Das Pandemiejahr 2021 beschreibt Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums, als „arbeitsintensives Jahr“. Nachdem das Bodenseeforum im ersten Quartal aufgrund von Corona nur für Gremiensitzungen genutzt werden konnte, ging im zweiten Quartal das große Impfen los. Das Bodenseeforum habe sich zu einem wichtigen Impfstandort entwickelt.

Auch wenn im dritten Quartal eine kurze Zeit wieder Veranstaltungen stattfinden konnten, wurden die Räumlichkeiten im vierten Quartal wieder hauptsächlich als Impfzentrum genutzt. Im gesamten Jahr 2021 wurden laut Ruth Bader rund 25.000 Impfungen an 126 Tagen durchgeführt. Diese haben im Jahr 2021 rund 30 Prozent des Umsatzes ausgemacht, im Jahr 2022 seien es bislang sogar 68 Prozent.
Veranstaltungen gab es im vergangenen Jahr insgesamt 123 an 150 Tagen. Es habe mehr zu tun gegeben als geglaubt, so Ruth Bader. Die Erträge des Jahres seien um 30 Prozent höher als im Wirtschaftsplan vorgesehen. Personalkosten seien um 20 Prozent gesunken, allerdings auch bedingt durch das Kurzarbeitergeld, die betrieblichen Kosten um 10 Prozent. „Wir sind gut im Geschäft“, sagt Ruth Bader zum derzeitigen Stand des Bodenseeforums.
In die Zukunft geblickt
Ihre Prognose für 2022 klingt vielversprechend: „Wir haben ein gutes Jahr vor uns“. Die Veranstaltungsleidenschaft nehme zu, dennoch seien viele Veranstalter im Bezug auf die Planung im Herbst aber noch vorsichtig. So weicht die Buchungslage 2022 laut dem ersten Quartalsbericht diesen Jahres gesamthaft noch um ein Drittel von der Vor-Corona-Zeit ab. Aktuell seien 76 Veranstaltungen an 204 Tagen geplant. Ruth Bader geht davon aus, dass 2024 mit Zahlen wie 2019 gerechnet werden könne.
Dazu komme, dass viele Dienstleister Personalprobleme haben. Dennoch könne das Bodenseeforum in diesem Jahr mit einem Fix-Umsatz von etwa 800.000 Euro rechnen; im Wirtschaftsplan für 2022 waren lediglich 600.000 Euro kalkuliert.

Außerdem gab es zuletzt bei der Aufführung des Musicals „Die Fischerin vom Bodensee„ eine Zuschauertribüne. Ruth Bader und ihr Team überlegen nun, diese nun in Zukunft öfters zu nutzen. Nicht sicher ist, ob sie immer für sechs bis acht Wochen geliehen werden oder gekauft werden solle – hierbei gäbe es das Problem von mangelndem verfügbaren Lagerraum. Eine weitere Neuigkeit ist die PV-Anlage auf dem Dach: sie soll ab Juni in Betrieb sein. „Trends wie Nachhaltigkeit prägen das Geschäft“, sagt Ruth Bader.
Präsenz- oder Hybrid-Veranstaltungen?
Im Quartalsbericht steht zum Thema Präsenz- und Hybridveranstaltungen: „Die Rückkehr zum reinen Veranstaltungsgeschäft ist nach zwei Jahren Pandemie kein Selbstläufer, da Routinen verloren gegangen sind und sich die Veranstaltungen durch hybride Elemente sehr stark weiterentwickelt haben.“
Veranstalter und Teilnehmer müssten sich gegenseitig auch wieder einschätzen lernen. Gleichzeitig herrsche eine große Euphorie, dass persönliche Begegnungen wieder möglich sind. „Präsente Veranstaltungen haben eine neue Wertigkeit bekommen“, stellt Ruth Bader fest. Diese bedeuten mittlerweile mehr Aufwand, würden aber auch mehr geschätzt.

Momentan gebe es weniger kleine, kurzfristige Veranstaltungen, dafür häufiger mehrtägige Kongresse mit hohem Aufwand. Die Zukunft der Präsenzveranstaltung ist laut Ruth Bader gesichert, der hybride Anteil bleibt aber: „Es handelt sich nicht um ein Ablösen, sondern um eine Vermischung“.
2021 wurden im vierten Quartal 42 Prozent der Veranstaltungen hybrid und vier Prozent digital durchgeführt. Kosten würden zwar gesenkt, aber hybride Veranstaltungen bedeuteten: „Man muss zweifach planen, sie sind personalaufwändig, haben einen hohen Technikbedarf und sind somit nicht unbedingt billiger“, erläutert Ruth Bader.
Viel Zuspruch erhielt Ruth Bader von den Mitgliedern des Konstanzer Gemeinderats. Auch die städtischen Gremien hätten während der Pandemie mangels Alternativen „davon profitiert, dass es das Bodenseeforum gibt“, konstatierte Jan Welsch (SPD).
„Großen Respekt“ für die geleistete Arbeit im schwierigen Jahr 2021 zollte beispielsweise Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU). Im Bezug auf die Nutzung als Impfzentrum formulierte er: „Das Haus wurde tatsächlich gebraucht. Das bringt neue Einsichten.“ Allerdings sollte es das Ziel sein, dass das jährliche Defizit mittelfristig auf eine Million Euro reduziert werde.
Kritik am jährlichen Defizit
Kritik gab es jedoch von Günter Beyer-Kohler (FGL) und Simon Pschorr (LLK) bezüglich des jährlichen Defizits. Auch wenn die Bilanzen während der Pandemie schon anmuteten, vergessen dürfe man nicht, dass durch unter anderem durch Abhalten von Gemeinderatssitzungen sowie durch das Impfangebot „Geld aus Kommune und Landkreis“ in die Bodenseeforum-Kasse geflossen sei, so Pschorr. „Das hat unseren Haushalt nicht entlastet.“
Der Zuschussbedarf des Bodenseeforums im Vergleich zu Veranstaltungshäusern in anderen Städten „nicht astronomisch hoch“, opponierte Ruth Bader. Für sie seien diese Zuschüsse zudem gerechtfertigt: „Wir nutzen das Geld für Veranstaltungen für die Stadt sowie den Erhalt des Hauses und der Technik. Außerdem können dadurch Kulturveranstalter relativ preiswert veranstalten.“