Der Sommer biegt auf die Zielgerade ein, die nächsten Tage laden mit Regen, Temperaturen unter 20 Grad Celsius und teilweise kräftigen Winden nicht wirklich zum Feiern am See oder Seerhein ein. Und trotzdem ebben die Diskussionen über ausufernde Partys am Ufer nicht ab – vielleicht sogar deswegen. Der Blick wird in die Zukunft gerichtet. „Es geht bereits um das nächste Frühjahr“, sagt Dorothee Jacobs-Krahnen von der Freien Grünen Liste, der größten Fraktion im Gemeinderat.
Seit 1999 sitzt die Stellvertretende Vorsitzende des Konstanzer Volkshochschul-Vereins im städtischen Entscheidungsgremium. „Schon damals kamen Jugendliche zu uns und sagten, dass es keine Räume und keine Grünflächen für sie gebe“, erinnert sie sich. Das erste Freiraumkonzept der Stadt stammt aus dem Jahr 2006.
Das grundsätzliche Ziel dieser fortlaufenden Konzepte: Lebensqualität für die Menschen in der Stadtgesellschaft zu sichern und auszubauen. Deshalb werde die grüne Infrastruktur gleichwertig zum Wohnraum entwickelt. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal bildeten die Übergänge zwischen Stadt und Landschaft, wie es in der städtischen Beschreibung heißt.
„Konzepte stehen. Aber es passiert nicht viel“
Das Konzept hat vier Schwerpunkte, um die Ziele der Freiraumplanung zu realisieren: Erhalt und Schaffung von Grün- und Freiflächen für die Naherholung, Vernetzung von Wegen und Grünstrukturen, Verbesserung des Stadtklimas sowie naturnahe Behandlung von Regen- und Oberflächenwasser. „Solche Konzepte stehen, aber sie werden einfach nicht umgesetzt“, sagt Dorothee Jacobs-Krahnen. „Dabei gibt es schon so viele Möglichkeiten, Ideen und Anregungen. Doch es passiert nicht viel.“
Dann kommt der Whiskey eben in die Cola-Flasche...
Grundsätzlich seien Verbote allein nicht ausreichend. „Das wissen wir von der Fasnacht“, sagt die Grünen-Politikerin. „Da existiert ein Verbot. Dann schütten die Jugendlichen ihren Whisky eben in eine halb volle Cola-Flasche. Verbote bringen nur etwas, wenn sie auch kontrolliert werden können.“

Sie traf sich mit ihren Fraktionskolleginnen Christiane Kreitmeier und Gisela Kusche, um sich in dieser Thematik abzusprechen. Die Stadt Basel mache es Konstanz vor, wie man in einem Areal wie dem Herosé-Park vorgehen könnte, sagt Dorothee Jacobs-Krahnen: „Sobald dort in der Nacht die Musik zu laut ist, geht die Beleuchtung an, und die Übeltäter können identifiziert werden. Es gibt so viele intelligente Möglichkeiten, die Einhaltung von Verboten zu kontrollieren.“
Noch wichtiger als Verbote seien aber Alternativen für die Jugendlichen. „Wenn wir die Feiernden verteilen auf mehrere Orte, wäre die Problematik nicht so groß“, ist sie sich sicher. „Dafür aber müsste man die Alternativen attraktiver machen. Solche Vorschläge existieren auch schon.“
Wünsche der Freien Grünen Liste
Die Freie Grüne Liste schlägt mehrere schnell umsetzbare deeskalierende Maßnahmen vor. Bestehende Flächen wie Klein Venedig sollen demnach durch Angebote attraktiv gemacht werden: etwa durch Kiosk, Open Air Kino, Auftritte lokaler Bands, Hip Hop Kurse oder Beachvolleyball. Webersteig und Winterersteig sollen verkehrsfrei und attraktiv und somit langfristig als Flaniermeile gestaltet werden.
...noch mehr Wünsche
Neben mehr gut erreichbaren Müllcontainern brauche es gekennzeichnete Körbe für Pfandflaschen, die von Flaschensammlern abgeholt werden können sowie deutlich mehr Toilettenwagen und Pissoirs mit Toilettenpapier, Seife und Papierhandtüchern. Wichtig wäre zudem eine Beleuchtung, die sich abhängig von der Lautstärke einschaltet – oder alternativ dezente Beleuchtung von dunklen Gebieten in Absprache mit den Umweltverbänden wegen der Lichtverschmutzung ab 22 Uhr.
Auch eine Ausschilderung der Angebote, gute Kommunikation zwischen mobiler Jugendarbeit, Kommunalem Ordungsdienst (KOD) und Polizei mit mehrfachen wöchentlichen Treffen und einer gemeinsamen deeskalierenden Strategie, regelmäßige Berichte im Gemeinderat sowie die kurzfristige Bereitstellung von Finanzmitteln für diese Maßnahmen aus Haushaltsresten stehen auf der Liste.
Die Planungen dürfen nach Meinung der FGL nicht in der Schublade liegen bleiben, sie müssen jetzt umgesetzt werden. „Das erlaubt keinen weiteren Aufschub, da die zunehmende Bebauung die Freiräume für die Menschen unserer Stadt immer mehr einschränkt. Auch daher werden attraktive Freiflächen immer stärker frequentiert. Wir müssen Räume für Begegnung schaffen und sie mit Leben füllen.“
Bereits im Mai 2017 hatte sich die FGL für die Einführung eines KOD eingesetzt, der besonders in diesem Gebiet für Entlastung und eine Verbesserung des Miteinanders sorgen sollte. Dessen Einführung hat laut Auskunft von Anwohnern immerhin das wilde Grillen reduziert. „In unserem Schreiben von September 2019 haben wir die dringende Schaffung von Sanitäranlagen und zusätzlichen Müllcontainern beantragt. Zudem haben wir im November 2019 beantragt, die Einführung eines Nachtbürgermeisters zu prüfen, der in diesem Konfliktfeld vermitteln und Lösungen entwickeln könnte“, schreibt die FGL. Fortsetzung folgt.