Jochen Hildenbrand wohnt direkt am Seerhein. Von seinem Balkon blickt er auf das Wasser; die Bischofsvilla und der Herosé-Park sind zum Greifen nahe. „Die Lage hat sich ordentlich beruhigt“, sagt er. „Das nächtliche Verbot lauter Musik und die verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst haben sich ausgezahlt.“ Bevor das nächtliches Musikverbot ausgesprochen wurde, war der Park eine einzige Partymeile und wurde so zum Ballermann am Bodensee.

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Jochen Hildenbrand legt großen Wert darauf, dass auch die jungen Menschen ein Recht auf Vergnügen haben müssen, „doch bis zum Verbot Anfang August war die Situation unerträglich. Das A und O ist die Kontrolle und die direkte, freundliche Ansprache der Menschen. So entsteht Verständnis füreinander.“

Die Polizei auf Streife im Herosé-Park.
Die Polizei auf Streife im Herosé-Park. | Bild: Schuler, Andreas

„Nach wie vor Nächte, in denen es eskaliert“

Jens-Peter Volk wohnt wenige Meter entfernt, die Terrasse seiner Mietwohnung grenzt an die Promenade am Seerhein. Auch er beobachtet eine Besserung der Situation, „doch es gibt nach wie vor Nächte, in denen es eskaliert und bis drei, vier Uhr morgens geschrien und gegrölt wird“.

Jens-Peter Volk am Ufer des Seerheins.
Jens-Peter Volk am Ufer des Seerheins. | Bild: Schuler, Andreas

In der Nacht auf Mittwoch kam es zu lautstarken Belästigungen, wie Anwohner berichten. Die Polizei wurde laut ihrer Darstellung kurz vor Mitternacht in den Herosé-Park gerufen, nachdem es zwischen dem Kommunalen Ordnungsdienst und einem 45-jährigen Mann wegen einer lauten Musikbox zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen war. Der Mann drohte den Angestellten der Stadt, Pfefferspray gegen sie einzusetzen. Daraufhin beschlagnahmten die Beamten Pfefferspray sowie Musikbox.

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Die Konstanzer CDU zeigt sich zufrieden mit den Entwicklungen in dem Areal. „Erste Rückmeldungen von Anwohnern weisen darauf hin, dass das Verbot lauter Musik in der Nacht greift“, erklärt Fraktionsvorsitzender Roger Tscheulin in einer Pressemitteilung.

CDU möchte Verlängerung der Maßnahme

Die CDU plädiert für eine deutliche Verlängerung der Maßnahme, die zunächst nur für einen Monat geplant ist. Die Verlängerung sei wichtig, weil das Verbot auch linksrheinisch gelte und damit Altstadt und Paradies umfasse, wo die Saison nicht mit dem Herbstbeginn ende.

Rücksicht kennt Nachtruhe – obwohl sich längst nicht jeder daran hält, ist die erste Bilanz nach Einführung des nächtlichen ...
Rücksicht kennt Nachtruhe – obwohl sich längst nicht jeder daran hält, ist die erste Bilanz nach Einführung des nächtlichen Musikverbots positiv. | Bild: Schuler, Andreas

Der CDU-Vorsitzende Fabio Crivellari: „Niemand erwartet Schlag 22 Uhr Friedhofsruhe in der Stadt. Die Regelung ist aber ein wichtiger Hinweis darauf, dass ab einer gewissen Uhrzeit Rücksicht auf Mitmenschen zu nehmen ist.“ Um dies zu sichern, müsse auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) verstärkt werden, die CDU hat laut Roger Tscheulin einen entsprechenden Antrag bereits eingereicht.

Rücksicht räumt auf: Leider hält sich nicht jeder daran.
Rücksicht räumt auf: Leider hält sich nicht jeder daran. | Bild: Schuler, Andreas

Nicht nur Verbote, auch Angebote für Jugendliche

Sie spricht sich nicht nur für Verbote, sondern auch für attraktive Angebote für junge Menschen aus und sieht im Bereich Klein Venedig Entwicklungspotential. „Der öffentliche Grillplatz dort ist eher eine Ausladung“, so Fabio Crivellari. Wie es gehen könne, würde man 50 Meter weiter auf Kreuzlinger Seite sehen, wo öffentliche Grillplätze ansprechend gestaltet wurden.

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Auch die Stadt zieht eine eine positive Bilanz des Musikverbotes. „Wir bekommen Rückmeldungen, dass die Situation sich verbessert hat. Auch für den KOD ist die Regelung einfacher, und es gibt weniger Diskussionen“, schreibt Rathaussprecher Walter Rügert.

Flaschensammler sind ständig im Park anzutreffen.
Flaschensammler sind ständig im Park anzutreffen. | Bild: Schuler, Andreas

Mit ihrem Freiflächenkonzept unterstreiche die Verwaltung laut Rügert die große Bedeutung der öffentlichen Freiflächen für die Stadtgesellschaft. Entsprechend werde auch fortwährend geprüft, wo noch Verbesserungen umgesetzt werden könnten. „Selbstverständlich wird auch das Maßnahmenpaket der CDU aufgegriffen. Licht und WC-Anlagen auf Klein Venedig wurden auf Initiative des Präventionsrates umgesetzt. Ebenso Sitzgelegenheiten und Tischtennisplatten in diesem Bereich“, so der Sprecher der Verwaltung.

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Das Polizeirevier hat an den jüngsten drei Wochenenden fünf Sonderkontrollen mit den Mitarbeitern des KOD durchgeführt. „Sie stellten weniger Feiernde fest. Bisher wurden sechs Musikboxen beschlagnahmt und 14 Anzeigen wegen Verstößen gegen die neue Verordnung aufgenommen“, schreibt Polizeisprecher Uwe Vincon auf SÜDKURIER-Anfrage.

Müll am nächsten Morgen. Realität im August 2020.
Müll am nächsten Morgen. Realität im August 2020. | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Zudem wurden zahlreiche Platzverweise ausgesprochen, sechs Personen wurden in Gewahrsam genommen, weil sie den Platzverweisen nicht nachkamen. Mehrere Personen wurden wegen Beleidigung angezeigt.“ Es gab mehrere Einsätze wegen Ruhestörungen.

Wie ein Kampf gegen Windmühlen...

„Aber wie das nun bei meist alkoholisierten Feierenden so ist, ist das ein Kampf gegen Windmühlen“, so Uwe Vincon. Offenbar hat sich laut der Polizei ein Teil der Feiernden zur Riesenbergkapelle und zum Taborturm verlagert. Dort hätten zuletzt zwei Partys mit rund 200 Teilnehmern stattgefunden.