Die Stadträtinnen aller Gemeinderatsfraktionen haben sich über Parteigrenzen hinweg zusammengetan, denn sie verfolgen e auch in Wahlkampfzeiten in gemeinsames Ziel: Sie wollen mehr Frauen für die Politik begeistern, zum Engagement animieren und zur Kandidatur für das wichtige politische Amt werben. Dabei steht Konstanz – was die Frauenquote anbelangt – eigentlich gut da.

Von den 40 Stadtratssitzen gehören 15 Frauen. Damit liegt Konstanz mit einer Frauenquote von 37,5 Prozent ordentlich über dem Landesdurchschnitt, der gerade einmal bei 26,8 Prozent liegt. Gemessen an der Konstanzer Bevölkerung allerdings, wo der Frauenanteil bei 52,2 Prozent liegt, wäre eigentlich noch Luft nach oben. Das finden jedenfalls die Konstanzer Stadträtinnen.

Wie repräsentativ ist das Gremium?

Tanja Rebmann sagt beispielweise klar: „Ich finde es schwierig, wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht entsprechend repräsentiert ist.“ Statt den Umstand einfach nur zu bedauern, handeln die sich im Gemeinderat engagierenden 15 Stadträtinnen und machen gemeinsame Sache.

Sie haben die Aktion „Rathaus ungeschminkt“ gestartet, um interessierten Frauen das politische Ehrenamt näherzubringen. Von 2022 bis Mai 2023 hatte Konstanz dem bundesweiten „Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik“ teilgenommen. Das ist aber zu Ende. „Wir haben uns entschieden, wir wollen auf eigene Initiative weitermachen und Frauen grundsätzlich ermuntern, sich zu engagieren“, sagt Stadträtin Christiane Kreitmeier.

Hinein ins Vergnügen: Die interessierten Frauen folgen den Stadträtinnen in den Ratssaal.
Hinein ins Vergnügen: Die interessierten Frauen folgen den Stadträtinnen in den Ratssaal. | Bild: Scherrer, Aurelia

Oberbürgermeister Uli Burchardt, der die illustre Damenriege – die Stadträtinnen sowie ein knappes Dutzend interessierter Frauen – im Ratssaal willkommen hieß und die Initiative der Rätinnen begrüßte, findet allerdings nicht, dass der Gemeinderat genau die Bevölkerung repräsentieren müsse. Die Räte könnten durchaus für andere Gruppen sprechen, meint der OB.

Er hob die Arbeit als Gemeinderat als „eine sinnvolle und wichtige Tätigkeit“ hervor, bemängelte allerdings, dass diese „Arbeit viel zu wenig Wertschätzung in der Stadtgesellschaft“ erfahre, zumal der Gemeinderat inklusive der Ausschüsse etwa 1000 Entscheidungen pro Jahr fälle.

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Der Gemeinderat ist weiblicher geworden

Der Gemeinderat habe sich sehr verändert. Burchardt brachte das Beispiel eines Gemäldes, das in seiner Amtsstube hing und das er hatte entfernen lassen. Es sei ein Bild von Herren in Westen und mit Zigarren gewesen. Dieses Bild sei längst veraltet und spiegele keineswegs den zeitgemäßen Gemeinderat, der sehr viel weiblicher geworden ist. Und es müsse sich noch weiter verändern.

„Es hat sich viel getan“, bestätigt Stadträtin Gisela Kusche den Wandel aus eigener Erfahrung. „Früher war es manchmal etwas skurril.“ Dorothee Jacobs-Krahnen, ebenfalls altgediente Stadträtin, kann davon ein Liedchen singen. „1999 wurde noch jeder förmliche gesiezt. Wir Frauen haben damals schon fraktionsübergreifend an gewissen Themen gearbeitet und wurden kritisch beäugt. Heute grenzt man sich als Fraktion nicht mehr so ab.“

Schwein gehabt: Dieses Schweinchen, das auf dem Tisch des FGL-Fraktionsbüros sitzt, kann grunzen, wie Gisela Kusche demonstriert und ...
Schwein gehabt: Dieses Schweinchen, das auf dem Tisch des FGL-Fraktionsbüros sitzt, kann grunzen, wie Gisela Kusche demonstriert und verrät: Es komme zum Einsatz, wenn jemand in der Fraktionssitzung zu lange redet. Eine Idee für Gemeinderatssitzungen? | Bild: Scherrer, Aurelia

Alle Stadträtinnen bekräftigten, dass die Tätigkeit im Gemeinderat zwar mit viel Arbeit verbunden sei, aber dennoch Spaß mache. Und die Politikerinnen springen auch gerne aus der Vorurteilsschublade. „Die wenigsten Themen sind weiblich. Ich bin gerne im Technischen und Umweltausschuss, weil ich mich für Zahlen interessiere. Außerdem bekommt man auch andere Sichtweisen“, gibt Stadträtin Susanne Heiß ein Beispiel.

Christiane Kreitmeier (FGL) feiert Heike Rawitzer (CDU), die dem ausgeschiedenen Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach nachfolgte. „Heike ist eine absolute Bereicherung. Sie bringt die Jungs auf Trab“, meint Kreitmeier mit einer Mischung aus Anerkennung und Humor in der Stimme.

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Werden Frauen von Männern noch immer nicht ganz so ernst genommen? Dies sei nicht so offenkundig wie früher, sondern eher subtil, findet Tanja Rebmann. Noch immer müssten sich Frauen mehr beweisen als Männer, aber dies sei nicht so offensichtlich. Frauen müssten sich also doch immer etwas mehr behaupten, denn: „Unsere Stimme ist nicht weniger wert. Wir sind nicht dümmer und nicht naiver“, sagt die Stadträtin.

Und was sagen die Noch-Nicht-Stadträtinnen?

Unter den Teilnehmerinnen waren Frauen, die sich bereits für die Kandidatur entschieden haben oder bereits kommunalpolitisch tätig ist. Sonali Mhalas-Bartels ist Ortschaftsrätin in Litzelstetten. „Es ist wichtig, gute Menschen mit Sach- und Fachverstand in den Gemeinderat zu bringen“, findet sie. „Ob wir Frauen es besser machen, weiß ich nicht. Aber unter Frauen geht es mehr um die Sache als um Parteipolitik, finde ich. Letztlich geht es schlicht darum, die Stadt auf gesunde Füße zu stellen.“

Andere wiederum, wollten erst einmal unverbindlich reinschnuppern. Swetlana Wiedenbeck beispielsweise fand beeindruckend, dass die Frauen- egal welcher Partei oder Wählergemeinschaft – so gut harmonierten und vor allem: „Alle haben dasselbe Ziel: Für alle ein lebenswertes Konstanz zu gestalten.“

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