Sie sind zwar schon seit Jahren in den Wäldern in und um Konstanz unterwegs – doch nun nehmen die Aktivitäten der Mountainbiker legitimierte Züge an. Im August trafen sich nach langer Vorarbeit ein paar Dutzend passionierter Biker, um den Mountainbike-Verein Konstanz zu gründen.

Zoff zwischen Spaziergängern, Reitern und Bikern
„Vor allem während des Lockdowns nahm die Anzahl der Waldbenutzer stark zu“, erzählt Jens Weimer. „Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Reitern, Spaziergängern, Mountainbikern – also allen Nutzern des Waldes.“ Im Frühsommer trafen sich alle Beteiligten zu einem runden Tisch, um die Probleme Stück für Stück aus dem Weg zu räumen.
Schließlich wurde unter den Bikern eine Umfrage gestartet – und 83 Prozent sprachen sich für die Gründung eines Vereins aus. Am 11. August wurde das in die Tat umgesetzt mit 28 Gründungsmitgliedern – mittlerweile fehlen nicht mehr viele, um die 100 voll zu machen. Und das, ohne Werbung zu machen.
„Das zeigt, dass der Bedarf vorhanden ist“, sagt Stephan Burzel. „Wir wollen als Verein professionell rüberkommen und hipp und trendy sein.“ Offenbar gelingt das den Verantwortlichen gut. Die Mitglieder stimmten einstimmig für den „Mountainbike Club Konstanz e.V.“.
Die Gemeinnützigkeit, eine der Grundvoraussetzungen eines eingetragenen Vereins, wurde in der Zwischenzeit anerkannt. Was derzeit jedoch noch nicht geht: Das gemeinsame Befahren von Trails, die ja schon seit längerem vor allem im Uni-Wald vorhanden sind.
„Wollen uns um die Trails kümmern“
„Das hat derzeit noch versicherungstechnische Gründe“, sagt Olaf Süßke, Vorsitzender und mit 48 Jahren der Älteste im Verein. „Sobald alles legal ist, sind wir verpflichtet, uns um die Trails zu kümmern. Das werden wir auch sehr gerne und gewissenhaft machen.“
Jens Weimer, als Rechtsanwalt der juristische Kopf des Vereins, betont die Wichtigkeit, alle beteiligten Personen mit ins Boot zu nehmen. „Natur- und Umweltschutzverbände müssen dabei sein, ebenfalls die Förster, da sie für die Verkehrssicherheit des Waldes verantwortlich sind. In Saarland zum Beispiel wurde ein Förster haftbar gemacht für einen Mountainbike-Unfall. Das wollen wir hier vermeiden.“
Der Verein plant gemeinsam mit Vertretern von Naturverbänden, dem Forst, Verwaltung und Gemeinderat und Stadtmitarbeitern einen Besuch der Stadt Baiersbronn im Schwarzwald. „Damit möchten wir die Kritiker der Mountainbike-Szene auf Verwaltungsebene erreichen“, erklärt Olaf Süßke.
Vorbild Baiersbronn
„In Baiersbronn funktioniert das Mountainbiking bereits gut. Baiersbronn gilt in der Szene als Mustergemeinde in Sachen Trail-Legalisierung.“ Hans Fischer-Schölch erläutert: Ziel sei ein direkter Austausch beider Verwaltungen.
Patrick Glatt setzt sich beim Amt für Bildung und Sport für die Förderung des Sports in der Stadt Konstanz ein und organisiert Sportveranstaltungen. Er ist für die Sportentwicklung sowie für jegliche Dienstleistung rund um den Sport zuständig.
„Es ist absolut löblich, das sich die Szene organisiert“, sagt er auf SÜDKURIER-Anfrage. „Hier wird etwas von der Biker-Szene für die Biker-Szene gemacht. Das ist vorbildlich und das möchten wir als Stadt unterstützen.“ Es könne jedoch nur funktionieren, da ist er sich mit den Verantwortlichen der Biker einig, wenn alle Interessengruppen weiterhin an einem Strang ziehen: Forst, Umweltschutz, Stadt und Waldnutzer.
Trails sind Stand heute illegal
„Der Verein hat tolle Ideen und Visionen“, berichtet er, „doch Stand heute sind die Trails im Wald illegal. Nun muss es darum gehen, die Illegalität zu verlassen.“ Das Treffen mit den Gleichgesinnten in Baiersbronn hält er für eine sehr gute Idee. „Wir als Verwaltung haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir machen nichts und erleben in zehn Jahren unser blaues Wunder – oder wir gestalten jetzt mit. Mountainbike ist längst kein Trend mehr, sondern eine Verkehrsentwicklung. Konstanz will eine Radstadt sein – dann müssen wir auch die Wege abseits der Straßen berücksichtigen.“
In Österreich seien im Jahr 2020 80 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes gewesen, davon wiederum 40 Prozent Mountain-E-Bikes. „In Deutschland dürfte es ähnlich aussehen. Dem dürfen wir uns nicht verschließen. Radsport boomt ungemein – nicht nur auf der Straße.“
Die Verantwortlichen hoffen als Ergebnis des Ausflugs nach Baiersbronn eine Teil-Legalisierung des bestehenden Trailnetzes bis spätestens Frühjahr 2022. Und als Folge daraus gemeinsame Fahrten sowie Trainingseinheiten.