Es brummt und summt wieder ordentlich auf den Wiesen, in den Bäumen und Gärten. Aber deutlich leiser als noch vor wenigen Jahrzehnten. Zwar gibt es rund 33.000 heimische Insektenarten in Deutschland. Doch viele von ihnen gelten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Gerade als artenreichste Gruppe im Tierreich erfüllen Insekten wichtige Funktionen und halten zahlreiche Ökosysteme aufrecht. Deswegen sei es so wichtig, sie zu schützen, sagt Gregor Schmitz, Leiter des Botanischen Gartens der Universität Konstanz. Jeder könne dabei helfen. Schmitz hat diese fünf Tipps, wie Hobbygärtner Bienen, Schmetterlingen und Käfern ein Zuhause geben können:

1. Weg mit dem Fußballrasen
Sattgrün und zentimetergenau geschnitten – viele Vorgärten erinnern eher an eine Parkanlage oder ein Fußballfeld. Wenig einladend ist das Ganze vor allem für Insekten. Was sie benötigen, ist ein reichhaltiges Angebot an Blüten und dazu Möglichkeiten, sich zu verstecken, damit sie sich entwickeln und überwintern können, so Gartenexperte Schmitz.
Statt Intensivrasen oder Schottergarten brauche es eine üppige Blumenwiese. „Je mehr Arten, desto besser“, betont Schmitz. Auf diese Weise könne man zahlreichen Insekten eine Nahrungsgrundlage bieten.
„Der Hobbygärtner sollte zu einer Samenmischung vom Fachhändler greifen, die viele Arten heimischer Herkunft enthält und entsprechend den Standortbedingungen im Garten ausgewählt werden kann.“ Tüten aus dem Discounter oder Werbegeschenke enthielten dagegen oft Zuchtvarianten oder Arten, die kaum an den jeweiligen Standort angepasst sind, so Schmitz.

2. Weniger ist mehr
Blumenwiesen sind aber nicht nur insektenfreundlicher und damit ökologisch wertvoller, sondern auch noch pflegeleichter, hebt der Botaniker hervor. Im Gegensatz zum Rasen, bei dem rund 20-mal im Jahr der Rasenmäher zum Einsatz kommt, reicht es bei den Wildblumen, sie ein- bis zweimal zu mähen. Optimalerweise zwischen Mitte Juli und Ende August sowie Ende September und Ende Oktober.
Wer nicht seinen gesamten Garten zur Blumenwiese umfunktionieren möchte, der kann auch kleinere Stücke entsprechend gestalten. So freut sich nicht nur der Nachbar, wenn der Rasenmäher öfter in der Garage bleibt, sondern auch allerlei Getier.
Zusätzlich sollte sich in einer Gartenecke die spontane Natur entfalten können. Heißt: Unkraut einfach mal zulassen und die Insekten beobachten, die sich dort einfinden.

3. Selbst Hand anlegen
Wer Zeit und Lust hat sowie sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen möchte, der kann sich sein eigenes Insektenhotel zimmern. „Die fertigen Häuser, die man in Baumärkten kaufen kann, haben eher einen dekorativen Wert und nutzen den Insekten weniger“, so Gregor Schmitz.
„Wichtig ist, dass man sauber und quer zur Faser bohrt. Ansonsten können Späne herausstehen, an denen sich die Tiere die Flügel aufschlitzen.“ Zu beachten sei zudem, dass man die Löcher unterschiedlicher Durchmesser (drei bis zwölf Millimeter) tief genug bohrt, damit Insekten aller Art genug Platz finden.
Bambus- und Schilfrohre eignen sich laut Schmitz besonders gut. Vielen Wildbienen und Grabwespen biete man damit ideale Brutplätze an.

4. Lieber wild statt akkurat
Lebensraum für diese Insektengruppen können Gartenbesitzer auch schaffen, indem sie beispielsweise Sträucher mit hohlen Zweigen, wie den Sommerflieder, einmal ungärtnerisch schneiden. „Einfach die hohlen Zweige ungefähr zehn Zentimeter stehen lassen und sie nicht direkt oberhalb der Knospen abschneiden“, schlägt Gartenexperte Schmitz vor.
In den abstehenden Enden können sich Insekten einnisten und ihre Brutzellen ablegen. Auch markhaltige Stängel werden von Insekten genutzt. Anstatt alte Brombeerstängel gleich zu entsorgen, können sie ganz einfach zu einem Strauß zusammengebunden und an die Gartenlaube gehängt werden, um zum Beispiel blattlausjagenden Grabwespen eine Brutmöglichkeit anzubieten.

5. Leckerbissen pflanzen
Wer sowohl den kleinen Helfern als auch den Vögeln etwas Gutes tun möchte, der kann sich einen Strauch-Efeu in den Garten holen. Efeu gibt es nämlich nicht nur in der Version einer Kletterpflanze.
„Es ist das einzige Gehölz, das im Frühjahr Beeren hat und damit den zurückkehrenden Zugvögeln entsprechende Nahrung anbietet.“ Denn es reife über den Herbst und Winter heran. Eine an der Uni Konstanz durchgeführte Analyse habe ergeben, dass beeindruckende 293 Arten den Efeu als Nahrung und 89 als Versteck nutzen.