Noch geht es. Langsam schiebt sich ein Auto die steile Rampe hinauf. Die Hinterräder noch auf der Zufahrtsbrücke, die Vorderräder schon auf dem Fährschiff. Dazwischen der aufragende Scheitelpunkt. Nur wenige Zentimeter fehlen, dann würden hässliche Geräusche vom Aufsitzen künden. Die verordnete Schrittgeschwindigkeit fährt hier am Staader Fähranleger jeder, und zwar freiwillig.

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So geht es zu bei einem Pegel über fünf Meter am Hafen in Staad. Doch der Fährbetrieb läuft, alle zehn bis 15 Minuten legt ein Schiff in Richtung Meersburg ab. Dass das Ein- und Ausladen länger dauert als sonst, hat laut Christopher Pape von den Stadtwerken nur geringe Auswirkungen auf den Fahrplan. „Erst ab einem Pegel über 5,20 Meter würde es zu weiteren Einschränkungen kommen“, erklärte er auf SÜDKURIER-Anfrage.

Sollte das Wasser weiter steigen, haben die Stadtwerke noch ein letztes Mittel: Mit Ballast machen sie die Fährschiffe schwerer und drücken sie tiefer ins Wasser. Dann sind die Rampen nicht mehr so steil. Auf der Fähre-Zufahrt sind vorsorglich zahlreiche Mulden deponiert, die mit Aushub aus einer Baugrube gefüllt sind. Stadtwerke-Sprecher Pape sagte, je nach Lage könnten dann zwei oder vier solche Zusatzgewichte auf die Fähre gestellt werden: „Da können wir dann noch ein paar Zentimeter rausholen.“

Sie dienen notfalls als Ballast für die Fährschiffe: Mulden mit Aushub stehen in Staad sicherheitshalber bereit.
Sie dienen notfalls als Ballast für die Fährschiffe: Mulden mit Aushub stehen in Staad sicherheitshalber bereit. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Das Material habe eine Baufirma sozusagen ausgeliehen, bis es dann endgültig deponiert wird. Der Fährbetrieb gehe aber nicht davon aus, dass es diesen Zusatz-Ballast noch brauche. Zumal bis zu einem Pegel von 5,20 Meter keine besonderen Einschränkungen zu erwarten seien. Ob dieser Wert in den nächsten Tagen erreicht wird, galt nach der Prognose der Hochwasserzentrale des Landes Baden-Württemberg als unwahrscheinlich.

Der beliebteste Spazierweg von Konstanz ist unterbrochen

Greifbare Folgen hat der hohe Wasserstand dagegen schon jetzt am Uferweg zwischen dem Yachthafen und dem Freibad Horn in Konstanz. Elena Oliveira aus der Pressestelle der Stadtverwaltung sagte, dass ein Teilstück erneut gesperrt werden muss. Es handelt sich um den östlichsten Abschnitt, von der Stadt her kommend, vor der Therme. Wo sonst auf einer Kiesbank Stein-Türmchen aufgestapelt werden, haben Hochwasser und Wellenschlag einen Teil des Uferwegs zerstört.

Hier muss der Weg erst mal repariert werden, wenn der See wieder niedriger ist: Kurz vor der Therme ist am Konstanzer Seeuferweg kein ...
Hier muss der Weg erst mal repariert werden, wenn der See wieder niedriger ist: Kurz vor der Therme ist am Konstanzer Seeuferweg kein Durchkommen mehr – die Stadt hat den Abschnitt erneut gesperrt. | Bild: Jonas Bernauer

Wie lange der viel begangene Fußweg blockiert bleibt, ist den Angaben zufolge noch unklar. Die Sanierung könne erst beginnen, wenn der Wasserstand deutlich niedriger sei und kein Risiko bestehe, dass die Arbeiten schnell wieder zunichtegemacht werden, so Oliveira. Eine Fußgänger-Umleitung ist eingerichtet. Der Rest des Uferwegs kann benutzt werden, Schilder warnen aber vor möglichen Überflutungen.

Andere Teile des beliebten Spazierwegs bleiben offen. Mit nassen Füssen müssen Nutzer allerdings rechnen.
Andere Teile des beliebten Spazierwegs bleiben offen. Mit nassen Füssen müssen Nutzer allerdings rechnen. | Bild: Jonas Bernauer

Für die Bodensee-Schiffsbetriebe bedeutet der hohe Wasserstand unter anderem, dass das Schiff „Stadt Radolfzell“ den Untersee erst einmal nicht verlassen kann. Von seinem Heimathafen aus sei es aber planmäßig unterwegs. Lediglich unter der Alten Rheinbrücke in Konstanz kommt es aktuell nicht durch. Auf dem Obersee und Überlinger See können die Schiffe alle Häfen anlaufen.

Einschränkungen gibt es für Fahrgäste der Weißen Flotte, die auf einen Roll- oder Krankenfahrtstuhl angewiesen sind. Barrierefrei sind derzeit nur wenige Landestellen. Das bedeutet: Es kann in diesem Fall nur in Meersburg, Friedrichshafen, Lindau und Bregenz zu- und auch wieder ausgestiegen werden.

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Die Insel Mainau, so teilen die Schiffsbetriebe weiter mit, „ist für Rollstuhlfahrer aktuell noch ausschließlich mit MS ‚Insel Mainau‘ von Uhldingen aus per BSB-Schiff erreichbar. Alle anderen Schiffe können keine Rollstühle von/zur Insel Mainau mitnehmen.“

Wenn der Pegel um nur einen Zentimeter steigt, entspricht das...

Wie sich der Pegel entwickelt, ist nicht exakt vorauszusagen. Am Montagabend, 24. Juni, schien der Anstieg gebremst. Entscheidend ist nun, wie viel Schmelzwasser aus den Bergen in den nächsten Tagen noch in den See fließt, vor allem aus Graubünden und dem Bregenzerwald.

Wie viel Wasser fließt in den See?

Ein Pegel-Anstieg um nur einen einzigen Zentimeter entspricht bei einer Gewässeroberfläche von 536 Quadratkilometern der fast unvorstellbaren Wassermenge von 5,36 Milliarden Litern oder 5,36 Millionen Kubikmetern. Das entspricht 35 Millionen Badewannen-Füllungen von jeweils etwa 150 Litern.