aber nach wie vor ein brennendes Thema in der WG.

Besonders im Sommer, wenn die laute Geräuschkulisse die Wohnqualität einschränkt. Marleen Hezel meint: „Wenn die Sonne scheint, werden hier die Motorräder voll aufgedreht. Die Lautstärke ist dann extrem.“ Dadurch werde auch der Balkon unbenutzbar. Dieser sei aber nicht nur durch den Autoverkehr schwerer benutzbar, sondern auch durch den Feinstaub, der sich auf den Fliesen absetze. Sie erzählt: „Wir haben nun extra Balkonschuhe eingeführt, weil die Socken sonst schwarz werden.“