In den vergangenen Wochen war es sehr heiß. Die Oberflächentemperaturen auf Konstanzer Plätzen, die der SÜDKURIER jüngst gemessen hat, ließen staunen. Deutlich wurde: Es braucht gezielte Maßnahmen, um Hitzeinseln zu entschärfen. Toll wären Schatten spendende Bäume. Aber die sind ein rares Gut in der Innenstadt.
Genau auf diesen Mangel in der Klimanotstandstadt Konstanz weisen seit vielen Jahren Stadträte unterschiedlicher Parteien hin. Sie fordern Bäume und mehr Grün und nehmen Marktstätte, Augustiner- und Benediktinerplatz als Beispiele. Getan hat sich bislang nicht viel, geredet wurde dagegen umso mehr.

Im vergangenen Jahr hat das Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) erste Ideen präsentiert, wie es Marktstätte und Augustinerplatz attraktiver machen und dem Klimawandel Rechnung tragen wolle. Gleichzeitig wurde auf das große Problem verwiesen: Bäume zu pflanzen würde schwierig; unter dem Belag der Marktstätte liegen Leitungen, unter dem Augustinerplatz gibt es eine Tiefgarage. Da gebe es kaum Möglichkeiten, mit ausladendem Blätterwerk ausgestattete Bäume in das Erdreich zu pflanzen. Auch die Bürgervertreter waren enttäuscht, denn ein Baum hat eben eine andere Wirkung als ein Sonnenschirm.
Immerhin: Auf der Marktstätte hat die vereinsamte Stieleiche Gesellschaft bekommen. Und was ist mit dem Augustinerplatz? Da möchte das ASU auf Pflanzkübel mit Bäumen und auf smarte Schirme mit ausgeklügelter Messtechnologie setzen, die Schatten spenden sollen. Letztgenannte hat das Amt für den Augustinerplatz für Sommer 2024 in Aussicht gestellt.
Noch immer kein smarter Schirm in Sicht
Heute ist der 22. August. In Dingelsdorf wird am Wochenende Herbstfest gefeiert. Von Schirmen oder anderen dem Mikroklima zuträglichen Maßnahmen ist auf dem Augustinerplatz nichts zu sehen. Wären gezielte Maßnahmen für viel zu heiße Tage nicht vielleicht schnell umsetzbar? Wenn man auf den tristen Augustinerplatz schaut, möchte man auf die Frage nur antworten: scheinbar nicht.
Stattdessen fristen die Bestandsbäume auf dem unwirtlichen Platz ein Schattendasein und haben zum Teil möglicherweise schon länger keinen richtigen Wassersegen bekommen. Vertrocknet und ungepflegt sehen die Pflanzenbottiche am linksrheinischen Ufer aus.

Das ist nicht nur alles andere als schön, sondern vor allem eines: sehr traurig. Bei diesem unrühmlichen Anblick stellt sich die Frage: Wird mit den angekündigten Pflanzkübeln für Bäume in der Innenstadt dann ebenso nachlässig umgegangen?
Die bisherigen Maßnahmen wirken zumeist provisorisch, kurz gedacht und lieblos. Nur weiter über notwendige Anpassungen an den Klimawandel zu reden, hilft nicht. Es ist dringend an der Zeit, sinnvolle, pragmatische und effiziente Lösungen zu finden und diese Maßnahmen schnell umzusetzen. Sie sollten nicht nur eine Saison, sondern langfristig halten und dem Mikroklima in der Konstanzer Innenstadt zuträglich sein.