Wer schon mal eine Fahrprüfung gemacht hat, weiß, das ist kein Zuckerschlecken. Die Fahrlehrer Wolfgang Rüdiger von der Fahrschule Rüdiger und Ali Önnisan von Heiners Fahrschule kennen es. Immer wieder haben sie es mit enttäuschen Prüflingen zu tun, die erst einmal nachsitzen (und -zahlen) müssen, bevor sie die Fahrerlaubnis erhalten.


Aber wo scheitert die Hoffnung auf den Führerschein in Konstanz besonders häufig? Was machen Fahranfänger regelmäßig falsch? Wir haben den beiden erfahrenen Fahrlehrern über die Schulter geschaut. Und fragen die langjährigen Autofahrer unter den SÜDKURIER-Leser gleich auch noch: Hätten Sie es wirklich besser gemacht oder gewusst?
Wo sind die schwierigsten Stellen auf Konstanzer Straßen?
Die erste schwierige Stelle, an der schon mancher Prüfling scheiterte, befindet sich in der Stopp-Stelle am Ende der Riedstraße in Wollmatingen. Ali Önnisan sagt, bevor es die Möglichkeit gab, die praktische Prüfung mit einem Automatik-Getriebe-Auto zu fahren, war das Berganfahren an dieser Stelle oft ein Problem.

Aber auch mit einem Automatikauto haben einige Fahrschüler Probleme mit den Stopp-Schildern, berichtet Ali Önnisan. Einige Schüler würden nicht anhalten. „Ein Stopp-Schild bedeutet halten, also stehenbleiben“, sagt er. Man soll nicht in Bewegung bleiben, auch nicht dann, wenn es eigentlich gerade passt, flott weiterzufahren – ohne das Auto anzuhalten.
Das Zweite, was oft falsch gemacht wird, ist das Abbiegen vom Ende der Westtangente in die Reichenaustraße. Viele Autofahrer, die dort links in Richtung Stadt fahren, vergessen, dass außerorts das Rechtsfahrgebot gilt, und bleiben auf der linken Spur, sagt Wolfgang Rüdiger. Das ist auch ein Fehler, der langjährigen Führerscheininhabern oft passiert, berichtet er.

Die dritte Herausforderung lauert, von der Fähre her kommend, an der Ecke Mainaustraße/Allmannsdorfer Straße in Form von zwei direkt aufeinander folgenden Ampeln, die das Abbiegen in zwei unterschiedliche Straßen regeln. Wolfgang Rüdiger berichtet, durch ihre direkte Nähe würden sie gerne mal für Verwirrung bei den Fahrschülern sorgen.

Was sind die schwierigsten Verkehrssituationen?
Es gibt auch ortsunspezifische Situationen, die gefährlich werden können. Zum Beispiel sind schnelle Fahrradfahrer in Kombination mit Bedarfsradwegen oder Schutzstreifen eine gefährliche Mischung, berichtet Wolfgang Rüdiger.
Besonders brenzlig wird es, wenn es keine normalen Fahrräder sind, sondern motorisierte E-Bikes, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell fahren können. Diese haben nämlich eigentlich gar nichts auf den gekennzeichneten Fahrradwegen zu suchen, sagt Wolfgang Rüdiger.
Eine weitere Herausforderung sind – da sind sich Wolfgang Rüdiger und Ali Önnisan einig – Busse mit eingeschaltetem Warnblinker, denn diese erfordern von Autofahrern maximale Disziplin. An ihnen darf, egal wo, nur in Schrittgeschwindigkeit vorbeigefahren werden. Das bedeutet: fünf bis sieben Kilometer pro Stunde.
Selbst dann, wenn der Bus auf der gegenüberliegenden Straßenseite seinen Warnblinker eingeschaltet hat. Das ist so, damit niemand gefährdet wird, der vom Bus verdeckt auf die Straße tritt, erklärt Ali Önnisan. „Das machen eigentlich nur Fahrschulen richtig“, schildert Ali Önnisan seinen Eindruck. „Entweder kennen die anderen das nicht oder sie verstoßen bewusst dagegen.“

Eine weitere Schwierigkeit ist es, beim Abbiegen den Fußgängern Vorrang zu gewähren, sagt Ali Önnisan. Den Vorrang haben die Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, in die man einbiegt. Die Fußgänger, die die Straße, aus der man kommt, überqueren wollen, müssen warten. „Auch die Fußgänger wissen das meistens nicht“, sagt er.
Aber um in der Prüfung nicht durchzufallen, müsse man sie die Straße überqueren lassen oder von ihnen ein klares Zeichen bekommen, dass die Fußgänger auf ihren Vorrang verzichten. Wolfgang Rüdiger sagt: „Viele dieser Probleme sind einfach hausgemacht. Die Verkehrsteilnehmer sollten wieder ein bisschen mehr aufeinander achten.“ Denn miteinander würde es flüssiger und reibungsloser laufen, findet er.
Doch wie meistert man die praktische Prüfung?
„Man kennt seine Fahrschüler, aber nicht seine Prüflinge“, sagt Wolfgang Rüdiger und lacht. „Die geraten in Panik und dann geht gar nichts mehr.“ Um die Aufregung gering zu halten, rät Ali Önnisan: „Man soll die Prüfung nicht größer machen, als sie ist.“ Er erklärt, die Prüfung habe keinen so großen Einfluss auf das Leben, wie zum Beispiel eine Abiturprüfung, und man könne sie ja leicht wiederholen.
Wolfgang Rüdiger rät: „Die Schüler sollen auf ihren Fahrlehrer hören, wenn der sagt, man ist noch nicht so weit, dann ist das halt so.“ An der Stelle greift auch der Tipp von Wolfgang Rüdiger und Ali Önnisan. Sie sagen: Der Preis sollte keinen Einfluss darauf haben, wie viele Übungsstunden man nimmt. „Im Zweifel sind drei bis fünf Fahrstunden billiger als eine zweite praktische Prüfung“, verdeutlicht Wolfgang Rüdiger.
„Man sollte normal fahren wie in der Fahrschule“, sagt Ali Önnisan. Der Meinung ist auch Wolfgang Rüdiger, er sagt, wenn man es einfach so mache wie in den Fahrstunden, habe man die besten Voraussetzungen, den Führerschein auf Anhieb zu schaffen – trotz einiger fieser Stellen im Stadtgebiet.