Gerüchte kursieren über das Wohlergehen des weißen, kleinen Hundes, der vor wenigen Wochen in Konstanz ausgesetzt wurde, in den sozialen Netzwerken. Der Spitz wurde Mitte März im Stadtteil Paradies in Konstanz allein zurückgelassen.
Neben dem angebundenen Tier stand ein Schild mit der Aufschrift „Hund mit zwei Rucksäcken und seinen Sachen drin zu verschenken“ sowie eine Schale mit Wasser und eine mit Futter. Eine Passantin fand ihn und verständigte die Polizei. Die Beamten brachten den Spitz daraufhin ins Konstanzer Tierschutzheim.
Nun soll der Hund dort angeblich allein im Keller gehalten werden, weil er sich nicht mit anderen Tieren verstehe, heißt es in einem Beitrag auf Facebook. Andrea Doll, Vorsitzende des Tierschutzvereins Konstanz, dementiert diesen Vorwurf. Sie stellt klar: „Wir haben überhaupt keinen Keller.“

Der Spitz spiele genauso draußen auf dem Gelände des Tierschutzvereins wie andere Tiere auch. Er vertrage sich gut mit den anderen Hunden. Er sei beim Tierarzt gründlich untersucht worden, der festgestellt habe, dass der Rüde gesund sei.
Der neue Besitzer soll bald feststehen
Auch im Hinblick auf die Vermittlung gehe es voran. Derzeit würden mit einigen Interessenten Vorgespräche geführt, so Doll. Für die endgültige Entscheidung spiele eine Vielzahl an Kriterien eine Rolle. Wichtig sei etwa, dass die Bewerber Erfahrung mit Hunden mitbringen, aber auch, wie viel Zeit sie in ihrem Alltag für den Hund aufwenden können.
Die Vereinsvorsitzende betont, dass bei diesem Prozess Sorgsamkeit absoluten Vorrang habe. „Auf ein oder zwei Tage mehr oder weniger hier bei uns kommt es da wirklich nicht an“, sagt sie gegenüber dem SÜDKURIER am Telefon. Zumal es der anderthalbjährige Hund bei ihnen gut habe.

Lange wird er wahrscheinlich nicht mehr in Konstanz bleiben: Die Interessenten, mit denen das Tierschutzheim im Gespräch ist, leben alle außerhalb der größten Stadt am Bodensee. Gegenüber dem SÜDKURIER sagte Heidi Schätzle, Leiterin des Tierschutzheims, im März: „Menschen aus ganz Deutschland haben uns kontaktiert. Wir haben Interessenten aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und der Pfalz.“
Die Herkunft der zukünftigen Besitzer spiele aber ohnehin keine große Rolle. Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass sich Interessenten aus anderen Städten und Regionen beim Konstanzer Tierschutzheim melden, erklärt die Vorsitzende. Die meisten ihrer Schützlinge würden innerhalb von etwa drei Monaten vermittelt. Lediglich diejenigen, die aufgrund von Krankheiten oder bestimmten Einschränkungen keinen neuen Besitzer finden, blieben langfristig im Tierschutzheim.
Langsam kehrt Ruhe im Heim ein
Auch bei dem Spitz laufe nun das Bewerberverfahren wie gewohnt ab. „Der Hund hat feste Interessenten und wenn alles klappt, darf er das Tierheim demnächst verlassen“, erklärte Tierschutzheimchefin Heidi Schätzle vor wenigen Tagen gegenüber der Deutschen Presseagentur. Wer den Hund bekommt, verriet die Heimleiterin nicht.
Wie die Vereinsvorsitzende Doll erklärt, sei die Bewerberzahl nach dem großen, deutschlandweiten Aufruhr um den kleinen Hund im März inzwischen auf aussichtsreiche Kandidatinnen und Kandidaten reduziert worden. Auch in den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden sei wieder Ruhe eingekehrt. Wie der SÜDKURIER bereits berichtete, hatte das Team zunächst Schwierigkeiten, den Betrieb wie gewohnt weiterzuführen, nachdem der kleine Spitz zu ihnen gebracht wurde.
Eine Mitarbeiterin war fast ausschließlich damit beschäftigt, E-Mails besorgter Tierliebhaber und möglichen neuen Herrchen oder Frauchen zu beantworten. Den Namen des kleinen Hundes möchte die Vorsitzende auf Nachfrage nicht preisgeben. So könne man auf den einstigen Besitzer schließen, der inzwischen durch die Polizei ermittelt werden konnte, so ihre Befürchtung.
Der Spitz ging durch viele Hände
Zuerst war davon ausgegangen worden, dass eine Frau den kleinen Hund ausgesetzt hatte. Denn in dem Rucksack, den die Polizei bei dem Fundtier sicherstellte, befanden sich Papiere, in denen der Name einer Besitzerin genannt wurde.
Inzwischen ist jedoch klar: Der Spitz ging durch mehrere Hände, bis er bei dem Mann landete, der ihn schließlich allein zurückließ. Dieses Ermittlungsergebnis gibt Kathrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, auf Anfrage bekannt. Dank guter Zeugenhinweise hätte der Verantwortliche identifiziert werden können.

Was droht dem Mann nun? Die Polizeisprecherin erklärt, dass er wohl eine Geldstrafe zahlen muss. Ein Tier auszusetzen ist eine Ordnungswidrigkeit, die nach Tierschutzgesetz bestraft werde. Das kann mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Wie hoch die Summe in diesem Fall sein wird, blieb zunächst unklar.
Sicher ist aber, dass weitere Kosten auf den ehemaligen Halter zukommen: Er muss für den Transport des Hundes sowie die Reinigung des Polizeiwagens aufkommen. Der Grund dafür: Der Hund habe auf der Fahrt zum Tierschutzheim das Dienstfahrzeug der Polizei verunreinigt.