Schon wieder trifft es die Familien: Die Stadtverwaltung möchte die Gebühren für die Kinderbetreuung erneut teurer machen. Dabei waren die Kosten erst zum Januar 2024 angehoben worden, gleichzeitig hatte die Stadt auf ein einkommensabhängiges Gebührenmodell umgestellt. Die Stadt begründet den Schritt damit, dass sie die Preise seit Jahrzehnten nicht erhöht habe und der Kostendeckungsgrad durch Elterngebühren immer noch weit unter der Empfehlung des Städtetags Baden-Württemberg liege.
Zwar habe die Erhöhung im Jahr 2024 zu Mehreinnahmen von 219.000 Euro gegenüber dem Vorjahr 2023 geführt. Doch durch die ständig wechselnde Belegung von Plätzen mit unterschiedlichen Betreuungszeiten und Kosten reduziere sich dieser Effekt auf Mehreinnahmen von rund 150.000 Euro, wie aus der Vorlage für den Jugendhilfeausschuss hervorgeht.
Das reicht für die klamme Stadt Konstanz nicht aus. Die Verwaltung orientiert sich bei den Erhöhungen nun an Mittelwerten aus sieben Städten in Baden-Württemberg. In den Jahren 2025 bis 2027 sollen auch die Kosten für Konstanzer Eltern auf ungefähr diese Mittelwerte ansteigen. Da Familien bislang je nach Träger sehr unterschiedliche Beiträge leisten, wirkt sich die Anpassung bei allen unterschiedlich aus.
Für manche Familien, die bislang sogar schon mehr bezahlen als die künftigen Richtwerte, ändert sich vorerst nichts. Denn das Ziel der Verwaltung ist es, in Zusammenarbeit mit den freien Trägern, künftig die Beiträge für alle Konstanzer Eltern auf dasselbe Niveau zu heben und den bisherigen Kostenflickenteppich aufzulösen.
Der Jugendhilfeausschuss stimmte bei 13 Ja-Stimmen und einer Enthaltung dafür, dass zunächst die von der Stadt vorgeschlagenen Erhöhungen ab 1. Januar 2025 greifen sollen. Besonders hart trifft dies Familien, die einen Kitaplatz mit verlängerter Öffnungszeit gebucht haben. Für sie sollen sich die Beiträge um zehn Prozent erhöhen. Um acht Prozent sollen die Gebühren bei Ganztagsbetreuung für über Dreijährige steigen und um drei Prozent bei Ganztagsbetreuung für unter Dreijährige.
Die geplanten Erhöhungen für 2026 und 2027 werden künftig noch separat in den Gremien diskutiert. Hier schlägt die Verwaltung sogar bis zu zwölf Prozent gestiegene Elternbeiträge (für unter Dreijährige in verlängerter Öffnungszeit) vor. Ab 2027 soll ein Platz für unter Dreijährige mit verlängerter Öffnungszeit statt 165 Euro (Stand heute in städtischen Kitas) dann 224 Euro kosten.
Doch auch das könnte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn die Stadt betont, auch diese Erhöhungen würden „zu keiner signifikant besseren Kostendeckung der Kindertagesbetreuung in Konstanz führen“.
Außerdem würden bis 2027 auch die Personal- und Sachkosten weiter steigen. „Vor diesem Hintergrund müssen bei den nächsten Anpassungsschritten für 2026 und 2027 sowohl die Zielgrößen wie gegebenenfalls auch die Erhöhungen neu justiert werden“, schreibt das Sozial- und Jugendamt.
Gleichzeitig verzichtet die Stadt bei der Erhöhung zum Januar 2025 darauf, die Einkommensgrenzen anzuheben, nach denen sich die Familien selbst in vier Beitragsstufen einsortieren müssen. Auch die Stufen sollen zunächst unverändert bleiben. Familien bezahlen je nach Einkommen derzeit zwischen 85 und 135 Prozent des Sockelbeitrags von 100 Prozent.
Auch das Essen wird noch teurer
Dazu kommt, dass ebenfalls ab 1. Januar 2025 der Essenspreis von 90 auf 100 Euro angehoben werden soll. Dabei war der Beitrag erst vor zwei Jahren von 80 auf 90 Euro gestiegen. Eine Rolle spielt dabei die Umstellung des Kita-Essens auf mehr Klimaverträglichkeit: mehr regionale Zutaten, höherer Bio-Anteil und mehr vegetarische und vegane Kost. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Essen günstiger wird, nur weil weniger Fleisch angeboten wird“, sagt Alfred Kaufmann, Leiter des Sozial- und Jugendamts.

All diese Faktoren zusammen stoßen vielen Elternbeiräten sauer auf. Sie wurden von der Stadt in das Verfahren eingebunden und konnten Stellung beziehen. Nur zwei der Elternvertreter melden zurück, dass eine Erhöhung wohl unvermeidbar sei und sie die Pläne fürs kommende Jahr mittragen. „Dass eine Anpassung des Einkommensmodells parallel dazu nicht geplant ist, sehen wir allerdings kritisch“, moniert die Elternbeirätin der Villa Kunterbunt.
Auch die meisten anderen Elternvertreter verweisen auf die ohnehin schon stark belasteten Konstanzer Familien, da die Lebenshaltungskosten in der Nähe zur Schweiz viel höher seien als anderswo in Baden-Württemberg. Sie kritisieren daher die Orientierung der Elternbeiträge an anderen Städten im Land.
Ein bereits häufig geäußerter Wunsch wird erneut laut: Viele Familien möchten flexiblere Betreuungszeiten und dass das Teilen von Kitaplätzen möglich wird. Bislang lehnt die Stadt dies aus verschiedenen Gründen ab. Einige Elternbeiräte fürchten zudem, dass noch teurere Betreuung dazu führt, dass noch mehr Elternteile zu Hause bleiben, weil sich das Arbeiten für sie nicht mehr lohnt.
Das treffe besonders die Mütter und soziale Berufe. „Dies würde den bestehenden Fachkräftemangel weiter verschärfen“, schreibt etwa der Elternbeirat der Kita Weiherhof. Die Vertreter der Kita im Grün Litzelstetten und des Kinderhauses am Rhein formulieren: „Wir sind mit der Belastung in dieser Stadt durch die Beiträge und die schlechte Kitasituation, bezogen auf die Betreuungsplätze, nicht zufrieden.“
Ähnlich äußert sich der Urisberg-Elternbeirat, der wegen Personalmangels über ein halbes Jahr mit verkürzten Öffnungszeiten klarkommen musste. Dass dennoch die Beiträge steigen sollen, sorgt für Unverständnis. „Als Familien fühlen wir uns in der Stadt Konstanz nur mangelhaft berücksichtigt“, so der Elternbeirat.
Dass das Kita-Essen nochmals teurer werden soll, versteht keiner der Elternvertreter. Fünf Euro für die Mahlzeit eines Krippenkindes seien zu viel. Portionen sollten unter zwei Kindern geteilt werden können, finden die Eltern. Ob die Beiträge tatsächlich erhöht werden, wird noch im Haupt- und Finanzausschuss besprochen und dann im Gemeinderat entschieden.