Bei der Wobak selbst nachfragen wollte – nach glaubwürdiger Auskunft aus der Geschäftsführung – offenbar niemand. Stattdessen zirkulieren anonyme Briefe, und wenn man mit Leuten aus der Konstanzer Immobilienbranche spricht, wird gerne auch mal geraunt: Die Konstanzer städtische Wohnungsbaugesellschaft Wobak und die Sparkasse Bodensee machten gemeinsame Sache und wollten nach einer „Mega-Fusion“, wie es in einem Schreiben heißt, künftig das regionale Immobiliengeschäft dominieren. Was ist da los?

Sie hat ihre Zentrale in Konstanz-Petershausen: Die Wobak kennt sich seit Jahrzehnten mit gefördertem Wohnungsbau aus.
Sie hat ihre Zentrale in Konstanz-Petershausen: Die Wobak kennt sich seit Jahrzehnten mit gefördertem Wohnungsbau aus. | Bild: Julius Bretzel

Tatsächlich hat der Konstanzer Gemeinderat, nachdem das Thema zunächst hinter verschlossenen Türen vorberaten wurde, ohne eine einzige öffentliche Aussprache einen wesentlichen Beschluss getroffen. Innerhalb von Minuten war entschieden, dass die Wobak zusammen mit der Sparkasse Bodensee eine Gesellschaft gründen soll, die auch außerhalb von Konstanz Wohnungen baut. Dafür bringt, verkürzt gesagt, die Sparkasse ihren bisherigen vier-Prozent-Anteil an der Wobak ein. Zum 100. Geburtstag wird das Unternehmen damit erstmals in seiner Geschichte zu 100 Prozent städtisch.

Sie hat den Hauptsitz in Friedrichshafen: Die Sparkasse Bodensee mischt schon jetzt über Finanzierungen und Maklergeschäfte auf dem ...
Sie hat den Hauptsitz in Friedrichshafen: Die Sparkasse Bodensee mischt schon jetzt über Finanzierungen und Maklergeschäfte auf dem regionalen Immobilienmarkt mit. | Bild: Wieland, Fabiane

Noch ist die neue Firma Seewohnbau nicht gegründet, betont Malte Heinrich, Referent der Wobak-Geschäftsführung. Unter anderem steht das Ja des Regierungspräsidiums Freiburg noch aus. Wenn aber alles klappt wie geplant, entsteht tatsächlich ein neues Unternehmen, in dem zwei wesentliche Akteure auf dem regionalen Immobilienmarkt zusammenarbeiten. Dafür stehen zum Start 5,5 Millionen Euro zur Verfügung, das ergibt sich aus dem Wert der Sparkassen-Anteile an der Wobak.

Mit dem Geld soll Seewohnbau laut einer Vorlage an den Konstanzer Gemeinderat vor allem preisgünstigen Wohnraum im Konstanzer Umland schaffen. Das „wird den Markt in Konstanz mittelbar entlasten“, erklärt dazu Malte Heinrich. Dennoch ist die Aktivität außerhalb von Konstanz durchaus erklärungsbedürftig, wie die Ratsvorlage zu dem Thema zeigt. Dort lautet die Begründung kurz gefasst: Viele, die in Konstanz arbeiten, finden in der Stadt selbst schlicht keine Wohnung und werden ins Umland verdrängt – und sozialen, geförderten Wohnungsbau wollen private Unternehmen ohnehin nicht machen.

Genau hier setzt die Kritik aus der Branche an. Sie befürchten, dass die Seewohnbau auch Bauträgergeschäft macht, also Wohnungen und Häuser baut und mit Gewinn weiterverkauft. Das sei im Einzelfall denkbar, sagt Malte Heinrich, aber dieses Geschäft werde „immer nur untergeordneter sein“. Er weist zurück, was in einem der anonymen Schreiben steht: „Alteingesessene Bauträger und Immobilienunternehmen sollen so bedeutende Marktanteile verlieren“. Das sei schon angesichts der Kapitalausstattung gar nicht möglich. Und dass die Gesellschafterin Sparkasse bei den Krediten Sonderkonditionen machen könnte, sei allein aus rechtlichen Gründen nicht denkbar.

„Werden uns nicht reindrängeln“

Konkrete Projekte gibt es noch nicht, sagt Malte Heinrich. Aktiv werden kann die Seewohnbau grundsätzlich im ganzen Landkreis Konstanz, auch wenn außerhalb der Kreisstadt andere Sparkassen ihr Geschäftsgebiet haben. Auch in Teilen des Bodenseekreises könnten Immobilien der Seewohnbau entstehen. Man werde aber immer nur im Einvernehmen mit den örtlichen Bürgermeistern agieren, sichert Heinrich zu: „Wir werden uns nirgends reindrängeln“.

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Dabei muss die neue Firma nicht zwingend selbst investieren – angedacht ist auch, dass sie für interessierte Unternehmen Mitarbeiterwohnungen baut und verwaltet. Damit würde die Seewohnbau ihre anfängliche 5,5-Millionen-Euro-Größe freilich schnell hinter sich lassen.

Viele Nachbarorte schauen neidvoll auf die Wobak

Dass aber „der Immobilienmarkt im ganzen Landkreis beherrscht werden soll“, wie es in einem weiteren Schreiben heißt, davon kann laut der Wobak keine Rede sein. Und auch Malte Heinrich betont: Nur wenige Kommunen haben eigene Gesellschaften, die sich um den Bereich des Immobilienmarkts kümmern, der für den sozialen Zusammenhalt am wichtigsten ist: „Beim geförderten Wohnbau sind wir hier ziemlich allein“, und zugleich gebe es immer wieder Interesse in Nachbarorten. Darum ginge es, sagt Malte Heinrich, und nicht um eine „Mega-Fusion“.