„Jeder Weg beginnt zu Fuß“, sagt SPD-Stadtrat Jürgen Ruff. Außer Frage steht, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um Fußgängern ihre Wege zu erleichtern und vor allem zu sichern. Paradebeispiel für eine extrem gefährliche Engstelle ist der Rad- und Fußweg in der Konzilstraße auf Höhe des Inselhotels. „Eine Oberkatastrophe!“, stellt FGL-Stadträtin Anne Mühlhäußer fest und führt aus: „Niemand weiß, wo er stehen soll. Es ist ein wahres Wunder, dass da noch nicht mehr passiert ist.“

Die Konzilstraße insgesamt, aber besonders der Übergang zum Inselhotel, ist für Fußgänger und Radfahrer gefährlich.
Die Konzilstraße insgesamt, aber besonders der Übergang zum Inselhotel, ist für Fußgänger und Radfahrer gefährlich. | Bild: Hanser, Oliver

Jetzt wurde dem Technischen und Umweltausschuss (TUA) ein recht umfassender Maßnahmenkatalog mitsamt Anwendungsmustern vorgelegt, der von dem externen Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen erarbeitet wurde. „Es ist das Ergebnis einer Mängelanalyse“, so Stephan Fischer, Verkehrsplaner der Stadt Konstanz. Es handle sich um einen Maßnahmenkatalog, denn „wir wollen von einer autogerechten Stadt, wo das Auto dominiert, zu einer fußverkehrsgerechten Stadt werden“, formuliert Fischer über das sonst als „Radstadt“ bezeichnete Gemeinwesen. Die baulichen Maßnahmen seien kostenintensiv und nur langfristig umsetzbar, weshalb das Ziel sei, kurzfristig kostengünstige Lösungen umzusetzen.

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Die Verwaltung hat nun ein jährliches Budget in Höhe von 250.000 Euro beantragt. „Hierin enthalten sind Ausgaben, zum Beispiel für weitere Querungsanlagen wie Zebrastreifen oder Mittelinseln, für die Ausweisung weiterer verkehrsberuhigter Bereiche, Markierungen oder auch Möblierung des Straßenraums“, heißt es in der Vorlage. Mit diesem Budget könnten 10 bis 30 Maßnahmen jährlich realisiert werden, so Fischer.

Wunschbreite für Gehwege ist 2,5 Meter

Ralf Kaulen, Geschäftsführer des beauftragten Planungsbüros, hatte unterschiedliche Lösungsbeispiele für die verschiedenen Straßengattungen erarbeitet und jetzt dem TUA vorgestellt. Primär sei es wichtig, die Gehwege wieder freizuräumen, um eine Breite von gewünschten 2,5 Metern zu erzielen; dabei nannte er die Nutzung als Radabstellplatz und für Auslagen von Geschäften als Beispiele, die auf Autoparkplätze verlagert werden sollten.

Bei Straßenquerungen hatte er Markierungslösungen, Straßenverengungen und Mittelinseln als Vorschläge parat. Für Wohnquartiere präsentierte er Vorschläge, wie durch Pflanzkübel und Sitzgelegenheiten auf der dann verkehrsberuhigten Straßen, Aufenthaltsqualität geschaffen werden könne. Letztgenannter Vorschlag wurde von Heinrich Fuchs (CDU) und Gabriele Weiner (Junges Forum) kritisiert, denn Feuerwehr und Rettungsdienste sollten ungehindert durchfahren können, um zu ihren Einsätzen zu gelangen.

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Sehr zufrieden zeigte sich insgesamt Anne Mühlhäußer (FGL), denn beim Fußverkehr handle es sich um eine „unterschätzte Fortbewegungsart“ als „wichtiger Baustein für die Mobilitätswende, der wir mehr Raum einräumen müssen“. Für sie steht fest: „Parkplätze müssen wir natürlich zurückbauen“ und – ob für Fahrrad oder Fußgänger – es „sind Flächen, die wir dem Auto wegnehmen müssen“.

Keine falschen Hoffnungen wecken

Heinrich Fuchs gab zu bedenken, dass nicht überall eine Gehwegbreite von 2,50 Metern umsetzbar sei, wie beispielsweise in der Dingelsdorfer Ortsdurchfahrt, wo auch noch zwei Busse aneinander vorbeikommen müssten. Oft sei eine Realisierung nicht möglich und „theoretische Maßnahmen nützen nichts“, so Fuchs, der sich auch für eine rasche Verbesserung für Fußgänger stark machte. Aber er riet dazu, sich keine falschen Hoffnungen zu wecken. Zudem kritisierte er die deutsche Bürokratie und die Überreglementierung am Beispiel von Zebra-Streifen als extremem Verwaltungsakt, denn es reiche nicht, Streifen auf die Straße zu machen, sondern diese Stellen müssten auch noch ausgeleuchtet werden. In der Schweiz seien Zebrastreifen hingegen komplikationslos möglich.

Beim Anblick des „riesengroßen Maßnahmenkatalogs“ sei eine Priorisierung wichtig, so Daniel Hölzle von den Freien Wählern. In Anbetracht des geringen Budgets meinte er: „Da wo es am meisten brennt, wie beispielsweise in der Konzilstraße, werden wir die größten Schwierigkeiten haben, es umzusetzen.“ Zustimmung erhielt er von Holger Reile (Linke Liste), denn mit dem Budget „ist wirklich nicht viel anzufangen“. Dabei sei gerade in der Konzilstraße dringender Handlungsbedarf angezeigt, wobei Reile an den schweren Fahrradunfall, der sich jüngst ereignete, erinnerte.

Bedürfnisse von Älteren berücksichtigen

Jürgen Ruff (SPD) findet es wichtig, dass Querungshilfen über Radstraßen eingerichtet werden, denn Füßgänger könnten kaum mehr zur anderen Straßenseite gelangen. Auch sprach er sich für Bänke auf Gehwegen aus. „Das ist wichtig für die Älteren“, wobei Ruff auf den demografischen Wandel abzielte und mit Blick zu seinen Ausschusskollegen anfügte: „Wenn ich hier in die Runde schaue, ist klar, dass wir das in Zukunft nötig haben.“

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Bei einer Enthaltung stimmte der Ausschuss dem Maßnahmenkatalog, der Umsetzungsstrategie und der Gewährung des Budgets von 250.000 Euro zu. Die Verwaltung soll nun eine Prioritätenliste erstellen, wobei die Öffentlichkeit und der Arbeitskreis Rad- und Fußverkehr einbezogen werden sollen.